Ist Deutschland Auswanderungsland?

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Siggi!
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Ist Deutschland Auswanderungsland?

Beitrag: # 22752Beitrag Siggi! »

Die Deutschen wollen raus. Die Stimmung ist mies, die Freiheit winkt woanders, nachdem im Land des Exportweltmeisters die meisten Menschen am Aufschwung nicht teilhaben und die Reichen sowieso gehen, wenn sie können, oder zumindest ihr Geld aus den wachsenden Vermögenseinkommen ins Ausland schaffen. Es mag aber auch eine Suche nach dem Abenteuer und dem großen Glück sein, das die Deutschen in anderen Ländern suchen und sich dabei gerne auch im Fernsehen in den Auswandererserien dokumentieren lassen. Das scheint allerdings nur für die Mitglieder der unteren Einkommensschichten zu passen.
...
2007 ist Deutschland um 48.000 Menschen bevölkerungsreicher geworden, da 683.000 nach Deutschland kamen und 635.000 ins Ausland gingen.
...
2007 sind mit 572.000 zwei Prozent mehr Ausländer nach Deutschland gezogen als 2006. Der "seit 2001 anhaltende Tendenz einer rückläufigen Zuwanderung ausländischer Personen" wurde damit erstmals unterbrochen
...
Zwar sind auch die Zuzüge von Deutschen (inklusive Spätaussiedler) um 8 Prozent auf 111.000 gestiegen, dennoch haben 165.000 Deutsche das Land verlassen, 6 Prozent mehr als im Vorjahr
Quelle: Telepolis

Der Trend setzt sich also fort: Jedes Jahr verlassen immer mehr Deutsche die Heimat. Einen Migrationsverlust gibt es trotzdem nicht, da mehr Ausländer kommen, als Deutsche gehen.

Gruß
Siggi
Zuletzt geändert von Siggi! am Do Mai 22, 2008 5:49 pm, insgesamt 2-mal geändert.
DreamOfIstanbul
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Beitrag: # 22755Beitrag DreamOfIstanbul »

Während Politiker diskutieren, wie Einwanderer besser in die deutsche Gesellschaft integriert werden können, zeigen die neuen Zahlen ein anderes Problem: Deutschland könnte sich bald vom Zuwanderungs- zum Auswanderungsland wandeln. "Die Zahl der Menschen, die in Deutschland keine Zukunft mehr für sich sehen, nimmt zu", sagt Monika Schneid vom RaphaelsWerk. Diese Hilfsorganisation berät seit Jahrzehnten Menschen, die Deutschland verlassen wollen. Schneid nennt sie "Abwanderer", nicht "Auswanderer", denn die wenigsten wollen für immer fort. In den vergangenen Jahren hörten die Berater immer häufiger den Satz: "Das wird für mich hier nichts mehr."

Die Menschen sprechen von sozialer Kälte und Perspektivlosigkeit. Während sie hierzulande von Arbeitslosigkeit bedroht sind, werben Länder wie Kanada, Australien oder England aktiv um Handwerker, Bauingenieure, Lehrer und Pflegepersonal.

» Wir leben in einem alternden Land, in dem die Kreativität zurückgeht. «


Doch nicht alle treibt die Angst vor dem Abstieg. Es zieht auch gut bezahlte Manager fort, die im Ausland bessere Gehälter und Aufstiegschancen vermuten. "Wir leben in einem alternden Land, in dem die Kreativität zurückgeht", sagt der Leiter des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, Reiner Klingholz. Für eine international orientierte Elite seien die dynamischen Märkte in Asien womöglich attraktiver.

Eine Studie der OECD zeigt, dass kaum ein Staat so viele Akademiker an andere Industrieländer verliert wie Deutschland. Dieser brain drain werde nur durch den Zuzug von qualifizierten Spätaussiedlern aufgefangen. Der Trend zur Abwanderung könnte sich noch verstärken, wenn die Fortgegangenen berichten, dass das Leben im Ausland einfacher ist.
__
Die Regierung befürchtet dass die Zahl noch höher ist, da sich viele tausende sich nicht abmelden.

