Deutschenfeindlichkeit in Österreich

naja, auch ein Sonnenland, aber doch nicht so richtig, oder?

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Uwi
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Beitrag: # 38784Beitrag Uwi »

Das einige Österreicher offenbar an dem "Piefke-Sydrom" leiden, fällt mir auch immer wieder auf. Allerdings handelt es sich um eine Generation, die ganz sicher mit der Nazi-Zeit nix mehr zu tun hat, also von daher gilt diese Ausrede nicht mehr lange.

Ich glaube, die wahren Gründe für die Deutsch-Österreichische Hassliebe sind viel simpler gestrickt. Ähnlich wie die Bayern die Preußen nicht mögen und die Wessis die Ossis und niemand die Sachsen usw. usf.
Hinterfragt man die genauen Gründe für das Verhalten, kommen immer die gleichen Argumente "arrgogant, überheblich" und weitere stereotype Aussagen, die sich leicht auf einen Punkt bringen lassen "Das ist so, das war schon immer so und es wird immer so bleiben!" Punkt. :roll:

In den meisten Fällen handelt es sich ja wirklich um harmlose Kabbeleien, wenn man z.B. "Kaffe" oder gar "Käffchen" (bringt die Ösis zur Weißglut, probierts mal aus *G*) sagt anstatt "Kaffeeeeeeee", aber würde ich nicht wirklich als Hass oder Misgunst empfinden. Es bleibt im erträglichen und homorvollen Rahmen - aber dennoch sorgt die Summe all dieser Kleinigkeiten im Endeffekt dafür, dass ich ganz persönlich mich hier stets als Gast oder als Fremder und niemals als Einheimischer fühle.
Damit muß man halt einfach klarkommen.
icke72
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Re: Deutschenfeindlichkeit in Österreich

Beitrag: # 38789Beitrag icke72 »

homerbundy hat geschrieben: Aber gegen die Österreicher ist das eben gar nichts. 2 Welt- und diverse andere Kriege haben wir angezettelt, die in Summe sicher so an die knapp 100,000,000 Tote gekostet haben. Da muss ein anderes Volk erst einmal hinriechen, wo wir schon waren...
Fairerweise muss auch mal gesagt werden, das man weder Deutschland noch Österreich für die beiden Weltkriege verantwortlich machen kann.
Für den ersten sind die Serben und Russen verantwortlich, die Engländer und Franzosen haben auch nur darauf gewartet uns auszurotten.

Am zweiten Weltkrieg tragen einzig und allein die Alliierten die Schuld, denn was im "Friedensvertrag von Versaille" vom Deutschen Reich abgefordert wurde, war für Wirtschaft und Volk verheerend. Um so schlimmer, da es ein einziger Betrug war.
Kein Wunder also, das Hitler später so erfolgreich wurde.
icke72
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Beitrag: # 38790Beitrag icke72 »

Uwi hat geschrieben:Das einige Österreicher offenbar an dem "Piefke-Sydrom" leiden, fällt mir auch immer wieder auf. Allerdings handelt es sich um eine Generation, die ganz sicher mit der Nazi-Zeit nix mehr zu tun hat, also von daher gilt diese Ausrede nicht mehr lange.
Glaub ich in vielen Fällen nicht, denn vor allem die einfachen Gemüter übernehmen gerne die Meinungen der Eltern und Großeltern!
Uwi hat geschrieben:Ich glaube, die wahren Gründe für die Deutsch-Österreichische Hassliebe sind viel simpler gestrickt. Ähnlich wie die Bayern die Preußen nicht mögen und die Wessis die Ossis und niemand die Sachsen usw. usf.
Das gibt es hier doch genauso wie überall, keiner mag die Wiener und Salzburger, da "ebenfalls" arrogant und überheblich, die Kärntner lästern über die Steirer und umgekehrt etc. pp :roll:
Uwi hat geschrieben:In den meisten Fällen handelt es sich ja wirklich um harmlose Kabbeleien, wenn man z.B. "Kaffe" oder gar "Käffchen" (bringt die Ösis zur Weißglut, probierts mal aus *G*) sagt anstatt "Kaffeeeeeeee", aber würde ich nicht wirklich als Hass oder Misgunst empfinden. Es bleibt im erträglichen und homorvollen Rahmen - aber dennoch sorgt die Summe all dieser Kleinigkeiten im Endeffekt dafür, dass ich ganz persönlich mich hier stets als Gast oder als Fremder und niemals als Einheimischer fühle.
Damit muß man halt einfach klarkommen.
Das ist wahr, auf ihren Kaffeeeee sind die Wiener sehr stolz, vermutlich sogar zu recht, denn neben Italien wohl das einzige europäische Kleinod mit Muckefuck-Kultur!!! :lol:
vallartina
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Beitrag: # 38794Beitrag vallartina »

