Namibia wird immer besser

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Oryx
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Namibia wird immer besser

Beitrag: # 57494Beitrag Oryx »

Eventuell tut sich etwas in Namibia. Der neue Präsident räumt richtig auf und bringt das Land in Schwung. Man weiß zwar noch nicht, was draus wird, aber die ersten Anzeichen sind zumindest positiv.

Normalerweise geht hier niemand gern zu Home Affairs, dem Innenministerium, denn bislang war das immer ein aufwendiger Akt. Man musste sich in einer langen Schlange anstellen, es war chaotisch, dauerte ewig, die Leute hinter den Schaltern waren unfreundlich und oft auch inkompetent oder hatten keine Lust zu arbeiten. Oftmals waren die Büros leer, weil die beim Staat Angestellten nicht entlassen werden können und deshalb ihre Zeit lieber beim Einkaufen in der Stadt verbrachten oder mit sonstigen privaten Aktivitäten, statt im Ministerium zu sitzen und Permits zu bearbeiten für die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für Ausländer, für die Ausstellung von Personalausweisen und Pässen für Namibier usw. Viele Namibier, die eine ID oder einen Pass beantragten, hatten das Dokument nach Monaten immer noch nicht. Man musste vor Gericht gehen und Home Affairs verklagen, dass sie ihre Arbeit machen und den Pass ausstellen, wenn man das Land verlassen wollte, das Ticket vielleicht schon längst in der Tasche hatte, den Pass aber immer noch nicht.

Schon bevor der neue Präsident vor kurzem gewählt wurde, begann sich aber etwas zu tun. Die Schalterhalle von Home Affairs wurde umgebaut, es wurden Bänke reingestellt zum Sitzen (vorher musste man stundenlang stehen, wenn man in der Schlange wartete), die Leute hinter den Schaltern wurden ausgebildet, um die Leute vor den Schaltern freundlicher und kompetenter zu bedienen.

Jetzt gibt es ein Ticketsystem, und die Abläufe sind dermaßen optimiert worden, dass man gar nicht mehr lange warten muss. Obwohl man nun ja sogar sitzen kann. ;)

Es ist wirklich erstaunlich. Ich hätte das Home Affairs gar nicht zugetraut, dass so etwas möglich ist. Es sah vor noch gar nicht langer Zeit ziemlich hoffnungslos aus.

Ein bisschen habe ich dadurch jetzt auch die Hoffnung, dass die Permiterteilung für Ausländer eventuell besser wird und mehr gut ausgebildete Leute ins Land kommen, die wir hier gut gebrauchen können. Aber wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben.
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Siggi!
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Beitrag: # 57500Beitrag Siggi! »

Gratulation!

Die Mitarbeiter machen auch Privatbesorgungen während der Dienstzeit. Die Länder sind sich ähnlicher, als man denkt.

Wir haben erst vorgestern wieder entnervt aufgegeben, da wir an der Warteliste an Position 40 waren. Sprich: Wir wären an dem Tag höchst wahrscheinlich nicht mehr zum Sachbearbeiter gekommen. Nun versucht es meine Frau morgen noch einmal. Sie geht 1 Stunde bevor das Amt öffnet und wird mich dann anrufen, wenn sie absieht, dass sie an die Reihe kommt.

Es hat für sie mit dem Gerichtsverfahren letztes Jahr fast 8 Monate benötigt, um alle Dokumente zu sammeln, die sie morgen abgeben will.

Seitdem hier jeder seinen Aufenthaltsstatus anpassen muss, ist die Hölle auf den Ämtern los.

Gruß
Siggi, der nie gedacht hätte, solche positive Meinung über die Bürokratie in DE zu bekommen.

P.S: Sitzbänke gibt es nicht. Wenn man Glück hat, hat man einen Stehplatz im Gebäude. Aber auf Position 46 wartet man draußen.
Zuletzt geändert von Siggi! am Do Jun 18, 2015 3:42 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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arnego2
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Beitrag: # 57503Beitrag arnego2 »

Was fuer eine gute Ueberraschung, bei uns fehlt so ein Presi gerade. :(
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Oryx
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Beitrag: # 58637Beitrag Oryx »

Momentan bin ich eigentlich richtig froh, hier im harmlosen Namibia zu sein, wenn ich so höre, was in Deutschland alles passiert. Und wieder dieses alle über einen Kamm scheren. Die Afrikaner sind jetzt alle böse. Dabei ist das nur eine Minigruppe, und das sind alles Muslims. Hier bei uns hat der Islam keine große Bedeutung, und ich hoffe, das bleibt so, und deshalb sind die Afrikaner hier im südlichen Afrika ganz anders als die im nördlichen Afrika.

