Wohin Auswandern?

alles, was nicht in die speziellen Länderrubriken paßt

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Ken Iso
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Wohin Auswandern?

Beitrag: # 26690Beitrag Ken Iso »

Hallo liebe Auswanderer,

ich freue mich, ein Forum gefunden zu haben, in dem viele Leute eine Ahnung haben von was Sie reden.

Gerne würde ich Euch ein wenig von mir erzählen um Eure Meinung zu hören. :)

Ich bin schon seit meiner Kindheit unzufrieden mit Deutschland. Ich komme vom Bodensee, dem schwäbischen Teil und ich kann die Menschen hier nicht ausstehen.

Ich weiß nicht ob es an den Schwaben liegt oder an den deutschen Allgemein, aber ich werde mit jedem Tag unglücklicher. :(

Ich bin 23 Jahre jung und habe die Befürchtung, dass das ein Problem darstellen könnte, da mir natürlich viel Lebenserfahrung fehlt. Familiär bin ich nicht gebunden, finanziell muss ich sparen.

Ich bin gerade in einer Ausbildung zum Fachinformatiker Fachrichtung Systemintegration (Netzwerke und so Zeug, notfalls auch Anwendungsentwicklung) und mache momentan die Prüfung, da ich 1/2 Jahre Verkürzung bekommen habe. Meine Noten liegen irgendwo bei 1,x. Mein Arbeitgeber möchte mich übernehmen und ich habe noch ein zusätzliches, interessantes Angebot bekommen.

Trotzdem sehe ich darin kein erfülltes Leben. Ich bin in der Industrie im Maschinenservice tätig, d. h. dass ich Maschinen, die aus PC-Technischen Gründen nicht mehr laufen Zeitnah wieder in Schuss bringen muss. Die Arbeit und die Kollegen sind in Ordnung, die Kunden, Chefs und Arbeitsbedingungen aber eine Katastrophe. Ich habe Angst, in wenigen Jahren ausgebrannt zu sein. :(

Ich habe schon früh überlegt, nach Schweden abzuhauen, dagegen spricht aber die vor kurzem in kraft getretenen Gesetzänderungen die Schweden - wie die Schweiz - zu einem Überwachungsstaat machen, was auch eine der Gründe ist aus DE abzuhauen.

Grundsätzlich geht es mir nicht um Karriere oder Geld, sondern um ein Leben. Ich könnte wohl auch mit einem gemässigten Standard leben, so lange ich genug Zeit habe mich mit der Natur, Büchern und anderen schönen Dingen des Lebens zu widmen. :)

Hat man in Deutschland Geld hat man keine Zeit, hat man Zeit, hat man kein Geld.

Vor kurzem kam ich auf die Idee, mir Südamerika anzusehen. Ich habe schon ein wenig hier gelesen, bin aber nicht wirklich weit gekommen. Paraguay, Uruguay, Panama oder vielleicht doch Australien/Neuseeland. Ich weiß es nicht. :?

Mir ist die Umwelt und Natur sehr wichtig. Ein funktionierendes Gesundheitssystem wäre schön. Herzliche Menschen wären wohl die beste Medizin für mich, da ich in der Vergangenheit einige Psychische Probleme hatte, die nicht zuletzt mit diesem kalten System hier zu tun hatten.
Am liebsten nach dem Motto, komm ich Heut' nicht, komm ich Morgen. :D

Eine Arbeit in einem Kinderdorf oder einer anderen Sozialen Einrichtung würde mir sicher gut tun und irgendwo kann ich vielleicht auch meine IT-Kenntnisse unterbringen. Grundsätzlich möchte ich aber so wenig wie möglich Arbeiten und am besten nicht in große Städte gehen.
Englisch spreche ich gut, andere Sprachen leider gar nicht.

Vielleicht hat hier jemand einen Anhaltspunkt oder eine Empfehlung. Bin ich zu jung? Sind meine Fähigkeiten gefragt? In welchem Land wird man nicht gerade auf offener Straße ermordet?

Ich bedanke mich fürs lesen und alle Information die Ihr mir geben könnt. :)
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Gigi
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Re: Wohin Auswandern?

