Also Siggi, so wie das bei euch ist, da wuerde ich auch verzweifeln. So schlimm ist es hier bei weitem nicht. Bei der Bank muss ich zB kaum noch Schlange stehen, weil jetzt alles mit Internetbanking zu machen ist. Gestern musste ich bei Natis eine Stunde lang warten, damit ich meine (leider abgelaufene - Schande ueber mich!) Lizenz fuer eins unserer Fahrzeuge erneuern konnte. Sicherlich muss ich demnaechst ein bisschen Zeit einplanen, wenn wir unsere namibischen IDs beantragen wollen. Dort koennen wir auch niemand anderen schicken (fuer's Schlangestehen schon, nur muessen wir selbst physisch anwesend sein um den Antrag abzugeben), ansonsten ist das gang und gaebe, und auch meist nur mit einer einfachen Vollmacht moeglich, wenn sie ueberhaupt benoetigt wird. Da ist ein richtiger Businesszweig draus geworden der sich darauf spezialisiert hat.
@Orly:
Ich mag ja die deutsche Ueberheblichkeit auch nicht, aber auch ich muss zugeben, dass die Deutschen es anscheinend eher im Blut haben Probleme schnell und dauerhaft zu loesen als andere Voelker. Natuerlich nicht alle - auch unter den Deutschen gibt es solche und solche - , aber von der Mentalitaet her (sofern man bei der massiven Zuwanderung von Auslaendern noch davon reden kann) ist der Deutsche doch eher gruendlich und zuverlaessig. Nicht umsonst hat er diesen Ruf im Ausland weg. Klar, er ist auch ein Besserwisser und ein Erbsenzaehler, aber haeufig weiss er es tatsaechlich besser. Schlecht ausgebildet sind die Deutschen jedenfalls in der Regel nicht, wenn sie denn eine Ausbildung genossen haben.
Wir schuetteln hier auch haeufig den Kopf wenn wir sehen, wie manch ein Einheimischer sein Handwerk ausuebt. Nicht jeder Maurer hat zB schon mal etwas von einer Wasserwaage gehoert. Ich erlebe es immer wieder, dass Kabel nicht ordentlich verlegt sind, und auch dass man auf ihnen gedankenlos herumtritt. So ziemlich alles wird mit einer gewissen Nachlaessigkeit erledigt, nach dem Motto "Hauptsache es haelt erstmal".
Es existiert bei den wenigsten auch nur der Hauch eines technischen Verstaendnisses. Dass man sich damit die Probleme selber schafft, die spaeter dann auftreten, auf die Idee ist hier noch keiner gekommen. Nee, da ist dann immer das bloede Kabel Schuld (auf dem man zuvor gnadenlos mehrfach drauf getreten ist), oder das dumme Handy (das man mehrfach fallengelassen oder den Akku tiefentladen hat), oder die Mauersteine haben nix getaugt (die man einfach aufeinandergestapelt hat ohne mal eine Schnur zu spannen die im Wasser ist).
Wir warten zB seit einem Dreivierteljahr darauf, dass wir Bankeinzug bei unseren Kunden vornehmen koennen. Niemand kann mir weismachen, dass es so lange dauern muss. Ich musste mich da auch erstmal dran gewoehnen, dass es nicht damit getan ist einen Antrag zu stellen - man muss der zustaenigen Person jeden Tag solange in den Allerwertesten treten, bis man hat was man moechte. Erzaehl mir nicht, dass dies in Deutschland auch die Regel ist, und vor allem erzaehl mir nicht, dass diese Verschleppung und Verdraengung von Arbeit etwas grundsaetzlich Gutes ist. Wobei es da auch zwei Seiten gibt:
Die positive Seite ist, dass man als Unternehmer immer jegliche Verantwortung von sich weisen und sich einiges erlauben kann, da die Kunden mit einer Gelassenheit Fehler und Probleme akzeptieren die man so in Deutschland natuerlich nicht findet.
Ausserdem gibt es einem die Chance, sich wohltuend und sehr deutlich von der traegen und kundenfeindlichen Masse abzuheben und die Konkurrenz ganz easy hinter sich zu lassen. Die Einheimischen koennen das einfach nicht. Fuer die sind Service, Kundenfreundlichkeit, Zuwendung alles Dinge, die sie nie gelernt haben. Selbst wenn sie es versuchen, halten sie es nicht lange durch. Ich lebe schon lange genug in diesem Land um das beurteilen zu koennen. Es ist fuer die meisten hier schon zuviel verlangt, zurueckzurufen. Wenn mir jemand sagt er ruft mich zurueck, bzw wird die zustaendige Person mich zurueckrufen wenn sie verfuegbar ist, dann kann ich nur lachen. Genausogut kann ich von einem Stein erwarten, den ich aus dem Fenster werfe, dass er zurueckkommt.
Wenn man das weiss, kann man sich daran anpassen. Indem man beispielsweise den deutschen Irrglauben aufgibt, dass man eine Person mit seinen Anrufen nerven koennte. Das tut man nicht - die Person vergisst dich in dem Moment in dem sie den Hoerer auflegt.
Und, man kann es wie gesagt fuer die eigene Firma nutzen, indem man Zuverlaessigkeit, Genauigkeit, guten Kundenservice sowie zielgerichtete und langfristig funktionierende Loesungsansaetze bietet.
Man kann natuerlich auch selber verbuschen. Jeder wie er mag und kann
