Umwandern - oder zurueck?

alles, was nicht in die speziellen Länderrubriken paßt

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Gigi
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Umwandern - oder zurueck?

Beitrag: # 58933Beitrag Gigi »

Nach fast 10 Jahren Ausland, auch wenn nur Nachbarland muss ich gestehen, dass ich ca. seit einem Jahr eine regelrechte Antipathie entwickelt habe fuer meine Wahlheimat. Nicht, dass ich bereue, hier meine Zelte aufgeschlagen zu haben, aber irgendwie ist es nicht mehr das, was es mal war. Ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass die Kinder erwachsen werden und planen, nach Deutschland zurückzuziehen. Oder einfach, dass ich mich langweile und weiterentwickle? Jedenfalls habe ich gerne in Dänemark gewohnt, bis ich plötzlich vor einiger Zeit festgestellt habe, dass es nicht hier ist, wo ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Irgendwie habe ich das Gefuehl, dass sich das Land zwar digital immer weiterentwickelt, aber nicht mental mithalten kann.

Das Geschäft läuft gut, das ist es nicht. Ich bin bereits über 50, also nicht gerade in dem Alter, wo die meisten Länder einen mit Kusshand suchen. Aber wohin?
Zurück nach Deutschland wäre das Einfachste, aber reizt mich nicht unbedingt. Ich spreche ( ausser deutsch natürlich ) fliessend dänisch, englisch, gut französisch, etwas italienisch und norwegisch. Spanisch würde ich mir auch noch zutrauen, in kurzer Zeit zu lernen, aber macht eine "Umwanderung" in meinem Alter noch Sinn? Aushalten und dableiben?

Hat jemand ähnliche Erfahrungen, das einem das "Wunschland" plötzlich richtig negativ erscheint?

Was tun? Es aushalten mit der Hoffnung, dass die negative und agressive Stimmung vorbeigeht? Vielleicht ist es ja nur so eine Art "midlifecrisis"- aber wenn nicht, wie lange warten?

Ich weiss sehr gut, dass es das sog. perfekte Land nicht gibt, aber hat jemand ähnliche Erfahrungen oder Vorschläge, oder sollte ich einfach zum Psychiater? :-)

Liebe Grüsse
Gigi

:D :D
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Siggi!
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Beitrag: # 58940Beitrag Siggi! »

Hallo Gigi,

mich wundert, dass sich dieses Gefühl einstellt, obwohl Ihr vor Ort etwas aufgebaut habt. Das alles zurückzulassen, muss doch schmerzen.

Wieder von vorn anfangen ist immer ein Risiko. Wird es wieder gelingen? Wenn nicht? Dann sitzt man in einem anderen Land in einer viel schlechteren Situation und denkt nur: Hätte ich doch diesen Neuanfang nicht gewagt. Abgesehen davon kostet jeder Neuanfang mehr Energie, als bestehende Strukturen am Laufen zu erhalten. Mit 50+ so viel Energie aufwenden?

Beruflich habe ich schon oft über ähnliches nachgedacht. (Da ich örtlich unabhängig arbeite könnte ich einen anderen Arbeitsbereich wählen, ohne mich örtlich verändern zu müssen.) Ich gebe zu: Ich bin feige. Ich habe es nicht mehr probiert, zu viel zu verlieren, zu große Verlustängste.

Bei uns ist es eine etwas andere Situation. Wir haben ein kleines Kind und meine Frau möchte nicht, dass es in UA oder RU aufwächst. Ich kann da nur zustimmen, spätestens wenn ich an den Militärdienst denke.

Wir werden uns also bis zum Eintritt in die Schule verabschieden. Erschwert wird das durch die schlechte Veräußerbarkeit der Immobilien seit der Krise 2014. Aber letztlich ist das nur eine Geldfrage. Akzeptiert man 50% Verlust, sollte ein Verkauf recht einfach möglich sein.

Meine Frau favorisiert Österreich. Das ist von der Einkommensteuer noch schlimmer als in DE. Kein Ehegattensplitting und ab 60000 Euro werden 50% Steuern fällig (etwas weniger seit der Steuerreform in diesem Jahr). Nach 12 Jahren im steuerfreundlichen Ausland kann ich mich nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, mich solchen Bedingungen zu unterwerfen. Malta, Irland oder sogar GB bieten bessere Möglichkeiten (wg. non-domiciled Status) und sollten sprachlich auch zu meistern sein. Andererseits sollte man die Länderauswahl nicht nur von solchen Überlegungen leiten lassen, aber eine wichtige Rolle spielt es bei mir schon. Vielleicht liegt die Lösung aber auch einfach in der brutalen Reduktion der Einkünfte, d.h. weniger arbeiten - aber was dann mit der Zeit tun?

Wir haben viel mit dem Gedanken an andere Länder gespielt, aber damals war ein Kind nie ins Kalkül einbezogen. Würden wir in ein Land ziehen, dessen Sprache wir nicht sehr gut könnten, dann würde das Kind massive Nachteile haben. Situationen, wie bei den Gastarbeiterkindern der ersten Generation könnten sich einstellen. Ich bin realistisch. Französisch auffrischen würde ich mir zutrauen. Eine neue Sprache würde ich nie mehr richtig lernen. So auf Dauer im Ausland zu leben, erscheint mir auch nicht erstrebenswert.