Beitrag: # 26694Beitrag Gigi »

Ken Iso hat geschrieben:
Vielleicht hat hier jemand einen Anhaltspunkt oder eine Empfehlung. Bin ich zu jung? Sind meine Fähigkeiten gefragt? In welchem Land wird man nicht gerade auf offener Straße ermordet?

Ich bedanke mich fürs lesen und alle Information die Ihr mir geben könnt. :)
Hallo,

das Thema "Wohin?" ist hier schon mehrfach gestellt worden, es ist eine Frage, die dir kein Mensch beantworten kann. Nach dem, was du hier aber schilderst, war mein 1. Gedanke "bloß nicht!"
Eine Arbeit in einem Kinderdorf oder einer anderen Sozialen Einrichtung würde mir sicher gut tun und irgendwo kann ich vielleicht auch meine IT-Kenntnisse unterbringen.
Eine Arbeit in einem Kinderdorf ist nicht dazu gedacht, seine eigene Person zu therapieren, sondern Hilfestellung für Hilfsbedürftige zu sein.
Kurzer Auszug aus den Bedingungen ( mal abgesehen davon, dass dort die Ausbildung zum Sozialpädagogen verlangt wird ) für eine Anstellung in einem Kinderdorf:

...zwei Dinge gemeinsam: Freude am Zusammenleben
mit Kindern und Jugendlichen
und die Fähigkeit, zu diesen eine
tragfähige Beziehung aufzubauen. Sie
haben Interesse an ihrer eigenen fachlichen
und persönlichen Weiterentwicklung,
bringen Ausdauer mit und freuen sich auch
über kleine Entwicklungsschritte der
Kinder. Wer sich für die Arbeit mit belasteten
Kindern entscheidet, muss selbst
ausreichend belastbar sein, ein gewisses
Maß an Lebens- und beruflicher Erfahrung
mitbringen, seine eigenen Grenzen
kennen, gerne im Team arbeiten ...,

Mir ist die Umwelt und Natur sehr wichtig. Ein funktionierendes Gesundheitssystem wäre schön. Herzliche Menschen wären wohl die beste Medizin für mich, da ich in der Vergangenheit einige Psychische Probleme hatte, die nicht zuletzt mit diesem kalten System hier zu tun hatten.
Grundsätzlich möchte ich aber so wenig wie möglich Arbeiten und am besten nicht in große Städte gehen.
Englisch spreche ich gut, andere Sprachen leider gar nicht.
Auch das widerspricht sich doch sehr. Du willst am liebsten wenig tun, aber viel erhalten, dazu noch eine gute Gesundheitsversoirgung in einem Land, wo du wahrscheinlich noch nicht mal in der Landessprache formulieren kannst, was dir fehlt. Und ein gutes Gesundheitssystem ohne hohe Kosten gibt es fast nur in Deutschland. :wink:

Meine Empfehlung: Du hast nur noch ein halbes Jahr Ausbildung vor dir. Versuche doch danach, als Probelauf sozusagen, erst mal in einer ganz anderen Ecke Deutschlands dein Glück, das Schwabenland ist schließlich nicht repräsentativ für ganz Deutschland!
Am liebsten nach dem Motto, komm ich Heut' nicht, komm ich Morgen.
Das ist das Motto, dass man den Kölnern nachsagt. Wie wäre es mal mit dem Rheinland? Zumindest ist dort die Atmosphäre nicht kalt :P
Hat man in Deutschland Geld hat man keine Zeit, hat man Zeit, hat man kein Geld.
Gerade das trifft in höchstem Maße fast überall auf der Welt zu, in den meisten Ländern wird übrigens mehr gearbeitet als in Deutschland. Zumindest in der Startphase als Auswanderer solltest du mit sehr viel Arbeitseinsatz rechnen.
Ich könnte wohl auch mit einem gemässigten Standard leben, so lange ich genug Zeit habe mich mit der Natur, Büchern und anderen schönen Dingen des Lebens zu widmen.
Das ist natürlich ein schöner Traum, aber was verstehst du genau unter "gemäßigter " Standard? Natur, Bücher und die schönen Dinge des Lebens sind leider Luxus, den man sich erst verdienen muss.
Grundsätzlich geht es mir nicht um Karriere oder Geld, sondern um ein Leben.
Ich hoffe wirklich für dich, dass du das findest, was du suchst! Aber zuerst solltest du mit dir ins Reine kommen, mit einem wirklich definierten Ziel vor Augen. Versuche alles über deine Wunschländer herauszufinden, lese, lerne eventuell eine neue Sprache, lerne auf Menschen zuzugehen, übe Toleranz und dann bereise erst einmal in deine Traumländer. Das klingt alles sehr profan, hilft aber sehr aus einer anderen Perspektive mit seiner Unzufriedenheit klar zu kommen.

