Naja, so wie ich die Lage einschätze, gibt es zwar eine Vielzahl an Gruppen, diese sind aber mittlerweile alle mehr oder weniger den zwei großen Kartellen verbunden und bekriegen sich untereinander schon mal deutlich weniger. Das ist schon mal ein Fortschritt. Vor einigen Jahren waren es ja noch eine Vielzahl an Kartellen, die wirklich um jedes Dorf gekämpft haben um ihr Territorium abzustecken.orly hat geschrieben: Grau ist alle Theorie. Was ich bisher in der Praxis hier erlebt habe sprengte meine Vorstellung.
Deine Einschätzung teile ich nicht. Früher gab es mal zwei starke Kartelle, heute hat auf diesem Gebiet ein enorme Fragmentierung stattgefunden, inzwischen sind es mindestens ein halbes Dutzend Gruppen die kleinere Gebiete kontrollieren. Allerdings scheinen sich diese Gruppen langsam ihrer Territorien sicher zu sein, die Grenzen sind gezogen.
Aber das Geschäftsmodell ist bei allen in etwa gleich : Drogenherstellung und Vertrieb, Waffenhandel, Entführungen, Erpressung, Schutzgeld, Geldwäsche, Bergwerke, Menschenhandel, Organhandel um nur einiges zu nennen. Allein über den Hafen Lazaro Cardenas wurden rund 15 Mio. US $ mit Eisenerzexport por Monat verdient, bzw. mit Billigtextilien aus China bezahlt.
Mittlerweile scheinen, wie du ja schon sagtest, die Grenzen gezogen. Und beiden Seiten geht es in der momentanen Situation blendend. Keine der beiden Seiten wird es wagen in einen offenen Konflikt mit der anderen zu gehen und womöglich ihren Vormachtsstatus zu verlieren und anderen Organisationen zu erlauben in ihrem Gebiet Fuß zu fassen.
Gerade hier im Staat Chihuahua war es zuvor "la linea" die alles kontrolliert hat. In den vergangenen Jahren, als Juarez Cd. hier traurige Rekorde in Mordraten etc. aufgestellt hat, versuchten die Herren aus Sinaloa den Staat und die wichtigen Grenzpunkte hier für den Schmuggel unter Kontrolle zu bekommen. Seit 2013 ist der Krieg weitestgehend vorbei, das Juarez Kartell hat hier nicht mehr viel zu melden und hat sich offiziell zur "Filiale" der Zetas erklärt. So ging es auch mit zahlreichen anderen Kartellen.
Ob man sich von Seiten des Staates und auch der Bevölkerung nun mit der Situation anfreundet (kleineres Übel als zuvor) oder wirklich auf Konfrontationskurs geht, ist natürlich eine schwierige Frage. Meines Erachtens nach kann Mexiko alleine das Problem eh nicht in den Griff bekommen. Da wären die US Amerikaner etwas in der Bringschuld, da sie das Ganze Elend hier mit verursacht haben bzw. dies immer noch tun. Stichwörter: Grenzzäune, größter Drogenabsatzmarkt der Welt, Ausbeutung der Ressource Arbeitskraft vor der eigenen Haustür, Maquiladoras, Preisdruck, Waffengesetze. Aber die Diskussion darüber sprengt hier den Rahmen glaube ich
Naja und was die anderen, kleineren Vereine wie diese Mara Leute etc. hier veranstalten sollte doch irgendwie von der Polizei in den Griff zu bekommen sein.
Aber vielleicht ist es gerade die Erkenntnis, das das Leben morgen schon zu Ende sein kann, welche die Lebenslust und Lebensfreude enorm steigert.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Das ist in der Tat ein Aspekt den ich aus der Perspektive noch nicht bedacht habe. Schade dass ich keinen Vergleich zum Leben in Mexiko habe, als die Welt hier vor ein paar Jahren noch weitestgehend in Ordnung war