Sprache in binationalen Beziehungen

alles, was nicht in die speziellen Länderrubriken paßt

Moderator: Moderatoren

Antworten
Benutzeravatar
Jupp
Beiträge: 4427
Registriert: Do Feb 19, 2004 12:25 pm
Wohnort: im Westen

Sprache in binationalen Beziehungen

Beitrag: # 20123Beitrag Jupp »

Diese Diskussion wurde auf Wunsch des Verfassers abgetrennt. Der erste Teil (der ein anderes Thema hat) befindet sich hier
seltsamer weise scheue ich mich, mit meinem Mann ungarisch zu reden
Es kann aber nicht sein, daß Du eine "innere" Abneigung gegen die Sprache hast? Denn Sprache lernt man eigentlich nur, in dem man sie spricht ;-)
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
--------
Weihnachtsblog: Geschenkideen und mehr ;-)
Anne
Beiträge: 90
Registriert: Di Jan 22, 2008 10:25 am

Beitrag: # 20139Beitrag Anne »

Aber nicht mit seinem Ehegatten. Ich hatte viele Jahre mit binationalen Paaren zu tun - man bleibt grundsätzlich miteinander in der Sprache, in der man sich kennengelernt hat, egal, wie gut man inzwischen eine andere lernt. Die anfänglich gemeinsame Sprache wird wohl zum Teil der Beziehung.
Ausnahmen gibt es, aber sie sind echt selten.
Caribe-Klaus
Moderator
Beiträge: 3687
Registriert: Mo Jun 13, 2005 8:15 am
Wohnort: Landkreis Starnberg - das 5-Seen-Land

Beitrag: # 20143Beitrag Caribe-Klaus »

Anne hat geschrieben:Ich hatte viele Jahre mit binationalen Paaren zu tun - man bleibt grundsätzlich miteinander in der Sprache, in der man sich kennengelernt hat, egal, wie gut man inzwischen eine andere lernt.
Das ist tatsächlich so. Gute 8 Jahre habe ich mit meiner damaligen Frau auf der Insel nur in spanisch gesprochen. Nach der Rückkehr nach Deutschland - auch nur in spanisch. Ich glaube, dieses langsame, umständliche Reden in meiner Sprache war mir zu umständlich oder so ? :roll:

Gruss Klaus
Die positive Grundeinstellung ist nicht alles, doch ohne sie - ist alles nicht's !
Benutzeravatar
Jupp
Beiträge: 4427
Registriert: Do Feb 19, 2004 12:25 pm
Wohnort: im Westen

Beitrag: # 20152Beitrag Jupp »

Ich kenne das aber auch anders, insbesondere, wo hier auch Kinder im Spiel sind. Konsequent mit den Kindern in der neuen Sprache sprechen, so hat es bereits vor über fünfzig Jahren geklappt.

Was das andere betrifft, muß man sich dann halt mal zwingen, eine Stunde pro Tag oder so umzuschalten - hält auch die Grauen Zellen fit ;-)
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
--------
Weihnachtsblog: Geschenkideen und mehr ;-)
Anne
Beiträge: 90
Registriert: Di Jan 22, 2008 10:25 am

Beitrag: # 20153Beitrag Anne »

Die Kinder haben - laut den meisten Pädagogen - mehr davon, wenn jedes Elternteil die eigene Muttersprache mit ihnen spricht. Das gibt dann eine korrekte Zweisprachigkeit, weil sie nicht von einem dessen Fehler übernehmen.
Benutzeravatar
Siggi!
Moderator
Beiträge: 6284
Registriert: So Jul 10, 2005 7:43 pm
Wohnort: Republik Krim, RU

Beitrag: # 20155Beitrag Siggi! »

Ich hatte viele Jahre mit binationalen Paaren zu tun - man bleibt grundsätzlich miteinander in der Sprache, in der man sich kennengelernt hat, egal, wie gut man inzwischen eine andere lernt.
Wir sprechen auch noch immer Englisch miteinander, obwohl meine Frau als wir noch in D waren, recht gut Deutsch gelernt hatte.
Das gibt dann eine korrekte Zweisprachigkeit, weil sie nicht von einem dessen Fehler übernehmen.
Das gibt also bei uns dann mindestens Viersprachigkeit: Meine Frau spricht Russisch, ich Deutsch, wir mitandern Englisch und in der Schule Ukrainisch. Armes Kind...