So, all das wolltest du natürlich nicht nicht hören, aber von "den Deutschen allgemein" wird man eigentlich nicht so unglücklich, da musst du zuallererst bei dir selber suchen.

Viel Glück,
Gruß

Gigi
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Jupp
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Beitrag: # 26696Beitrag Jupp »

Hallo Gigi,

das hast Du aber sehr schön gesagt, ohne Polemik, aber doch mit klaren Hinweisen.

Und damit willkommen im Forum, Ken Iso!

Ähnliche Gedanken gingen mir auch durch den Kopf, nur nicht so schön formuliert.
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
--------
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sirtaki
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Beitrag: # 26697Beitrag sirtaki »

hallo

wieso nur kommt es mir so vor, als würden sich in der letzten zeit die eröffnungs-threads in dieser richtung ähneln, wie ein ei dem anderen....????

immer sind es junge leute, mit guter ausbildung, guten aussichten, denen "das volk" auf den zeiger geht und die (auch merkwürdig) allesamt psychische probleme haben.....

wie zum teufel kommen diese leute auf die idee, es könnte im ausland besser sein... ich betone NOCHMALS: da ist immer von qualifizierter ausbildung UND guten jobaussichten bei GUTER bezahlung die rede....

das alles soll weggeschmissen werden, nur weil einem "die leute nicht passen"....???

ob da diese fürchterlichen auswanderersoaps im tv dran schuld sind????
lasst euch nicht entmutigen
sirtaki
ich
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Beitrag: # 26699Beitrag ich »

sirtaki hat geschrieben:ob da diese fürchterlichen auswanderersoaps im tv dran schuld sind????
Das glaube ich nicht, denn diese Gedanken / Träume haben Leute doch schon lang. Auch in den 70ern war das Aussteigerdenken (mehr Leben - weniger Arbeiten) sehr verbreitet. Was in unserer Zeit noch dazu kommt ist das man das Ganze auch noch abgesichert haben will, also z.B. mit gutem Gesundheitssystem.
Je mehr sich Erfolg in der Gesellschaft über Geld definiert, je mehr Leute werden unzufrieden sein. Denn mit einem normalen Job genug Geld zu verdienen um als "erfolgreich" zu gelten wird immer schwieriger.

Aber ich seh es so wie Gigi, das Glück und die Zufriedenheit findet man nur in sich selbst. Da hilft auswandern nicht unbedingt. Aber man kann natürlich versuchen sein Umfeld angenehmer zu gestalten. :wink:

Gruss ich
RolandRahn
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Re: Wohin Auswandern?

Beitrag: # 26776Beitrag RolandRahn »

Ken Iso hat geschrieben:Ich bin gerade in einer Ausbildung zum Fachinformatiker Fachrichtung Systemintegration (Netzwerke und so Zeug, notfalls auch Anwendungsentwicklung) und mache momentan die Prüfung, da ich 1/2 Jahre Verkürzung bekommen habe. Meine Noten liegen irgendwo bei 1,x. Mein Arbeitgeber möchte mich übernehmen und ich habe noch ein zusätzliches, interessantes Angebot bekommen.

Trotzdem sehe ich darin kein erfülltes Leben. Ich bin in der Industrie im Maschinenservice tätig, d. h. dass ich Maschinen, die aus PC-Technischen Gründen nicht mehr laufen Zeitnah wieder in Schuss bringen muss. Die Arbeit und die Kollegen sind in Ordnung, die Kunden, Chefs und Arbeitsbedingungen aber eine Katastrophe. Ich habe Angst, in wenigen Jahren ausgebrannt zu sein. :(
Hm.

Alle warnen Dich, daß im Ausland auch nicht gerade paradisische Zustände herraschen.

