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Verfasst: Sa Jul 26, 2014 3:58 pm
von Siggi!
orly hat geschrieben:Die Krim ist russisch,
Da stimme ich zu. Die Stimmung vor Ort ist nicht mehr so euphorisch wie im Mai, da der Rückgang des Touristenstroms ca. 50% der Bevölkerung direkt oder indirekt trifft. Aber man ist dankbar, dass die Krim vom Krieg verschont wurde.
Teile der Ukraine sind kurz davor de facto annektiert zu werden, der Westen hält sich raus, Russland kann schalten und walten.
Das sehe ich ganz anders. Die von den Separatisten kontrollierten Regionen wurden stark dezimiert. Die militärische Übermacht der ukrainischen Zentralregierung ist erdrückend. Militärisch ist der Konflikt für die Separatisten auf Dauer nicht zu gewinnen.
Selbst wenn die Ukraine den Osten in die Selbständigkeit entlassen würde, glaube ich kaum, dass Russland sich den finanziellen Klotz ans Bein binden würde und die Gebiete in die Föderation integrieren würde.
Das Schlimme ist: Weder Russland und schon gar nicht die Ukraine haben die ökonomischen Möglichkeiten, den Osten der Ukraine wieder auf die Beine zu helfen. Verloren hat den Krieg die Ukraine schon heute - aus wirtschaftlicher Sicht. Ich sehe eine ökonomische Krise großen Ausmasses auf das Land zukommen, vergleichbar vielleicht sogar mit der, beim Zerfall der Sowjetunion. Einige wirtschaftliche Kenndaten, wie der Rückgang der Automobilproduktion um 78%(!), lassen schlimmes erahnen. Die EU hat mit eigenen Problemen zu kämpfen und wird nicht mit größeren verlorenen Zuschüssen helfen. Bestenfalls werden Kredite gewährt, die an brutale Bedingungen gebunden werden. Schon jetzt geht es dem Durchschnittsbürger wesentlich schlechter, als noch vor einem halben Jahr. Die "Revolution" hat sich aus finanzieller Sicht nicht gelohnt, die Krim gekostet und das Land in den Bürgerkrieg geführt. Die Beziehungen zum wirtschaftlich wichtigen Partner Russland sind auf einem historischem Tiefpunkt. Glücklicherweise sind es die Ukrainer ja gewohnt zu leiden und sich mittels ihrer Kleingärten zu ernähren.
Europa ist wie immer nicht in der Lage, ausser mit Lippenbekenntnissen, dem Expansionswillen Russlands etwas entgegen zu setzen.
Was soll Europa denn tun? Sich militräisch engagieren und riskieren, das der Konflikt wegen der Krim in einen dritten Weltkrieg eskaliert? Die Ukraine mit Waffen versorgen, damit diese versucht, die Krim zurückzuerobern? Ein Vorhaben, was realistischerweise niemals erfolgreich sein kann und das Ende des Staates Ukraine bedeuten würde?
Gruß
Siggi
Verfasst: Sa Jul 26, 2014 6:04 pm
von Siggi!
orly hat geschrieben:Wirtschaftliche Apsekte haben in den Strategieplänen der Aufständischen keinerlei Gewicht. Wie so, abgerechnet wird später.
Urteilt man nach dem Handeln, dann kann man diese Aussage auf die ukrainische Zentralregierung ausdehnen.
Ich persönlich würde mir wünschen, dass die Menschen im Osten der Ukraine ihr Schicksal selbst bestimmen können. Das Land ist tief gespalten. Mit Bomben kann man keine nationale Einheit erzeugen.
Auch würde ich mir wünschen, dass im Westen der Ukraine nicht in jedem Dorf Stephan Bandera als Vorbild gehuldigt wird. Das die ultranationalen Kreise nicht so großen Einfluss durch die Revolution gewonnen hätten. Aber damit hat die demokratische EU ja keine Probleme.
http://de.wikipedia.org/wiki/Stepan_Bandera
Damit man sich unter den faschistischen Traditionen in der Westukraine etwas vorstellen kann (Vorsicht, schlimme Bilder):
https://www.google.pl/search?q=oun&sour ... h&imgdii=_
http://www.microsofttranslator.com/BV.a ... pa-18.html
Im Osten der Ukraine sieht man diese Dinge anders. Ich kann das nachvollziehen.
Gruß
Siggi
Verfasst: So Jul 27, 2014 9:30 am
von Siggi!
Eine russische Position zum MH17 Abschuss:
http://www.austrianwings.info/2014/07/m ... ystem-buk/
Gruß
Siggi
Verfasst: So Jul 27, 2014 3:58 pm
von Sascha Blodau
..auch der kürzliche Rücktritt der Regierung in der Ukraine ist für mich ein Zeichen das dort einige "Funktionäre" wohl in Erklärungsnöte gekommen sind.