Jedenfalls leben wir hier unter Afrikanern sehr angenehm. Nur um das auch mal zu erwähnen. 8) Natürlich muss man sich an die Umstände anpassen, es ist nicht Europa. Aber Namibia ist Europa wahrscheinlich wesentlich näher und ähnlicher als die räumlich viel näher gelegenen Nordstaaten des afrikanischen Kontinents.
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Siggi!
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Beitrag: # 58638Beitrag Siggi! »

Wir sind zurzeit in DE. Haben vergangene Woche den ersten Flüchtling gesehen. Im ländlichen Bereich ist die Welt noch in Ordnung: 4000 Seelen und 20 Flüchtlinge ist ohne weiteres verkraftbar. Das merkt man im Alltag nicht.

Gruß
Siggi
Safari
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Beitrag: # 58710Beitrag Safari »

Oryx hat geschrieben:Momentan bin ich eigentlich richtig froh, hier im harmlosen Namibia zu sein, wenn ich so höre, was in Deutschland alles passiert. Und wieder dieses alle über einen Kamm scheren. Die Afrikaner sind jetzt alle böse. Dabei ist das nur eine Minigruppe, und das sind alles Muslims. Hier bei uns hat der Islam keine große Bedeutung, und ich hoffe, das bleibt so, und deshalb sind die Afrikaner hier im südlichen Afrika ganz anders als die im nördlichen Afrika.

Jedenfalls leben wir hier unter Afrikanern sehr angenehm. Nur um das auch mal zu erwähnen. 8) Natürlich muss man sich an die Umstände anpassen, es ist nicht Europa. Aber Namibia ist Europa wahrscheinlich wesentlich näher und ähnlicher als die räumlich viel näher gelegenen Nordstaaten des afrikanischen Kontinents.
Hallo Oryx,

früher habe ich in Zambia gelebt und gearbeitet. Es war sehr angenehm mit den Afrikanern. Auch die paar Moslems waren kein Problem und vielen nicht weiter auf. In Deutschland ist es jetzt aber so, das aus Nordafrika überwiegend kriminelle einreisen. Deshalb der schlechte Ruf. Aber auch in Tunesien und Marokko sind die meisten Leute sehr nett, bei denen die nach Deutschland kommen handelt es sich um Wirtschaftsflüchtlinge.

Aber ich habe mal in diesem Board nachgeschaut, weil ich wissen wollte wie die Möglichkeiten für deutsche Rentner sind nach Namibia auszuwandern?

Grüße

Wolfgang
Oryx
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Beitrag: # 58714Beitrag Oryx »

Gut. Als Rentner kannst Du sogar schon recht schnell eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Ohne Arbeitsgenehmigung natürlich.

Wobei sich das wie immer von Fall zu Fall unterscheidet. Beim einen geht es schneller, beim anderen dauert es länger. Aber der neue Präsident räumt ziemlich auf bei den Behörden, alles wird optimiert, somit besteht eine ganz gute Möglichkeit, dass auch dieses Prozedere noch verbessert wird.
Liana
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Beitrag: # 59003Beitrag Liana »

das klingt ja auch sehr spannend. Ich möchte so gern weg hier, aber es ist nicht leicht zu wissen wohin. Es sollten ja auch gewissen Anprüche da sein, aber das hier klingt ja sehr gut.
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Sascha Blodau
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Beitrag: # 59009Beitrag Sascha Blodau »

In Namibia gibt es wohl einige Deutsche Siedlungsgebiete, darin dürfte sich eine andere Welt abspielen als im übrigen Land, das sollte man bei solchen Berichten wissen, wenn man sie liest.
Alles was du brauchst, kommt im richtigen Moment zu dir. Sei geduldig.
Safari
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Beitrag: # 59012Beitrag Safari »

Liana hat geschrieben:das klingt ja auch sehr spannend. Ich möchte so gern weg hier, aber es ist nicht leicht zu wissen wohin. Es sollten ja auch gewissen Anprüche da sein, aber das hier klingt ja sehr gut.
Dazu sollte man wissen welche Ansprüche man hat.

Ein wichtiger Unterschied ist erst einmal ob man in dem Land Leben und arbeiten will, oder ob es der Altersruhesitz sein sollte und man lebt von der Rente und Kapital?
Oryx
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Beitrag: # 59018Beitrag Oryx »

Sascha Blodau hat geschrieben:In Namibia gibt es wohl einige Deutsche Siedlungsgebiete, darin dürfte sich eine andere Welt abspielen als im übrigen Land, das sollte man bei solchen Berichten wissen, wenn man sie liest.
Namibia ist nicht Südamerika, Sascha. Das, was Du beschreibst, gibt es hier nicht, das haben wohl mehr die Alt-Nazis in Südamerika aufgebaut.

Rein deutsche Gebiete gibt es hier nicht, deshalb sollte man auch auf jeden Fall mindestens Englisch sprechen. In gewissen Altersresidenzen herrschen entweder deutsche oder afrikaanse Bewohner vor, da ist es dann vielleicht wichtig, sich vorher zu informieren, wo man hinwill. In einer vorwiegend von Deutschen bewohnten Altersresidenz reicht vielleicht sogar Deutsch als Umgangssprache. Allerdings schränkt einen das dann auch ganz schön ein. Manchen Leuten reicht es aber, nur mit Deutschen zu sprechen.