Nanu! Also ich kenne zwei, drei, drölf Salzburger, die mir (Piefke) sehr sympatisch sind!...nur so am Rande bemerkt... :wink:
icke72
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Beitrag: # 38801Beitrag icke72 »

vallartina hat geschrieben:Nanu! Also ich kenne zwei, drei, drölf Salzburger, die mir (Piefke) sehr sympatisch sind!...nur so am Rande bemerkt... :wink:
Unbeliebt (angeblich) nur bei den Restösterreichern.
Ich denke Deutsche haben generell kein Problem mit Österreichern, sofern die "putzig" sind!!! :lol: :lol: :lol:
homerbundy
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Beitrag: # 38820Beitrag homerbundy »

icke72 hat geschrieben:...Glaub ich in vielen Fällen nicht, denn vor allem die einfachen Gemüter übernehmen gerne die Meinungen der Eltern und Großeltern!...
Hurra, ich bin kein einfaches Gemüt! :D

Meine Grossmutter und Mutter hatten nie etwa gegen die Deutschen (klar, sind ja beides Volksdeutsche aus Böhmen). Aber auch mein Vater hat sich immer sehr aufgeregt, wenn ich das "P"-Wort fallweise (und stets natürlich aus gebührendem Anlass) verwendet habe.
Und dabei stammte er astrein aus dem österreichischen Kernland.
grazer
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Beitrag: # 38843Beitrag grazer »

ich würde mal sagen dass es viele gründe gibt, warum eigentlich so eine "anti-deutsche einstelliung" gibt

hass oder feindlichkeit würde ich nicht sagen. primär ist es nur eine einstellung die schon von klein auf in uns ist, in der schule lernt man zb: und die deutschen, die sagen quark zum topfen! ... und alle kinder lachen

und trifft man nun auf einen deutschen, wird oftmals sofort klar das er anders ist, obwohl er eigentlich die selbe sprache spricht. was vermutlich für viele österreicher einfach nur eine überforderung kombiniert mit angst ist.
dennoch würde ich mal sagen, dass niemand den kontakt mit deutschen "vermeidet" sie "anfeindet" oder sonst wie reagiert.
ich persönlich reagiere auch im ersten eindruck empfindlich wenn ich jemanden hochdeutsch sprechen höre, da es ungewohnt ist. dennoch habe ich viele freunde aus deutschland, weil ich, wenn iich eine person kennenlerne, vorurteile oder klischees nicht wirklich brauche ;)
und da bin ich garantiert nicht der einzige österreicher
Uwi
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Beitrag: # 38844Beitrag Uwi »

Hey, nix gegen Quark! :twisted:
Und ich versuche weiterhin, dem slawischen Kantinenpersonal beizubringen, dass ich Bohnen haben will und nicht Fisolen :D
Niemand kann mich von diesen kleinen Gemeinheiten abbringen, da kennick nüscht ;)

Mein Kollege meinte am Mittwoch zur mir "Ich hab überhaupt nichts gegen die Deutschen, ABER..." und es folgte eine wortreiche Beschreibung seiner Einstellung, das man sich als Österreicher differenzieren wolle und auch eine individuelle Stellung im Deutschen Sprachraum einnehme... etc. pp.
Währenddessen liefen schwarz-rot-gold bemalte Fußballfans an uns vorbei, war sehr lustig :)
homerbundy
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Beitrag: # 38847Beitrag homerbundy »

Uwi hat geschrieben:...
Und ich versuche weiterhin, dem slawischen Kantinenpersonal beizubringen, dass ich Bohnen haben will und nicht Fisolen...
Naja, das sollten die aber schon verstehen, denn immerhin sind ja Bohnen etwas ganz Anderes als Fi(e)solen. :wink:

Ich habe auch nichts gegen die Deutschen. Einige meiner besten Freunde sind Deutsche! :P
Uwi
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Beitrag: # 38852Beitrag Uwi »

Nein, sie haben nämlich hier in Österreich Deutsch gelernt und solche Worte wie Kartoffeln oder Blumenkohl sind ihnen nie beigebracht worden. Jedes mal, werd ich wie ein Marsmensch angeguckt, wenn ich auf das gelbllich-weiße Zeug deute und "Rührei" anstatt "Eierspeis" bestelle :D
grazer
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Beitrag: # 38861Beitrag grazer »

ich hab grad mal über Uwi´s Aussage nachgedacht, er fühlt sich nicht als einheimischer.

und mich mal gefragt: kann man überhaupt einheimischer hier werden? und wnen ja: was macht das aus?
homerbundy
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Beitrag: # 38876Beitrag homerbundy »

grazer hat geschrieben:ich hab grad mal über Uwi´s Aussage nachgedacht, er fühlt sich nicht als einheimischer.
Ja scheint mir auch so, als würd's in Uwi's Fall nicht so ganz klappen, mit der Ausländerintegration. :P
und mich mal gefragt: kann man überhaupt einheimischer hier werden? und wnen ja: was macht das aus?
Wenn man sich wie ein Fremdkörper verhält, wird man auch einer bleiben.

