Bolivien - Dauervisum, Behördenkram und das pure Leben.

[Sascha Blodau]

..das ist sehr nett von dir, Klaus, und ich hoffe ich habe bald die Gelegenheit mich kenntlich zu zeigen. Es soll nicht dein Nachteil sein..
Grüße, Sascha

[Caribe-Klaus]

Nett gemeint von Dir, Danke. Aber Du sollst Dich weder bei mir erkenntlich zeigen noch in irgendeiner anderen Form mir Deine "Dankbarkeit" beweisen - ich erwarte nicht's. Und so soll es auch bleiben. Vielleicht mal ein nettes Gespräch mit Deiner Frau aber hier in Bayern ! Ich gebe Dir einen Schubs - aber nur um Deiner Familie zu helfen.

Gegen ein Weissbier im Biergarten würde ich mich dann aber doch nicht sträuben und dabei soll es auch bleiben.

Gruss Klaus und verfolge Dein Ziel für Euch vier.
Ich kann nicht nur Köpfchen streicheln...

[Sascha Blodau]

..Danke, geht schon in Ordnung..

[Sascha Blodau]

..hier ist übrigens mal ein schöner Artikel über das Leben in La Paz, aus der Sicht eines Studenten..

http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 86,00.html

[LJ]

..hier ist übrigens mal ein schöner Artikel über das Leben in La Paz, aus der Sicht eines Studenten..

http://www.spiegel.de/unispiegel/studiu ... 86,00.html

Ja, ich habe gerade einen Kommentar zum Artikel verfasst

Von wegen kein McDonalds oder Supermärkte....Burger King gibt es einige in Bolivien, die immer voll sind und ich habe NUR in Supermärkten eingekauft.

Was Geld verdienen angeht, kommt es drauf an was man macht. Als Angestellter für andere kann man es vergessen. Man muss was eigenes aufziehen. Ich habe das bestimmt schon erwähnt. Mein Bruder ist in den 80ern dorthin mit 50US$(kein Scherz!!!) ausgewandert. Jetzt verdient er mehr als die Bundeskanzlerin in Deutschland. Ein Kanadier, hat dort ein Szenelokal(Mongos) und eine Firma und lebt in einer Villa in der Zona Sur. Ein Neuseeländer organisiert die Mountainbike-Touren(Gravity) nach Coroico und verdient sich dumm und dämlich. Jetzt ist er Mitbesitzer eines anderen Szenelokals in La Paz(Ram Jam) mit einer Engländerin. Ein Ire hat eine Kette Irish Pubs aufgemacht und ist jetzt Millionär. Ein Ami ist Mitbesitzer der Cafe-Kett Alexander. Ein anderer Ami its Millionär geworden als Gründer der Internetfirma Unitel.
Wenn man die richtige Idee hat, kann man dort recih werden, aber man muss halt wie in jedem anderen Land hart arbeiten und die richtige Ideen haben.

[spassmusssein]

...wie man dem heutigen Clarin entnehmen konnte, hat Saschas Freund, der Koka-Förderer Evo Morales ein neues Gesetz verabschiedet.
"Chuta" nennt man in Bolivien ein gestohlenes Auto...NOCH...
"Ley de Saneamiento legal de Vehiculos" klingt an sich noch ganz verständlich.
Dahinter verbirgt sich die offizielle Legalisierung der Kraftfahrzeuge ohne jegliche Papiere.
Im Allgemeinen in den Nachbarländern ungewollt abhanden gekommen.
Das Blech ist auch nit wech, hat nur ein Anderer...
Die Schätzungen liegen zwischen konservativen 10-20.000 KFZ bis zu den wohl eher realistischen 100.000 geklauten Autos, welche somit per Dekret/Gesetz dem Dieb/Hehler/Schmuggler/Regierungsbeamten gehören.
Immerhin 10% des Gesamtbestandes in Bolivien.
Einige Dutzend fahren aktuell Regierungsmitglieder und der Ex-Polizeichef war auch Aktivfahrer einer chuta.
Dahinter steht nun nicht blos der Weiss-wasch-wunsch des Präsidenten der republica bananera sondern die Hochrechnung, dass Steuern/Tramites/Gebühren dieser wundersamen Umwandlung von Diebesgut in Eigentum geschätzte 200.000.000usd in die klamme Staatskasse spülen.
Müsste man viel Koka pflanzen und gar schnöde Realarbeit leisten um so einzusacken.
Ein sehr netter spöttischer Komentar eines "Bolivianers":
www.gamal2010.com/2011/06/la-bolivia-chuta.html
Ich gehe davon aus, dass demnächst Ähnliches im Immobilienbereich dekretiert wird...wenn's schee macht..."chuta me la pelota!" wie man in Venezuela in jedoch anderem Sinngehalt ruft.