Im normalen täglichen Leben sind die Deutschen ein kleiner Teil der Gesamtbevölkerung, voll integriert und nicht zu erkennen (unter den Weißen). Die Wohngebiete sind mittlerweile auch sehr gemischt, die zu Apartheidzeiten noch üblichen Trennungen bestehen nicht mehr. Nicht die Hautfarbe bestimmt, wo man wohnt, sondern der Geldbeutel. Und da es viele reiche Schwarze und Farbige gibt, sind die Wohngebiete auch entsprechend durchmischt, manche mehr, manche weniger. In Katutura wohnen in der Tat nur sehr wenige Weiße, aber es gibt sie.

Die Ansprüche sind in der Tat vorher zu klären, aber Namibia ist immer noch „Afrika für Anfänger“. In Windhoek findet man alles, was man zum Leben braucht, und vieles, was man auch aus Europa kennt. Je kleiner die Städte und Dörfer werden, desto weniger groß ist das Angebot, und Internethandel gibt es hier so gut wie nicht. Aber eigentlich bleiben kaum Wünsche offen, wenn man auf einem normalen Niveau leben will, nicht mit immer dem neuesten Schnickschnack.

Wenn wir hier etwas vermissen, dann sind es Dinge, die eher unter die Kategorie „Nice to have“ fallen und in Europa eben einfacher zu besorgen sind als hier. Alles für den täglichen Bedarf bekommt man aber problemlos. Wir leben hier eigentlich nicht so sehr viel anders als in Europa, wenn man mal von der Internetgeschwindigkeit absieht. ;)

Wenn man hier leben will, ist es jedoch von Vorteil, wenn man eher „selbständig“ denkt als „angestellt“. Arbeit gibt es genug, wenn man etwas gelernt hat oder bestimmte Fähigkeiten hat, aber Arbeitgeber gibt es relativ wenige. Also macht man am besten ein eigenes Geschäft auf. Das ist nicht schwer (sobald man eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis hat, das ist der schwierige Teil).
Safari
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Beitrag: # 59023Beitrag Safari »

Namibia ist immer noch „Afrika für Anfänger“. Schön formuliert, aber nicht so ganz richtig. Gerade Namibia hat unter den Weißen sehr unterschiedliche Klassen.

Da sind einmal die alten Südwester, die sofern sie noch im Land sind meistens größere, zum Teil sehr abgelegene Farmen haben. Neben der Tierhaltung haben sie zum Teil auch Touristen Farmen. Viele dieser Farmer sind untereinander verwandt. Sprache häufig noch deutsch.

Aus Südafrika stammen viele Unternehmer, die zum Teil auch schon sehr lange im Land. Sprache meistens afrikaans.

Einwanderer aus allen möglichen Ländern mit allen möglichen Sprachen. Viele sind selbständig und versuchen zu überleben.

Dann gibt es auch die Expats. Wie die Einwanderer aus allen möglichen Ländern, aber mit einem gesichertem Lebensunterhalt, meistens bei internationalen Firmen angestellt. Aufenthaltsdauer 1-3 Jahre, aber viele bleiben länger. Und wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann, meistens gut in der Gesellschaft integriert, da sie bei den Botschaften eingeladen werden und in allen möglichen Clubs sind.

Die Ruheständler sind schwer einzuordnen. Wer aktive Hobbys hat, kann darüber vielleicht Freunde / Bekannte finden. Bei den Partys der meist jüngeren Expats dürften Rentner (und Familien) etwas fehl am Platz sein.
Oryx
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Beitrag: # 59024Beitrag Oryx »

Versuchst Du mir jetzt gerade aus Nürnberg zu erklären, wie es bei mir in Namibia aussieht? ;)

Wenn Du hier leben würdest, wüsstest Du, dass man das so oberflächlich nicht betrachten kann, das ist viel vielschichtiger.

Was Du erwähnst, das sind so die Infos, die jeder hat, aber worum es hier bei uns geht, erfasst Du damit nicht. Eines unserer größten Probleme ist beispielsweise der Tribalismus unter den vielen verschiedenen schwarzen Stämmen. Der Rassismus unter den Schwarzen (und Farbigen). Das blenden Leute, die nicht hier wohnen, immer gern aus.

Also bitte ... Erzähl doch nicht uns, die wir hier im Land leben, was wir zu denken haben. Wir wissen garantiert besser, wie es hier im Land aussieht, als Touristen das je wissen können.

Ich habe schon so viel darüber geschrieben (und makis auch). Lies das einfach mal, dann siehst Du, dass es nicht so einfach ist, wie Du denkst. Und dass man das nicht mit so ein paar wenigen Sätzen zusammenfassen kann - von Deutschland aus.
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