Aber Du arbeitest in der IT-Branche. Und da gelten in D etwas andere Gesetze. Eher so in Richtung Sklaverei.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie Deine derzeitige Situation ist, aber ich vermute einmal, daß es Dir so geht wie mir in meinen letzten 10 Jahren.

Ich hatte bis Anfang diesen Jahres als Diplominformatiker in D gearbeitet, und ich kann ein Lied davon singen, wie die Arbeitsbedingungen und wie die Umgangsformen in D sind.
Von 2001-2006 war ich in einem mittelständischen Betrieb, der von über 70 auf unter 20 Beschäftigte abbaute (nicht auf einen Schlag, immer in kleinen Schritten).
Die beiden Chefs waren OK, die Kollegen ebenfalls, der Ton untereinander gut, aber die Arbeitszeiten....
Wochenendarbeit war völlig normal (ich habe fast jedes Wochenende wenigstens einen Arbeitstag gehabt, der NICHT bezahlt oder abgefeiert werden konnte), Überstunden wurden nicht bezahlt und 2770 Euro (Brutto) pro Monat sind auch nicht gerade mein Traumgehalt gewesen.
Und ich brannte auch aus.
Wurde krank.
Habe mich dann mehrfach trotz Krankheit in die Firma geschleppt und Überstunden gebuckelt.
Der Höhepunkt war, das ich am letzten Tag, bevor ich einen Arzt aufsuchte, eine Besprechung hatte, sämtliche Teilnehmer ansteckte und danach für 3 1/2 Wochen krankgeschrieben war (krank = meine Ärztin schickte mich erst einmal in eine Klinik, um eine Röntgenaufnahme zu machen und sicherzustellen, dass ich keine Lungenentzündung habe).

2007/2008 hatte ich dann in einer Firma gearbeitet, bei der die Kollegen wieder alle fantastisch waren, die Arbeitszeiten waren auch OK, aber bei der die Firma die Angestellten aber wie den letzten Dreck behandelte.
Nach dem Motto: Abteilungsleiter verspricht zweimal hintereinander einen Bonus, der mit dem Februargehalt ausgezahlt wird, und dann kommt in der 2. Februarhälfte plötzlich die Ankündigung, daß der Bonus doch nicht ausgezahlt wird. Und das wird nicht vom Abteilungsleiter verkündet, sondern der Projektleiter darf diese frohe Kunde überbringen.
Dieser wurde wenige Tage vorher ziemlich überraschend zum Projektleiter befördert.
Keine Begründung.
Anschließend wunderte sich die Firma, daß mehrere Leute kündigten. Gleichzeitig war aber klar, dass das Projekt unterbesetzt war und sowieso neue Mitarbeiter hätten eingestellt werden müssen....

Seit Juni arbeite ich in den USA. Ich habe zunächst einmal einen Kulturschock bekommen.
Bisher hatte ich nur einmal Wochenendarbeit, einen Vormittag, und der wurde mir auch bezahlt. Die Arbeitszeiten sind WESENTLICH kürzer - in der Regel (fast immer) geht man nach weniger als 10 Stunden nach hause.
Kein Jugendwahn wie in D - ich habe Kollegen, die definitiv über 60 sind.
Und mein AG bietet Weiterbildungen an. Irgendwie habe ich den Verdacht, dass das Flugzeug bei der Landung in New York abstürzte, ich seit Mai im Koma liege und träume.....

Mein Ratschlag an Dich:
Hol Dir in D die bestmöglichste Ausbildung (also bringe Deine jetzige Ausbildung zu Ende), dann besorge Dir noch ein oder zwei Jahre Berufserfahrung, und anschließend kannst Du Dich in UK und Irland bewerben (war meine Strategie, bis ich dann die Gewinnbenachrichtigung von der GC-Lotterie bekam).

Das Dein derzeitiger AG Dich übernehmen will, ist eine gute Nachricht. Eine sehr gute sogar. Damit kannst Du dann im Lebenslauf immer erklären, dass Du eine Ausbildung gemacht hast und Dein AG mit Dir zufrieden war - sonst hätte er Dich ja nicht übernommen, oder?