[arnego2]

Ich glaube es heisst hier eher chupa me la pelota aber ansonsten, was er (Gamal) so schreibt passt in vielen Faellen auch auf Venezuela. Kein Wunder das unsere beiden Presis sich so gut verstehen.

Saludos
Arnego2

[el capitalino]

Da schreibe ich in meinem Blog also über Bücher, Vulkane und Wirberstürme und frage mich ob es nichts anderes, wichtigeres zu berichten gibt. Ja gibt es.

Also wechsle ich das Thema? Heute morgen schlage ich die Zeitung Reforma auf und sehe auf der Titelseite dieses:



Ich verzichte darauf die Details ins Deutsche zu übersetzen. Der einzige Grund, weshalb dieses Verbrechen es bis auf die Titelseite schaffte, ist "die neue Vorgangsweise beim eliminieren der Gegner.

Die 21 Leichen die vorgestern in Morelia, Mich. verstreut gefunden wurden, die drei "Exekutionen" in Mazatlan Sin. , zwei in Chihuahua, Chih.,  diese Unternehmen ermorden inzwischen auch in Guatemala und liefern sich ein Feuergefecht mit US Grenzern bei Mc Allen, Texas. Und das ist es was an einem Tag hier so passiert. Und es passiert jeden Tag. Und nichts passiert. Alles geht weiter wie bisher. Die dringenden  Reformen des maroden Staatsapparates werden auf die lange Bank geschoben. Der Präsident, stramm, konservativ und schlicht beharrt auf seiner Kriegsstrategie.

Alles ist schon wieder Wahlkampf, selbst wenn ein notorischer Gesetzesbrecher wie Hank Rohn wegen Besitzes unerlaubter Waffen in aller Frühe von Soldaten unsanft aus dem Bett geholt wird.  Das Gesetz ist eingentlich klar, und reicht aus um den Herrn ( und einige mit ihm) mit mehreren Jahren Gefängniss wegen "Ansammeln von unerlaubten Waffen" zu belegen. Das nur am Rande.

Die Herren Diputados haben es geschafft, die "Reforma politica", welche vom Präsidenten vorgeschlagen und vom Senat bereits in verwässerter Form abgesegnet wurde, in die Sommerferien zu retten, und damit verhindert, das wichtige Reformen in Gang gebracht werden. Der Grund? Alles wie gehabt, bitte keine Verbesserungen.

Nun könnte ich die Massaker, die Hinrichtungen, die Gefechte, Opfer und Entführungen ja als neuen Themenbereich etablieren, doch das liest sich dann so wie im Mexiko-Lexikon, eine kalte Agenda des Grauens. Und das möchte ich nicht. Nicht weil es nicht wert wäre, immer wieder das tägliche Grauen zu dokumentieren.  Doch, und das sieht und spürt man hier, findet sehr schnell eine Gewöhnung an das Grauen statt. Muss sie ja auch, wie will man sonst in einem Land leben, in dem abgeschnittene Köpfe gern als "Visitenkarten" der jeweiligen Kartelle an promineten Orten abgelegt werden, wo Massenerschiessungen und die dazu gehörigen Massengräber genauso lapidar zur Kenntnis genommen werden wie die schleichende Militarisierung und Brutalisierung der Gesellschaft. Aber der Wirtschaft geht's gut. Das ist doch was, oder?
Solange in Mexiko Menschen bei lebendigen Leib an Brücken aufgehaengt werden, um dann vor den Augen der Passanten (und der Polizei) erschossen zu werden, scheinen mir doch alle anderen "Kleinigkeiten" nicht mehr so transzendent zu sein.

[Sascha Blodau]

hey el capitalino,
ich kann ja verstehen, das dich so etwas sehr berührt.
Solche Ereignisse sind mir hier in Bolivien glücklicherweise erspart geblieben. Und die Probleme der westlichen Welt gingen mir schön weit am A.... vorbei. Was sich leider nun ändern wird, weil ich mich zurück in die Hölle begeben werde um weiterzukämpfen und Geld zu raffen. Das klappt zumindest noch ganz gut im Kapitalismus.
Leider gibt es auf der Welt nicht die Möglichkeit nur die Vorteile zu haben ohne auf der anderen Seite unter den Nachteilen leiden zu müssen.
Solche Schlagzeilen kenne ich jedenfalls nicht aus Bolivien.

