Kulturschock "zuhause"- und jetzt wieder weg?

Keine Lust, den Parteien zu schreiben? Dann hier rein mit Eurem Frust.

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campesina
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Kulturschock "zuhause"- und jetzt wieder weg?

Beitrag: # 7070Beitrag campesina »

Hallo allerseits!
Ich war nur ein Jährchen in Südamerika und habe dort auf dem Land gewohnt und jetzt vermisse ich alles so und kann mir ganz und gar nicht vorstellen mein Leben, in diesem Land zu verbringen, wo man keinen einzigen Mensch auf der Straße trifft, wo alle Wert auf ein großes Haus mit wahnsinniger Ausstattung legen, wo man einander ignoriert, wo das Leben so technisiert und körperlich unanstrengend und unecht ist... Ich vermisse es total in einem kleinen Lehmhüttchen zu leben mit meinen sieben Sachen, von Hand Wäsche zu waschen, mit einem kleinen Eimer zu duschen, die meiste Zeit draußen zu verbringen, mit Tieren und Kindern und vielen Menschen auf der Straße und in einer einfachen Welt zu leben, in der man nicht ständig an die Grenzen seines eigenen Wissens stößt. Ich fühle mich hier total fremd mit den ganzen doch so gepflegten Häuschen und Gärtchen und Zäunchen. An diesem Punkt versteht mich hier auch selten jemand, denn auch wenn es hier auch einmal anders gewesen sein muss, stecken hier so ziemlich alle in dem luxuriösen, technisierten Zeitalter drin. Jetzt weiß ich nicht mehr recht wohin, ich werde beginnen hier zu studieren, doch verspüre ständig den Drang wieder in Entwicklungsländern "ruhige Luft zu schnuppern", anstatt mich von dem superstressigen Studium in D total überennen zu lassen. Doch wohin? Wo soll ich leben? Wo anders werde ich doch immer die weiße Frau sein und meine Sprache und lange, komplizierte Diskussionen vermissen, mich manchmal ausgeschlossen fühlen, den Menschen misstrauen-- und doch immerwieder den Drang verspüren weiterzuziehen. Schließlich und endlich kann ich mir vorstellen, hier zu studieren, weil unsere Unis eine hohes Niveau haben, aber nicht hier zu arbeiten... die Märkte und die kleinen braunhäutigen Kinder fehlen mir doch so. Meint ihr, ich könnte tatsächlich glücklich und zufrieden in einem E-land leben? Ideen wo? Kann überhaupt irgendjemand nachvollziehen, dass ich das einfache, anstrengendere Leben bevorzuge? Ich bin gespannt auf Antworten!!
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Siggi!
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Beitrag: # 7074Beitrag Siggi! »

Hallo campensina,

Zum Teil kann ich schon das Beschriebene schon nachvollziehen, aber wo es bei mir aufhört ist "Hand Wäsche zu waschen". Ich bin wohl zu faul dafür. Sowohl in D als auch hier in meiner Wahlheimat kehre ich beispielsweie persönlich nicht den Hof, beseitige kein Unkraut oder wasche das Auto nicht. Das mochte ich in D schon nicht und hier ist die Arbeitskraft deutlich günstiger, also warum soll ich es tun? Aber wenn Dir persönlich etwas ohne diese Tätigkeiten fehlt, warum dann nicht die Waschmaschine nicht benutzen und die Wäsche per Hand waschen? Einfaches Leben unter Verweigerung aller Technik sollte in D doch auch gehen oder?

Was ich aber nachvollziehen kann, ist die menschliche Kälte in D und die omnipräsente Vorstellung, dass nur die Akkumulation einer maximalen Anzahl von materiellen Gütern Lebensfreude und sozialen Status bringen kann. Da unterscheidet sich D von einigen anderen Ländern. Ich persönlich habe in D auch sehr materiell orientiert gelebt und merke erst seit meiner Auswanderung, dass beispielsweises die Küche für 60TDM nicht zu Verbesserung meiner Lebensqualität beiträgt.

Was ich aber nicht verstehe, warum sich die Frage nach "wohin" stellt. Wenn ich doch in Land A war und es hat mir gefallen, dann gehe ich doch dorthin zurück oder?

Gruß
Siggi
ich
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Beitrag: # 7113Beitrag ich »

Hallo Campesina,

ich kann dich sehr gut verstehen. Nach jeder Reise (und die waren nicht so lang wie deine), hatte ich das selbe Problem. Und jeden den ich unterwegs getroffen habe, hat mir von den gleichen Erfahrungen erzählt. Es ist wie ein Virus den man sich eingefangen hat. Obwohl man sich dann doch überraschend schnell wieder an das Leben in Deutschland gewöhnt, bleibt dieser Fernweh Virus immer spürbar.

Im Gegensatz zu Siggi verstehe ich auch deine "Wohin" Frage. Denn auch in einem Entwicklungsland muss man von irgendwas leben. Wenn man noch keine Rente bekommt, nicht geerbt hat und sich auch sonst kein Vermögen angehäuft hat, muss man sich doch mit diesem Thema beschäftigen. Zumindest Startkapital braucht man einfach immer. Es sind dann doch die wenigstens die den "Mut" aufbringen alles hinzuschmeissen und in einem Entwicklungsland von der Hand in den Mund zu leben. Und das ganze in der Hoffnung, dass man in den nächsten 10 Jahren nicht krank wird - bis man sich vielleicht ein bischen was angespart hat.

Du kannst dein Studienfach noch auswählen. So such Dir was, dass Dir die Möglichkeit gibt ins Ausland zu gehen und das Leben zu führen, dass Dir vorschwebt.

Viel Erfolg
Caribe-Klaus
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Re: Kulturschock "zuhause"- und jetzt wieder weg?

Beitrag: # 7158Beitrag Caribe-Klaus »

campesina hat geschrieben: Ich war nur ein Jährchen in Südamerika und habe dort auf dem Land gewohnt und jetzt vermisse ich alles so...

Kann überhaupt irgendjemand nachvollziehen, dass ich das einfache, anstrengendere Leben bevorzuge?
Aber natürlich. Ich glaube, so geht es vielen. Wer die langen Gespräche mit den Einheimischen abend´s vor dem Haus bei angenehmen Temperaturen kennt, dem fällt natürlich das oft kalte Verhältnis hier auf. Klima sowieso. Trotzdem muss man nun nicht total auf etwas Luxus sprich Arbeitshilfe verzichten. :wink:

Tja und mit studieren, wie wäre es mit Fremdsprachen ? Als Dolmetscher hast Du überall gute Chancen und es erleichtert das Leben ungemein im Ausland...

Gruss Klaus
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