Alt werden wollte ich in UA/RU nie. Die gesundheitliche Versorgung ist nicht flächendeckend gut und mit zunehmenden Alter (gehe jetzt auf die 60 zu) wird das Risiko immer größer.

Gruß
Siggi
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Gigi
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Beitrag: # 58945Beitrag Gigi »

Hallo Siggi,

mit einem Kind ist die Situation sicherlich extrem erschwert, allerdings wohl erst mit Schuleintritt, vorher dürfte es für ein Kleinkind, das ja doch primär mit den Eltern verknüpft ist, kein Problem darstellen - ausser dem von dir angesprochenen Sprachproblem der Eltern.

Tja, eine ganz neue Sprache traue ich mir auch nicht mehr zu, höchstens auf Grundkenntnisse aufzubauen. Das schränkt ja schon mal massiv ein
:D Zumal ich darauf angewiesen bin zu arbeiten.

Bei mir ist es eher so, dass wenn meine Kinder das Land verlassen, sehe ich keinen Grund hierzubleiben. Einfacher wäre es schon, man müsste nicht über Verkauf usw. spekulieren und natürlich finanzielle Verluste hinnehmen.
Als ich vor 11 Jahren den Umzug ins Ausland geplant habe, ist mir das alles noch ziemlich leicht gefallen, mittlerweile fehlt mir wirklich die Energie. Und das ist der springende Punkt, man fühlt sich so eingefahren und unzufrieden mit sich selbst. Irgendwie, als ob da jetzt nichts mehr kommt... :wink:

Die Steuern Österreich würden mich nicht abschrecken - o.k. an hohe Steuern bin ja von Dänemark gewöhnt. Allerdings wäre mir die Entfernung zum Meer zu weit.

Sieht wohl so aus, als ob ich auf meine alten Tage eventuell noch in Hamburg lande, warum eigentlich nicht. Das würde die Planung erheblich vereinfachen. Immerhin bin ich hier noch über ein Jahr gebunden mit Pachtvertrag. Bis dahin fällt mir vielleicht noch was anderes ein.

Nur hierbleiben werde ich wohl nicht - alleine der Gedanke, hier alt zu werden gruselt mich. Komisch eigentlich, wie Emotionen sich ändern können.

Gruss
Gigi
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Siggi!
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Beitrag: # 58946Beitrag Siggi! »

Hallo Gigi,
Gigi hat geschrieben:Bei mir ist es eher so, dass wenn meine Kinder das Land verlassen, sehe ich keinen Grund hierzubleiben.
Das ist bei uns auch so. Die Oma will dahinziehen, wohin ihre Tochter hingeht. Keine Ahnung, ob das vernünftig (im fremden Land mit der Tochter als einziger sozialer Kontakt) oder überhaupt ausländerrechtlich machbar ist. Die Kosten sind auch ein Punkt, denn Oma hat umgerechnet weniger als 100 Euro Rente in UA. KV und ggf. im Alter die Pflege sind enorme Kostenrisiken.
Und das ist der springende Punkt, man fühlt sich so eingefahren und unzufrieden mit sich selbst. Irgendwie, als ob da jetzt nichts mehr kommt... :wink:
Das kenne ich 100% genauso. Vielleicht ist das der Preis für "Erfolg". Bekannte, die in einer viel schlechteren Situation sind, haben dieses Gefühl nicht. Sie sind immer dabei zu versuchen, doch noch einen Schritt vorwärts zu kommen. Wenn man hingegen die ehemaligen Ziele erreicht hat, was soll dann noch kommen? Mehr Umsatz, mehr Gewinn? Ist zwar nett, aber das ändert am Lebensgefühl auch nichts. Was soll also noch kommen? Vermutlich geht es uns zu gut, weil wir ja schon froh sein können, wenn alles so bleibt wie es ist. Aber andererseits heißt das auch, das nichts mehr Interessantes oder Besseres nachkommt.
Die Steuern Österreich würden mich nicht abschrecken - o.k. an hohe Steuern bin ja von Dänemark gewöhnt.
Ich falle sofort in diese Denkmuster zurück: Keine Ehegattensplitting? Kann ich dann meiner Frau, dem Kind, der Oma Einkommensanteile zufließen lassen, damit sich das ein wenig besser verteilt? Wenn wir dem Kind Vermögen zuweisen, überwacht dann jemand, wie die Einkünfte verwendet werden? Wenn ja, wie viel Verwaltungsaufwand ist das? Sollen wir eine Stiftung gründen, um die Steuern bei 25% zu deckeln? Meine Frau gleich noch aggressiver: Haben wir niemanden Vertrauenswürdigen, den wir als Strohmann verwenden können? Wie können wir die Geschäftskosten maximieren, d.h. Privatausgaben so aussehen lassen, als seien sie geschäftlich veranlasst?