[Sascha Blodau]

...zu deinen geklauten Autos, spassmusssein...
So komisch die Ideen von dem Evo auch sein mögen, basieren sie jedoch immer auf einer nicht ganz zu ende gedachten Logik.
Glaubst du im Ernst, dass irgend ein Bolivianer der seit, sage ich mal zehn Jahren wissendlich mit einem in Chile oder Argentinien geklautem Auto umherfährt, dass der auch nur einmal darüber nachdenkt seine "Chuta" nun zu legalisieren, und ...dass ist ja noch der größere Witz, dafür sogar noch steuern zu zahlen? Glaubs mir, kein Mensch wird da hingehen.
Da müßte man erst systematisch alle Autos eindeutig identifizieren und die gestohlenen beschlagnahmen, das währe aber bei dem Improvisationstalent der ärmeren Leute eine fast unlösbare Aufgabe. Weil, die denken ja mit.

[vallartina]

Auch wenn's OffTopic ist: Zu Capitalinos Ausführungen gibt es eigentlich nichts hinzuzufúgen, auch ich kann Zeitung lesen. Trotzdem lebe ich sehr gerne und sehr gut hier, in meiner Bucht, mit meinen mexikanischen Nachbarn und Freunden. Die lesen auch Zeitung und sie erschrecken genauso wie ich und Du. Trotzdem leben auch sie gerne hier, bauen an ihrer eigenen und ihrer Kinder Zukunft. Viele sagen, der Krieg gegen die Narcos ist schlecht, weil es zu viele Opfer gibt. Und dann schieben sie hinten nach: diese Kriminellen NICHT zu bekämpfen wäre aber noch viele Stufen tiefer im Korruptionssumpf zu versinken. Haben sie Recht?

Zum Thema Bolivien:
Sascha: ich habe bisher weder in diesem Forum noch in Deinem Blog mich an der Kritik zu Eurer Auswanderung nach Bolivien beteiligt, allerdings gibt mir Deine neue Signatur schon zu denken:

..es bedarf schon etwas Courage aus Deutschland auszuwandern, aber es bedarf noch mehr Courage in die Hölle zurückzugehen..

Und nun muss ich Dich kritisch fragen: was, bitte, hat Deine geplante temporäre Rückkehr nach D mit Courage zu tun?

[LJ]

Und nun muss ich Dich kritisch fragen: was, bitte, hat Deine geplante temporäre Rückkehr nach D mit Courage zu tun?

Kommt darauf an, was er im Gepäck hat

[Sascha Blodau]

..@ LJ, eine Bekannte von mir ist mal mit einem Karton Cocatee vom Deutschen Zoll verhaftet worden. Da werde ich wohl lieber kein Risiko eingehen.

..@ vallartina, na ja jeder meiner Freunde und Bekannten hält mich doch erstmal für ein Versager. Und wenn ich denen eine lange Erklärung dazu abgebe, noch schlimmer. Es gehört schon Mut dazu sich all diesen Fragen zu stellen.
Und dann gibt es diese unzähligen Gründe nicht mehr in Deutschland leben zu wollen, das muß ich dann wieder ertragen. Hier hat mich nichts belastet außer dass die Gelddecke etwas dünn ist.
Aber ich werde in Deutschland keinen Fernseher, kein Radio und keine Zeitungen kaufen, dann lässt es sich vielleicht aushalten.

[LJ]

..@ vallartina, na ja jeder meiner Freunde und Bekannten hält mich doch erstmal für ein Versager. Und wenn ich denen eine lange Erklärung dazu abgebe, noch schlimmer. Es gehört schon Mut dazu sich all diesen Fragen zu stellen.
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Ach, sieh das doch locker. Ihr baut langsam ein Haus in La Paz und du arbeitest dann zwischendurch in D um ein wenig Kohle einzubringen. Ich wette massig Griechen, Türken, Italiener usw machen es ähnlich. Sie arbeiten in D und bauen sich in ihre Heimat Stück für Stück was auf.

[Sascha Blodau]

..ja ganz genau so sehe ich es auch..