Selbst wenn Du schon nach einem halben Jahr etwas im Ausland finden solltest, wären diese paar Monate in Deinam Lebenslauf Gold wert.

Und dann kannst Du Dich aus ungekündigter Stelle heraus in UK/Irland umsehen. Oder Versuchen, ein Visum für ein anderes Englischsprachiges Land zu finden.

In diesem Zusammenhang würde ich Dir die GC-Lotterie dringenst empfehlen. Hier in den USA kannst jede Gegend bekommen, die Du willst. Von Wüstenlandschaft bis Arktisch ist alles im Angebot. 8)

Und der Umgangstonn ist wesentlich freundlicher. Und die Leute sind hilfsbereiter. Ich hatte nach weniger als einem Monat einen Autounfall, mein Wagen war ein Totalschaden, und was passierte? Es fing damit an, daß die Polizei mich nach Hause fuhr (wäre sonst ein mehrstündiger Fussmarsch geworden), mein AG einen Carpool für mich organisierte und mich am Ende ein Kollege darauf hinwies, dass ein anderer Kollege seinen alten Wagen verkaufen will (der Wagen ist zwar OK, aber er hatte inzwischen einen neuen...).

Also, falls Du an dem gleichen Punkt sein solltest wie ich vor ca. 2 Jahren (mehr als 60 Stunden Arbeit pro Woche, gleichzeitig Interviews im Fernsehen, in dem ein schlechter qualifizierter Arbeiter im öffentlichen Dienst darüber mekert, daß er mehr bekommt als Du kriegst und jetzt statt 38 1/2 komplette 40 Stunden pro Woche arbeiten soll - ich wundere mich immer noch, dass ich damals den Fernseher nicht aus dem Fenster geworfen habe :? ), dann ist Auswandern die richtige Lösung.

Du kannst eine Stelle mit weniger als 50 Stunden pro Woche kriegen, hast die Wochenenden frei, darfst von Deinem Geld mehr behalten als in D,.....usw.

Was Du derzeit an Deinem Job nicht magst, ist wahrscheinlich nicht der Job an sich (sonst wärst Du wohl kaum so erfolgreich in der Ausbildung), sondern nur die Bedingungen, unter denen Du arbeiten musst.

Ich war in der gleichen Situation. Ich konnte mir in D nicht vorstellen, bis 67 in der IT Branche zu bleiben. (Mal ganz abgesehen davon, daß man in D bereits ab 40 aufwärts ein schwer zu vermittelnder Greis ist).

Hier habe ich keine Probleme, mir vorzustellen, noch ein Vierteljahrhundert in der IT Branche zu bleiben.

Viel Glück,
Roland
sirtaki
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Beitrag: # 26779Beitrag sirtaki »

hallo Roland,

WOW!! danke für deinen bericht, sehr interessant. das ausgerechnet im jugendwahnverrückten amerika sowas möglich ist, hätte ich nicht gedacht, ehrlich.
macht aber irgendwie hoffnung.... :D
lasst euch nicht entmutigen
sirtaki
RolandRahn
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Beitrag: # 26784Beitrag RolandRahn »

Ja, ich war auch erstaunt.
Vor allen Dingen, weil (nach meiner Erfahrung) so etwas in D völlig undenkbar wäre (das ein über 60 Jähriger in der IT Branche arbeitet - ich meine als normales IT-Fussvolk so wie ich).

Das ist es ja auch, was mir in D so übel aufgestoßen ist - das da dauernd gejammert wird, es gäbe einen Mangel an ITlern. 2006/2007 war ich 5 Monate lang arbeitslos. Über 200 Bewerbungen. Nicht örtlich begrenzt - ich hatte mich überall beworben.
Und einen Job habe ich schliesslich nicht aufgrund meiner Bewerbungen in D gefunden, sondern bei der deutschen Niederlassung einer britischen Firma (durch einen britischen Recruiter, der meinen Lebenslauf bei Monster entdeckte).
Ich bin Diplominformatiker, ich hatte keine überzogenen Gehaltsvorstellungen, ich musste mir dauernd im Fernsehen anhören, wie BITKOM & Co über einen Informatikermangel reden....und fand nichts. Vermutlich war das meine Schuld. Wie kann man auch dazu kommen, 39 Jahre alt zu sein.