Bitte nicht einfach Artikel kopiert hier reinsetzen -
ein Kommentar mit dem Link (Quellenangabe) reicht aus.
Caribe-Klaus
Wanda
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Beitrag: # 41670Beitrag Wanda »

Hallo,
das ist mir auch schon öfter aufgefallen. Viele Deutsche reden davon, hier nicht mehr leben zu wollen. Aber wenn man sich mal bei den Zugezogenen umhört, ist Deutschland sehr beliebt als Zuzugsland!
Zuletzt geändert von Wanda am Do Dez 16, 2010 11:13 am, insgesamt 1-mal geändert.
MamboJoe
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Beitrag: # 41677Beitrag MamboJoe »

DreamOfIstanbul hat geschrieben:...............Der Trend zur Abwanderung könnte sich noch verstärken, wenn die Fortgegangenen berichten, dass das Leben im Ausland einfacher ist.
__
...........
Das ist doch absurd.
Ich habe noch nie von einem Fortgegangenen gehört, dass das Leben im Ausland einfacher wäre als im Heimatland? Ganz im Gegenteil.
Es bietet vielleicht einige Vorteile, die aber mit höherem Aufwand bezahlt werden müssen.

MamboJoe
makis

Beitrag: # 41679Beitrag makis »

Also so pauschal kann man das aber nicht sagen. Ich persönlich finde nicht dass mein Leben hier einen höheren Aufwand verlangt als in Deutschland. Wenn man sich mal zurechtgefunden hat ist das Leben hier tatsächlich einfacher. Es gibt nicht so viele Abgaben, nicht so viele Regeln, und es wird nicht soviel von einem verlangt, auch nicht im Beruf. Fehler sind verzeihlich, und es stehen nicht dreihundert andere Bewerber für meinen Job auf der Matte die nur darauf warten dass ich ausgestellt werde.
Ganz sicher kommt es auf das Land an in das man geht, und auf die Voraussetzungen die man mitbringt. Es gibt sicher Leute die einen höheren Aufwand betreiben müssen, und andere die es einfacher haben als in Deutschland.
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Siggi!
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Beitrag: # 41687Beitrag Siggi! »

MamboJoe hat geschrieben:Es bietet vielleicht einige Vorteile, die aber mit höherem Aufwand bezahlt werden müssen.
Von welchem Aufwand reden wir, vom initialen Aufwand (d.h. dem Aufwand rund um die Auswanderung) oder vom Aufwand des täglichen Lebens in der neuen Heimat? Der initiale Aufwand ist zweifelsohne höher. Es ist immer weniger aufwendig, eine bestehende Stituation zu belassen, als Veränderungen herbeizuführen.

Gruß
Siggi
Erkel
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Beitrag: # 41690Beitrag Erkel »

Da braucht man, glaube ich, nicht drüber zu diskutieren. Klar erfordert es einiges seine sieben Sachen zu packen und der Heimat Ade zu sagen.

Man muss die Dinge differenziert sehen. Vor allem wenn Leute nicht vorbereitet genug auswandern, unterlaufen sie der Gefahr in der neuen Heimat nicht klar zu kommen. Dies gilt vor allem für Länder mit neuen Sprachen und gravierenden kulturellen Unterschieden. Wenn Deutsche dazu noch unbeliebt sind im Auswanderungsziel, dann wird es kritisch.

Ich kann verstehen, wenn man aus Deutschland auswandern möchte. Es liegt ja auch seit Jahren "im Trend", wenn man sich mal die ganzen Sendungen im TV anguckt und auch ich liebäugel schon länger mit dem Gedanken, aber wenn ich es tue, mache ich es richtig. Pauschale Aussagen, wie "Auswandern macht das Leben einfacher" wird es von mir nicht geben, denn es kommt IMMER auf Typ und Ort an.
MamboJoe
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Beitrag: # 41691Beitrag MamboJoe »

Siggi! hat geschrieben:
MamboJoe hat geschrieben:Es bietet vielleicht einige Vorteile, die aber mit höherem Aufwand bezahlt werden müssen.
Von welchem Aufwand reden wir, ...........
Gruß
Siggi
Ich gehe mal erst von einem Land wie Spanien aus, welches ja noch innerhalb Europas liegt.

Derzeit imens hohe Arbeitslosenzahl, d.h. Arbeit kaum zu finden. Falls doch, schlechte Bezahlung, schlechte Sozialleistungen. Zusaetzliche private Krankenversicherung empfehlenswert.

Alle deutschen Selbstaendigen berichten stets von mehr Arbeit als in Deutschland fuer weniger Geld.

Fremdsprachenkenntnisse unumgaenglich. Integration, Anpassung an lokale Mentalitaeten, Kulturen erforderlich.

Erheblich hoeherer buerokratischer Aufwand als in Deutschland (trotz EU). Wer glaubt, Deutschland sei ein Buerokratenstaat, kennt das angeblich so lockere Spanien noch nicht.