Gruß
Siggi
Benutzeravatar
Jupp
Beiträge: 4427
Registriert: Do Feb 19, 2004 12:25 pm
Wohnort: im Westen

Beitrag: # 20158Beitrag Jupp »

Tja, ist halt nicht so einfach mit der Sprache. Wird Zeit für die EURO-Sprache.
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
--------
Weihnachtsblog: Geschenkideen und mehr ;-)
rhonabeck
Beiträge: 124
Registriert: Do Aug 17, 2006 6:49 pm
Wohnort: Südafrika

Beitrag: # 20353Beitrag rhonabeck »

@virag

Mein Mann hat mit 56 angefangen Englisch zu lernen. Ich war etwas besser dran, weil ich mein Englisch aus beruflichen Gruenden (Fachliteratur) oefters gebraucht habe, ein paar Jahre juenger bin und nicht ganz so eingerostet war. Aber leider ist ein grosser Unterschied, ob man medizinische Artikel oder Shakespeare im Original lesen kann, oder wirklich jedes Sch..detail auf Englisch erklaeren oder verstehen muss. Das faengt schon beim Einkaufen an. Ich kenne Leute (Deutsche) hier, die haben es nach 5 Jahren Daueraufenthalt noch nicht geschafft, Paniermehl zu finden, obwohl es in jedem Regal dick und breit steht.

Auch wir reden miteinander Deutsch, aber Gott sei Dank hat mein Mann keine Hemmungen, auf fremdlaendisch loszureden. Er hat sich schon von Anfang an einen "Herrenabend" eingerichtet, jede Woche feritags. Da kommen immer 2-3 Einheimische, und dann wird stundenlang ueber Gott und die Welt geredet. Ihm hilft das ungemein. Wenn man Kinder hat, ist es vielleicht noch einfacher, man kann mit anderen Muettern reden.

Eins ist ganz wichtig, und damit habe ich so meine Schwierigkeiten: Keine Hemmungen! Es bleibt nicht aus, dass du dich zum Narren machst. Wenn die Einheimischen erst mal merken, dass man es ernst nimmt und sich Muehe gibt, lacht keiner ueber dich.

Liebe Gruesse
rhonabeck
Beiträge: 124
Registriert: Do Aug 17, 2006 6:49 pm
Wohnort: Südafrika

Beitrag: # 20355Beitrag rhonabeck »

Ist mir gerade noch eingefallen: Vielleicht waere es besser gewesen, diese Diskussion im allgemeinen Teil zu belassen. Ich koennte mir gut vorstellen, dass viele Leute laenderunabhaengig aehnliche Schwierigkeiten haben!

Liebe Gruesse

Ist geschehen Siggi
Kenny
Beiträge: 34
Registriert: Fr Okt 19, 2007 11:41 am
Kontaktdaten:

Beitrag: # 20394Beitrag Kenny »

Wir reden spanisch. Das ist jetzt okay, anfangs konnte ich leider fast überhaupt kein Spanisch und unsere Gespräche waren entsprechend kurz oder nicht vorhanden. :lol:

Mittlerweile hat sich das aber stark verbessert. Und jetzt wo's mit der spanischen Konversation klappt fängt sie an Deutsch zu lernen.
Oryx
Beiträge: 667
Registriert: Mo Jun 18, 2007 10:54 am
Wohnort: Namibia

Beitrag: # 20483Beitrag Oryx »

Ungarisch – wie es ursprünglich virag erwähnt hatte – ist wirklich schwierig. Ich habe das mal ein halbes Jahr lang gelernt, und obwohl ich recht sprachbegabt bin, konnte ich nach dem halben Jahr so etwa drei Sätze. Vor allem "Igen" ("Ja"). Damit bin ich dann nach Ungarn in Urlaub gefahren und habe mich dort wirklich nur mit Händen und Füßen und ab und zu einmal einem "Igen" verständigen können. :-)