Aber hier ist es auch anderswo völlig normal, das Leute in dem Alter (ich meine jetzt 60+) Jobs finden können - auch im Pizza Hut oder einer der Fahrstuhlwärter im Empire State Building, usw.
Als mein Wagen in Waukesha (etwas außerhalb von Milwaukee) repariert wurde, hat mich die Werkstatt am morgen (nachdem ich den Wagen abgegeben hat) von Waukesha zur Arbeit gehfahren und am Nachmittag dann von der Arbeit abgeholt und zurück nach Waukesha gefahren (damit ich meinen Wagen abholen kann). Der Fahrer war auch so um die 60+. Ich unterhielt mich mit ihm - er war früher Busfahrer gewesen, ist dann in Rente gegangen, und arbeitet jetzt hin und wieder als Fahrer für diese Werkstatt, um am frühen Vormittag Kunden von der Werkstatt zur Arbeit zu fahren bzw. am Nachmittag wieder zurück zu fahren - und das scheint völlig normal zu sein (ein anderer Fahrer war auch so in dem Alter).

Und das ist auch einer der Gründe, wieso ich hier bleiben will - man ist mit 40+ kein schwervermittelbarer Greis.

Und deshalb würde ich dem Threadstarter auch raten, an seinem Traum vom auswandern festzuhalten. Als ITler hat man es in den USA (zumindest nach meiner begrenzten Erfahrung) wesentlich besser als in D.

Über Irland und UK kann ich weniger sagen - ich hatte dort lediglich 3 Vorstellungsgespräche (1998 und 2007), die waren alle in einer recht angenehmen Atmosphäre. Während es mir in D schon mal passiert ist, das ich in einem Vorstellungsgespräch angebrüllt wurde (1998), daß mir erklärt wurde "Sie behaupten also, sie hätten Abitur. Und sie halten es nicht für Notwendig, Ihrer Bewerbung eine Kopie Ihres Abiturzeugnisses beizufügen?!?!?" (Kopie war natürlich beigefügt, der Interviewer war nur zu dämlich, meine - chronologisch sortierten - Anlagen zu lesen) usw.

Deshalb mein Rat an Ken Iso:
Ziehe Deine IT-Ausbildung weiter durch, besorg dir noch etwas Berufserfahrung, und dann ab in ein angelsächisches Land.
UK oder Irland, beziehungsweise (falls Du ein Visum bekommst) USA. Über andere angelsächische Länder (Australien, Neuseeland, Kanada) weis ich nichts, aber so wie wir ITler in D behandelt werden, kann es nur besser sein!

Gruß
Roland

PS: Sorry für meine langen Postings und Sorry for the ranting. Aber das, was Ken Iso beschreibt - so habe ich mich auch gefühlt.
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Siggi!
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Beitrag: # 26785Beitrag Siggi! »

so etwas in D völlig undenkbar wäre (das ein über 60 Jähriger in der IT Branche arbeitet - ich meine als normales IT-Fussvolk so wie ich)
Undenkbar nicht, eher ungewöhnlich. Ich kenne persönlich aber solche Fälle auch in D. Meiner Erfahrung nach liegt es aber auch daran, dass die meisten "nach oben" wollen und normale Entwicklertätigkeiten bei den großen Firmen nach außen gegeben werden bzw. als "niedrigere" (somit auch schlechter dotierte) Tätigkeiten zählen. Auch wird in diesem Bereich eine kontinuierliche Weiterbildung verlangt, da das erworbene Wissen viel schneller als in anderen Bereichen veraltet. Wer dann z.B. fast 60 ist und mit Windows auf dem Kriegsfuß steht, da er in der DOS Welt zu Hause war, wird irgendwann eben gar keinen Job mehr haben.

Ich habe durch meine ca. 20 jährige Schulungstätigkeit im Bereich Weiterbildung professioneller SW-Entwickler in vielen verschiedenen Unternehmen Einblicke erhalten und würde so resümieren: Die Arbeitsatmosphäre und der Führungsstil sind in D ganz deutlich nicht einheitlich. Da kam mir alles von verspielt über spießig bis sehr formell unter. Wenn man im falschen Unternehmen ist, reicht es den Arbeitgeber zu wechseln, ein Auswandern ist aus diesen Gründen meines Erachtens i.a. nicht erforderlich. Die höchste Arbeitgeberdichte liegt im Süden der BRD, die höchsten Gehälter werden dort auch gezahlt. So sich Ken Iso hier vergestellt hat, würde ich dringend empfehlen, die Probleme zuerst im Land zu lösen. Bei psychischen Problemen hilft Weglaufen i.a. leider nicht.