Ich bin nach wie vor der Meinung das die volle Schuld an dem Abschuss der MH-17 bei der Regierung der Ukraine zu finden ist.
Man hätte niemals ein Reise-Flugzeug über dieses Kriegsgebiet fliegen lassen dürfen!!!
Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und diesen Ukrainern zutrauen, dass sie den Abschuss des Ferienfliegers billigend in Kauf genommen haben um anschließend etwas gegen Russland in der Hand zu haben, was einen Einsatz der Natotruppen rechtfertigen würde.
Merkel, Gauck und von der Leyen sind ja schließlich schon ganz scharf darauf die deutschen Soldaten endlich zu verheizen..
Verfasst: So Jul 27, 2014 5:43 pm
von Siggi!
Keine schönen Bilder zum Sonntag:
http://www.microsofttranslator.com/BV.a ... om-foto-18
Mutter mit ca. einjähirgem Kind durch Raketenangriff der Zentralregierung umgekommen.
Gruß
Siggi
Verfasst: So Jul 27, 2014 7:56 pm
von Sascha Blodau
..es hat schon einen Grund warum Gauck das deutsche Volk schon langsam auf einen neuen Krieg einschwört..
Spiegel-Online:...Ihm gehe es um ein "Ja zu einer aktiven Teilnahme an Konfliktlösungen im größeren Rahmen" mit den Partnern der Europäischen Union und der Nato...
http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 75165.html
Verfasst: Mo Jul 28, 2014 1:11 pm
von Siggi!
Die Schärfe des Konflikts nimmt zu.
Am 12. Juni schrieb ich von 250 zivilen Todesopfern:
http://www.auswandern-webforum.de/forum ... 4370#54370
Nun sind es schon über 1100 und ca. 3500 Verletzte:
http://www.microsofttranslator.com/BV.a ... yteliv-oon
Angaben seitens der kämpfenden Parteien über eigene Verluste scheinen nicht mehr gemacht zu werden.
Ein Waffenstillstand scheint mir in immer weitere Entfernung zu entschwinden.
Gruß
Siggi
Verfasst: Mo Jul 28, 2014 2:21 pm
von Sascha Blodau
..ich frage mich immer nur, wenn diese sogenannten "Separatisten" überhaupt keine Chance mehr haben um gegen die übermächtigen Truppen der Zentralregierung zu bestehen, warum lassen die sich einer nach dem anderen Abschlachten? Die könnten doch einfach aufgeben.
Ich bin übrigens schon mal auf die "Rechnung" gespannt, wenn die sich da alle ausgetobt haben..
Verfasst: Mo Jul 28, 2014 2:40 pm
von Siggi!
Sascha Blodau hat geschrieben:..ich frage mich immer nur, wenn diese sogenannten "Separatisten" überhaupt keine Chance mehr haben um gegen die übermächtigen Truppen der Zentralregierung zu bestehen, warum lassen die sich einer nach dem anderen Abschlachten? Die könnten doch einfach aufgeben.
Einige Gedanken dazu:
- Ich weiß nicht, ob der einzelne Kämpfer so einfach nach Hause gehen kann, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
- Es ist auch eine Frage der Einschätzung. Es gibt historische Beispiele dafür, wie eine militärisch unterlegene Gruppe letztlich einen Krieg gewonnen hat.
- Viele hoffen wohl auch auf ein aktives Eingreifen der russischen Armee, was dann natürlich den Krieg sehr schnell zu Gunsten der Separatisten entscheiden würde. Man vermutet, dass RU eingreift, wenn der Blutzoll unter der Zivilbevölkerung hoch genug ist, um dies international zu rechtfertigen (Stichwort Genozid der russischen Bevölkerung im Osten von UA).
Ich bin übrigens schon mal auf die "Rechnung" gespannt, wenn die sich da alle ausgetobt haben..
In jedem Fall viel zu hoch für die Ukraine. Der Donbass war vor dem Krieg eine der Regionen mit der besten Infrastruktur.
Gruß
Siggi
Verfasst: Mo Jul 28, 2014 3:06 pm
von Siggi!
Die aktuelle Situation (Darstellung laut Zentralregierung):
Interessanterweise widerspricht die Karte den Behauptungen von Mitte Juni
Zuvor hatte die ukrainische Regierung erklärt, sie habe die Grenzregion zu Russland wieder vollständig unter ihre Kontrolle gebracht
http://www.t-online.de/nachrichten/spec ... raine.html
Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll, wenn selbst die Berichte einer Seite schon widersprüchlich sind.