Andererseitrs kenn ich das noch gut aus meiner alten Heimatgemeinde. Meine Eltern haben dort bereits 1968/69 ein Haus gebaut und wir sind trotzdem immer die Zugereisten geblieben - bis heute und selbst für Leute, die damals noch gar nicht geboren waren. Ist halt so.

Allerdings mussten wir halt zumindest nicht zuerst einmal die richtige Sprache lernen und somit wurden wir wenigstens nicht als unintegrierbar abgestempelt. :wink:
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kurtchen
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Beitrag: # 38884Beitrag kurtchen »

grazer hat geschrieben:ich persönlich reagiere auch im ersten eindruck empfindlich wenn ich jemanden hochdeutsch sprechen höre, und da bin ich garantiert nicht der einzige österreicher
Das unterscheidet die Ösis und Schweizer von den Luxemburgern oder
Ostbelgiern. Ein Hoch an die Beneluxländer !
icke72
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Beitrag: # 38885Beitrag icke72 »

grazer hat geschrieben:ich hab grad mal über Uwi´s Aussage nachgedacht, er fühlt sich nicht als einheimischer.

und mich mal gefragt: kann man überhaupt einheimischer hier werden? und wnen ja: was macht das aus?
Da ick ein waschechter Berliner bin, wie Uwi auch, wird es ziemlich schwer mit einer vollständigen Integration in Österreich. Das gebietet schon unser Stolz.
Die Wiener mögen ja schon ne große Klappe haben, aber unsere ist größer!!! :lol:
Kleine Anekdote: eine Freundin (Kärntnerin) ist letztens von Gran Canaria nach Wien geflogen, der Flieger voll mit Wienern und ne berliner Crew. Die Wiener haben die ersten 20min nur gezetert und geraunzt, dann war Ruhe im Karton, die haben so Gas gekriegt von der Crew, das sie sich nicht mal mehr getraut haben nach einem Glas Wasser zu fragen. :lol::lol::lol:

Wir hier schon erwähnt wurde, es gibt nix peinlicheres als wenn ein Deutscher versucht, einen Österreicher nachzuäffen. Und umgekehrt ist es genauso. Spaßmäßig ist es aber okay, wenn eine (andere) mir befreundete Kärntnerin anfängt zu berlinern könnt ich mich wegschmeißen.
Ab einem gewissen Alter ist man zu sehr geprägt von seiner Heimat, anpassen können sich nur Kids, behaupte ich mal in meinem jugendlichen Leichtsinn.

Aber mal ne Frage an homerbundy, lebst du noch in California? Wirst du dich jemals wie ein waschechter Amerikaner fühlen??
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Beitrag: # 38905Beitrag Uwi »

@homerbundy und Grazer:
Bitte meine Aussage nicht falsch interpretieren, das ist mein ganz persönliches Ding und ich bin da ein bisschen speziell. Ich denke, icke72 hat das noch am ehesten richtig verstanden: Ich WILL mich bestenfalls bis zu einem gewissen Grad integrieren, ohne meine "individuelle Prägung" zu verlieren. Ich akzeptiere es durchaus, dass ich in Österreich vermutlich zeitlebens immer ein Fremder oder ein Gast sein werde, selbst wenn ich eines schönen Tages eine Österreicherin heiraten sollte. Das ist für mich völlig in Ordnung, ich wollt nur sagen, es ist halt nicht jedermanns Sache :)

Ich kann mir nicht vorstellen, das es besser sein soll, sich zu verstellen und den Ösi zu schauspielern, in der guten Absicht, sich vollständig zu integrieren... Bisher hatte ich nirgendwo Probleme mit meiner Berliner Schnauze und meistens halte ich mich ja mit meinem Gebell auch zurück.
Außer im Straßenverkehr, hahahaha :D

Vielleicht hat das wirklich etwas mit Stolz zu tun, es ist schwer zu beschreiben. Meine Mutter sagte mal zu mir: "Wo auch immer Du in Deinem Leben hingehst, vergiss niemals, wo Du herkommst!"
Und daran halte ich mich 8)
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