Diesen Problemkreis hatten wir um den Anfang des Jahrtausends. Ich war richtig froh, dass ich mich in UA einfach auf die Arbeit konzentrieren konnte. Ob man 10000 Euro oder das zehnfache verdiente war egal, der Steuersatz gewinnunabhängig.

Mit der Zeit nutzt sich dieses Gefühl aber auch ab. Nur wenn es dann wieder zurück gehen soll, dann wird es schwierig. So wie der Langzeitarbeitslose, der sich nach 10 Jahren auch fragt: Wofür soll ich arbeiten, ging doch gut ohne.
Allerdings wäre mir die Entfernung zum Meer zu weit.
In Kärnten gibt es die Seen, viele Häuser haben einen Pool, teilweise auch ein Hallenbad. Wenn es einmal sein muss, ist das Meer in gut 2 Stunden zu erreichen. Das Meer haben wir auf der Krim ja auch nur zum Schwimmen genutzt, wenn die Temperaturen gestimmt haben (also 24+°, für meine Frau am besten so um die 30°).
Sieht wohl so aus, als ob ich auf meine alten Tage eventuell noch in Hamburg lande, warum eigentlich nicht.
Was stört Dich eigentlich in DK? Gibt es etwas, was Du für Dein Gefühl verantwortlich machen kannst? Warum gerade Hamburg, wg. den Kids?

Gruß
Siggi
steffi82
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Re: Umwandern - oder zurueck?

Beitrag: # 59912Beitrag steffi82 »

Gigi hat geschrieben:Nach fast 10 Jahren Ausland, auch wenn nur Nachbarland muss ich gestehen, dass ich ca. seit einem Jahr eine regelrechte Antipathie entwickelt habe fuer meine Wahlheimat. Nicht, dass ich bereue, hier meine Zelte aufgeschlagen zu haben, aber irgendwie ist es nicht mehr das, was es mal war. Ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass die Kinder erwachsen werden und planen, nach Deutschland zurückzuziehen. Oder einfach, dass ich mich langweile und weiterentwickle? Jedenfalls habe ich gerne in Dänemark gewohnt, bis ich plötzlich vor einiger Zeit festgestellt habe, dass es nicht hier ist, wo ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Irgendwie habe ich das Gefuehl, dass sich das Land zwar digital immer weiterentwickelt, aber nicht mental mithalten kann.
:D :D
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Jupp
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Re: Umwandern - oder zurueck?

Beitrag: # 59918Beitrag Jupp »

Der Beitrag ist ja nun schon älter, interessieren würde mich das aber auch.
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
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mannix
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Re: Umwandern - oder zurueck?

Beitrag: # 59921Beitrag mannix »

Jup ob man darüber diskutiert aus einem Land in dem es einem nicht mehr gefällt wegzugehen oder da zu bleiben ist so sinnlos wie ein Kropf

Wenn ein Mann mit einer schönen Frau verheiratet ist die er liebt im Moment der Eheschließung und der dann später Feststellt nach 5 Jahren dass sie ihm nicht mehr gefällt dann hat er zwei Möglichkeiten er trennt sich von ihr und sucht sich eine neue oder er würgt sein Widerwillen runter und bleib bei ihr

Aber da kann doch kein Außenstehender einen Rat geben wie einer mit seinem Widerwillen fertig wird muss alleine er sehen

Ich bin im übrigen seit 10 Jahren nun in Cartagena Kolumbien vorher hatte ich in Deutschland gelebt und ich könnte mir nicht mehr vorstellen nach Deutschland zurückzukehren und ich fühle mich in Katharina wohl wie glaube ich nigendwo auf der Welt ich mich wohlfühlen könnte
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Jupp
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Re: Umwandern - oder zurueck?

Beitrag: # 59923Beitrag Jupp »

Manchmal ist der Rat eines Außenstehenden sehr viel effektiver als der von Verwandten und Freunden, das ist Fakt.

Aber hier soll ja nicht mehr diskutiert werden, sondern man möchte wissen, wie die Lösung war. Bleiben oder zurückkehren, mehr nicht.
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mannix
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Re: Umwandern - oder zurueck?

Beitrag: # 59924Beitrag mannix »

Jupp, entweder ist sie geblieben oder sie ist zurückgekehrt

Ich bin nun schon seit zehn Jahren in Kolumbien geblieben ein anderer deutscher hatte in Cartagena ein Restaurant eröffnet und ist gescheitert und ist jetzt zurückgekehrt

Mal so mal so :D
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Jupp
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Re: Umwandern - oder zurueck?

Beitrag: # 59925Beitrag Jupp »

entweder ist sie geblieben oder sie ist zurückgekehrt
Genau das ist hier die Frage. Aber sie wird wohl nie beantwortet werden.
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
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Re: Umwandern - oder zurueck?

Beitrag: # 59936Beitrag arnego2 »

Genau und damit weg mit dem Thread. jejeje
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Jupp
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Re: Umwandern - oder zurueck?

Beitrag: # 59956Beitrag Jupp »

Ich muß mich korrigieren, die Frage wurde doch beantwortet:

Hier entlang geht es zur Antwort auf die Frage Umwandern oder zurück ;-)
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