Gruß
Siggi
Zuletzt geändert von Siggi! am So Nov 02, 2008 6:44 pm, insgesamt 1-mal geändert.
RolandRahn
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Beitrag: # 26786Beitrag RolandRahn »

Nun ja - meine Erfahrungen in D waen eher schlecht und ich gebe gerne zu, das ich dies von einer sehr einseitigen Position (z.B. meiner Jobsuche 2006/2007) aus betrachte. :oops:

Dein Einwand mit dem (ziemlich extremen) Beispiel des 60-Jährigen DOS Menschen, der mit Windows auf Kriegsfuß steht, ist natürlich OK.

Nur habe ich den Eindruck, daß viele Personalentscheider grundsätzlich davon ausgehen, daß über 35-Jährige kaum und über 40-Jährige überhaupt nicht anpassungsfähig sind.

Das mit dem Auslagern kann ich voll und ganz bestätigen:
Die Firma, die von 2001 bis 2006 von über 70 auf unter 20 Personen zusammenschrumpfte, lagerte massiv nach Minsk/Weißrussland aus.

Gruß
Roland
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Siggi!
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Beitrag: # 26787Beitrag Siggi! »

Nur habe ich den Eindruck, daß viele Personalentscheider grundsätzlich davon ausgehen, daß über 35-Jährige kaum und über 40-Jährige überhaupt nicht anpassungsfähig sind.
Mit 50 oder 60 so einen Job zu bekommen ist etwas völlig anderes, als einen solchen Job in diesem Alter noch inne zu haben. Aber ich glaube ohnehin, dass dies nicht das Problem von Ken Iso ist.

Gruß
Siggi
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kurtchen
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Beitrag: # 26891Beitrag kurtchen »

sirtaki hat geschrieben:das alles soll weggeschmissen werden, nur weil einem "die leute nicht passen"....???

ob da diese fürchterlichen auswanderersoaps im tv dran schuld sind????
mhh, diese soaps schaue ich mir ehrlich gesagt immer öfters an.
Ist immer das gleiche: die Leute können nicht einmal die Sprache des neuen Landes und haben sich kaum informiert, teilweise waren sie sogar noch nie in dem neuen Land.

Kopfschüttel.

aber irgendwie sind diese soaps unterhaltend :D
Klar das Marcel-Reich Ranicki das nicht so sieht, aber der hat sowieso keine Ahnung, wenn er was anspruchsvolles sehen will dann ist ARTE oder
3SAT doch in Ordnung.

Soweit mein Wort zum Sonntag :P
RolandRahn
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Beitrag: # 26893Beitrag RolandRahn »

kurtchen hat geschrieben: mhh, diese soaps schaue ich mir ehrlich gesagt immer öfters an.
Ist immer das gleiche: die Leute können nicht einmal die Sprache des neuen Landes und haben sich kaum informiert, teilweise waren sie sogar noch nie in dem neuen Land.

Kopfschüttel.

aber irgendwie sind diese soaps unterhaltend :D
Genau!

Es sind nun einmal *Soaps*, und keine richtigen Dokumentationen.
Eine gut vorbereitete Auswanderung, bei der der/die Einwandernden sich vernünftig verhalten, bietet eben nur wenig Unterhaltungswert.
(Obwohl ich bei meiner Einwanderung doch gewisse Momente hatte, die durchaus filmreif waren - erzähle mal beim Einchecken in ein 4-Sterne Hotel [in Washington D.C., nur die ersten beiden Nächte, deutlich unter 100Eur/Nacht] unter "Home Address", daß Du "Currently homeless" bist..... :oops: )

Dennoch ist der eine überteuerte Wohnung mietende, SUV-kaufende und sprachunkundige Einwanderer vom Unterhaltungswert her gesehen unschlagbar!

Gruß
Roland
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