Mit Französisch war es besser, weil ich das schon in der Schule gelernt hatte, wenn auch nur kurze Zeit, und dann ja auch mehrere Jahre in Frankreich gewohnt habe. Aber schwierig ist es immer, wenn man nicht in dem Land arbeitet. Mit Arbeitskollegen muß man einfach reden, aber wenn man wie ich eher von zu Hause aus und in Deutschland arbeitet, hat man keine Arbeitskollegen. Deshalb hat sich mein Französisch auch kaum verbessert, während ich in Frankreich gelebt habe. Und manchmal war das schon ein richtiger Krampf bei Behördengängen. Vor allem, da die Bürokratie in Frankreich ihresgleichen sucht, dagegen ist Deutschland manchmal Gold.

Mein Englisch war, da ich es länger in der Schule hatte, von Anfang an besser, aber ich habe es kaum aktiv genutzt, vielleicht mal ein wenig in E-Mails oder in Foren, aber ansonsten höchstens passiv. Aber ich bin trotzdem froh, daß die Amtssprache hier in Namibia Englisch ist. Damit kennt man sich neben Deutsch halt immer noch am besten aus, und mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran. Das Schöne an Namibia ist: Kaum jemand spricht hier korrekt Englisch. Einige Weiße britischer Abstammung ja, auch nicht alle Weißen, weil die Muttersprache der meisten Afrikaans ist, aber kaum ein Schwarzer spricht korrektes Englisch. Deshalb kommt man sich dann auch nicht so dumm vor, wenn man es auch nicht richtig kann. :-) Aber mit Englisch läuft es schon gut, das ist besser als die Jahre mit Französisch, wo man die Hälfte nicht verstanden hat, besonders bei juristischen Angelegenheiten.

Gruß,
Oryx

P.S.: Rhona, hast Du eigentlich auch Afrikaans gelernt? Oder ganz auf Englisch gesetzt? Hier in Namibia stelle ich fest, daß viele Schwarze neben ihrer Stammessprache nur Afrikaans sprechen, und da kommt man mit Englisch nicht weiter. Die jüngeren lernen Englisch in der Schule, aber die älteren haben noch Afrikaans gelernt, nichts anderes. Manchmal kommt man mit Deutsch weiter als mit Englisch, weil einige Wörter in Deutsch gleich oder ähnlich sind wie in Afrikaans, aber für längere Gespräche reicht das nicht (es sei denn, der andere spricht Deutsch, was hier in Namibia natürlich auch oft der Fall ist).
rhonabeck
Beiträge: 124
Registriert: Do Aug 17, 2006 6:49 pm
Wohnort: Südafrika

Beitrag: # 20484Beitrag rhonabeck »

@ Oryx
Nein, ich habe nicht Afrikaans gelernt. Ich kann's lesen und auch verstehen, aber sprechen nicht. Na ja, ein paar Worte und Wendungen, fuers Einkaufen reichts.

Aber ich habe festgestellt, dass sich hauptsaechlich die Weissen auf dem platten Land am Afrikaans festhalten, die Schwarzen und Farbigen, besonders die juengeren, sprechen auch unter sich Englisch. Ist ja auch verstaendlich, Afrikaans ist die Sprache der Apartheit, und mit zunehmendem black empowerment wird's auch aussterben.

Liebe Gruesse
Oryx
Beiträge: 667
Registriert: Mo Jun 18, 2007 10:54 am
Wohnort: Namibia

Beitrag: # 20485Beitrag Oryx »

Ja, ich will deshalb auch kein Afrikaans lernen. Mit jüngeren Leuten ist das auch absolut kein Problem, die sprechen alle Englisch, aber mit älteren ist es eben manchmal schwierig. So ein paar Brocken wären vielleicht nicht schlecht, für den Übergang, bis alle Englisch können.
Suesskraut
Beiträge: 112
Registriert: Fr Mär 23, 2007 1:21 pm
Wohnort: Hannover

Beitrag: # 23480Beitrag Suesskraut »