Ausserhalb Europas ist der Aufwand noch erheblich hoeher.

Kampf um Arbeits- und Aufenhaltsberechtingungen, ausser man steht auf so Armutslaender wie Paraguay oder Dom-Rep.
Nichtselbstaendige Arbeit dort kaum moeglich - ausser man steht auf Armut, schlechte Sozialleistung und mangelnde Gesundheitsversorgung.

Alternativ hohe Investitionssummen erforderlich. Investitionsrisiko.

.............

Jeder, der schon einmal ausgewandert ist, hat da sicher seine eigenen Erfahrungen und koennte die Liste noch beliebig fortsetzen. Das Forum hier selbst spricht schon fuer sich.

Die Behauptung, dass das Leben im Ausland also einfacher sei als in Deutschland, halte ich einfach fuer Unsinn und eher eine Wunschvorstellung von Auslandstraeumern und Deutschlandmueden.

Sicher mag es das eine oder andere Land geben, wo es nach vielen anfaenglichen Anstraengungen vielleicht einfacher ist oder vereinzelt Erfolgsstories geschrieben werden. Die Regel ist das jedoch sicher nicht.
In der Regel nehmen wir viel Aufwand auf uns, um ein paar Vorteile in einem anderen Land zu geniessen, die Deutschland vielleicht nicht bieten kann. Wer es einfach, oder sprich bequem haben will, sollte lieber in Deutschland bleiben.

MamboJoe
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Siggi!
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Beitrag: # 41692Beitrag Siggi! »

MamboJoe hat geschrieben:Die Behauptung, dass das Leben im Ausland also einfacher sei als in Deutschland, halte ich einfach fuer Unsinn und eher eine Wunschvorstellung von Auslandstraeumern und Deutschlandmueden.
Das kommt auf den Einzelfall an. Beispielsweise ist der abhängig Beschäftigte in einer anderen Situation als der Unternehmensgründer oder gar ein Investor. Gerade in Ländern, die für abhängig Beschäftigte i.a. wenig empfehlenswert sind, kann es für Selbständige Chancen geben, die so in DE wohl nicht zu finden seien werden. Rentner sind wiederum in einer anderen Situation, etc. Pauschale Aussagen sind daher selten sinnvoll.

Gruß
Siggi

P.S: Ich lebe im zweitärmsten Land Europas und bin dort nicht verarmt. Andererseits würden viele Einwohner in meiner Wahlheimat sicher in DE arbeiten wollen.
Zuletzt geändert von Siggi! am Sa Dez 11, 2010 8:19 am, insgesamt 1-mal geändert.
36510
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Beitrag: # 41719Beitrag 36510 »

Wanda hat geschrieben:Hallo,
das ist mir auch schon öfter aufgefallen. Viele Deutsche reden davon, hier nicht mehr leben zu wollen. Aber wenn man sich mal bei den Zugezogenen umhört, ist Deutschland sehr beliebt als Zuzugsland!
Laut

http://internationalliving.com/2010/02/ ... life-2010/

steht Deutschland immerhin auf Rang 4 (von 194 Laendern), was die Lebensqualitaet angeht. Ganz so schlimm scheint es also zuhause noch nicht zu sein (oder anderswo ist es eben meist noch schlimmer).
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Siggi!
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Beitrag: # 41720Beitrag Siggi! »

36510 hat geschrieben:Ganz so schlimm scheint es also zuhause noch nicht zu sein (oder anderswo ist es eben meist noch schlimmer).
Die schlechte Beurteilung ist meist unreflektierter Heimatfrust. Oft ist dieser mehr begründet in der eigenen Person als im Land. Es gibt auch hier im Forum viele Stammposter, die Deutschland realistisch sehen, sogar mögen, aber trotzdem im Ausland leben.

Gruß
Siggi
Erkel
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Beitrag: # 41780Beitrag Erkel »

Lebensqualität ist ohnehin relativ. Jeder Mensch hat Prioritäten und diese werden bei solchen Erhebungen natürlich nicht erfasst.

Wenn man also beispielsweise auf hohe Gehälter verzichtet, um in einem Land leben zu können, in dem die Menschen offen und zuvorkommend sind, dann kommt solch eine Liste nicht zu tragen.

Sicher hat Deutschland eine gute Infrastruktur, akzeptable Lebenshaltungskosten, viele Freizeit- und Konsummöglichkeiten und hohes Einkommen, aber das ist halt auch nicht alles.
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