Mein Partner ist Australier und wir wohnen erst seit März in Deutschland, er hat also jetzt grad erst so richtig angefangen, deutsch zu lernen. Wir reden zu 98% englisch zuhause, was seinem deutsch lernen natürlich nicht so hilft, aber ich bin meistens auch zu faul, deutsch mit ihm zu reden.
Leider wollen auch die meisten anderen Deutschen immer Englisch mit ihm reden, egal ob das die Bäckerin, der Kellner oder Arbeitskollege ist - denen ist das meistens total egal, daß er mit ihnen deutsch redet, die antworten einfach auf englisch.
Ich glaub deshalb können auch prozentual weniger 'native english speakers' eine Zweitsprache, weil sie einfach nicht müssen...
SK
If you don't live on the edge, you're taking up too much space.
DK-Ursel
Beiträge: 169
Registriert: Fr Mai 23, 2008 10:31 pm
Wohnort: Dänemark

Beitrag: # 23481Beitrag DK-Ursel »

Hej allesammen!

Oh, Sprache/n, Spracherwerb, Mehrsprachigkeit - eins meiner Lieblingsthemen, mit dem ich mich auch ernsthaft befasse - immerhin bin ich ja auch Mutter wzeier fließend zweisprachiger Töchter.

Anne:
Aber nicht mit seinem Ehegatten. Ich hatte viele Jahre mit binationalen Paaren zu tun - man bleibt grundsätzlich miteinander in der Sprache, in der man sich kennengelernt hat, egal, wie gut man inzwischen eine andere lernt. Die anfänglich gemeinsame Sprache wird wohl zum Teil der Beziehung.
Ausnahmen gibt es, aber sie sind echt selten.
Dann kenne ich wohl nur Ausnahmen, denn die bilingualen Paare, die ich kenne, haben sich oft anfangs in einer Drittsprache (Englisch) verständigt und sind dann zu der Landessprache übergegangen.

Wir selber habe auch erst Englisch zusammen gesprochen, erst als nach mehr als 2 Jahren Fernbeziehung mein Mann nach Dtd. zog, sollte es Deutsch sein, weil er es besser lernen wollte.
Umgekehrt - und so stimmt Deine Theorie dann wieder - haben wir es nie gedreht, als wir nach DK zogen.
Meinem Dänisch hätte es sicher gutgetan, aber den später geborenen Kindern hat es natürlich geholfen, Deutsch zu lernen, zumal wir als Familiensprache Deutsch haben.

Später schreibst Du dann, daß Pädagogen dazu raten, daß jeder seine Muttersprache spricht, damit die Kinder nicht die Fehler mitlernen.
Was sind das für Pädagogen, wieviel haben sie sich tatsächlich mit Mehrsprachigkeit beschäftigt?
Grundsätzlich ist es natürlich richtig, daß jeder seine Muttersprache sprechen sollte - vor allem aber, weil dies die Sprache ist, in der jeder spontan sich zurechtfindet und zu der man eben seine tiefe emotionale Bindung hat.
Was im Kleinkindalter noch gut klappt mir der Fremdsparche, kann in Schuljahren und der Pubertät einen dann doch ganz schön vor sprachliche Probleme stellen.
Es gibt nur wenig Studien dazu, wie sich das entwickelt, wenn Eltern fremdsprachlich mit ihren Kindern verkehren.

Andererseits kenne ich mindestens einen Vater, der nie Deutsch mit seinen Kindern spricht, die zur Folge natürlich auch nicht Deutsch verstehen/sprechen --- deren Dänisch ist natürlich gut genug, weil es die Umgebungsprache ist - Fehler, die er evtl. macht, werden ja von der Umgebung automatisch korrigiert.
Wer weiß, wie schwer es oft ist, seine Muttersprache = Nicht-Umgebungssprache gegen die Macht der Umgebungssprache zu vermitteln, der versteht auch, daß die Kinder kaum in den Fehlern eines Elternteils beeinflußt würden.

Das ist ein interessantes Thema - Gruß Ursel, DK
Antworten

Zurück zu „Allgemeines zum Thema Auswandern“