Gruß
Siggi
P.S: Wenn man sieht, was im Gaza Streifen seit vielen Jahren passiert, dann wundert einen nicht, dass dieser Konflikt in UA so wenig Aufmerksamkeit bekommt:
http://www.sueddeutsche.de/politik/isra ... -1.2064783
Verfasst: Mo Jul 28, 2014 9:52 pm
von Sascha Blodau
Siggi! hat geschrieben:...Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll,...
..wenn es dir als "Insider" schon so geht, Siggi! Wie soll es uns dann erst ergehen, wo noch nie einer dort war?
Da blickt wirklich keiner mehr durch, glaube ich.
Vielleicht geht es am Ende nur noch nach dem Sozialdarwinistischen-Gesetz, das Recht des Stärkeren..
Verfasst: Mo Jul 28, 2014 10:10 pm
von Siggi!
Sascha Blodau hat geschrieben:Vielleicht geht es am Ende nur noch nach dem Sozialdarwinistischen-Gesetz, das Recht des Stärkeren..
Darauf läuft es in der gesamten Auseinandersetzung zwischen den Staaten ohnehin hinaus. Das war früher so und hat sich IMHO bis heute nicht geändert. Es geht nur um die Durchsetzung von Interessen.
Ein einfaches Beispiel: Am Anfang der Revolution in der Ukraine gab es im Westen von UA Besetzungen von Regierungsgebäuden. Sogar einige Kreise haben sich unabhängig erklärt. Wenn der damals amtierende und demokratisch gewählte Präsident "Anti-Terror-Operationen" gestartet hätte, der Westen hätte sich echauffiert. Passiert dasselbe im Osten von UA, sind diese "Anti-Terror-Operationen" laut westlicher Presse das legitime Recht des Staats auf Wahrung der territorialen Integrität. Doppelte Standards, je nach eigenem Interesse. Das gibt es natürlich auch bei Russland. Sie verurteilen die "Anti-Terror-Operationen" im Osten von UA, aber in Tschetschenien haben sie nichts anderes selbst gemacht.
Es gibt kein Gut und Böse, nur unterschiedliche Interessen. Vielleicht werden diese Interessen besser "verpackt" als früher, um als gerecht wahrgenommen zu werden.
Dann gibt es auf beiden Seiten solche 18 jährigen Kinder, die glauben das Richtige zu tun, in dem sie sich gegenseitig umbringen:
https://www.youtube.com/watch?v=GdmpWPe4dAc
Die Leute, deren Interessen diese Kinder unter Einsatz ihres Lebens vertreten, sitzen in Sicherheit. Das ist heute genauso, wie früher.
Immer wieder glauben wir, aus der Vergangenheit gelernt zu haben, aber diese Illusion schwindet bei mir zunehmens.
Gruß
Siggi
Verfasst: Mo Jul 28, 2014 10:57 pm
von Sascha Blodau
..ja genau, und das es heute noch genau so ist wie früher, macht mir wirklich Sorgen. Damit könnten wir mit einem Schlag gute 70Jahre Geschichte über den Haufen werfen. Und landen in der Barbarei..
Verfasst: Di Jul 29, 2014 9:46 am
von Siggi!
Die offiziellen Statements:
Kiev continues to deny that it is firing heavy artillery into populated areas, despite overwhelming evidence to the contrary. “We will not bombard Donetsk. We will use only ground forces there, which will — street after street, quarter after quarter — free the city,” Lysenko said.
https://news.vice.com/article/anti-terr ... crash-site
Und die Wirklichkeit (Vorsicht, keine netten Bilder):
https://www.youtube.com/watch?v=j7UYj5T2XbI
Das waren sicher keine Opfer von Straßenkämpfen. Aber im Westen stört sich niemand an diesen Kriegsverbrechen. Das Ziel heiligt die Mittel.
Doppelte Moral, auf beiden Seiten, wohin man schaut.
Um ihre Macht zu sichern, würden die bewaffneten Gruppen Menschen entführen, einsperren, foltern und exekutieren
http://www.salzburg.com/nachrichten/dos ... il-115415/
Ein neutraler Bericht von Heise:
Ukrainischer Außenminister: "Wir sind die Menschen des Friedens"
http://www.heise.de/tp/artikel/42/42383/1.html
Gruß
Siggi
Verfasst: Di Jul 29, 2014 8:21 pm
von Siggi!
Sascha Blodau hat geschrieben:..ja genau, und das es heute noch genau so ist wie früher, macht mir wirklich Sorgen. Damit könnten wir mit einem Schlag gute 70Jahre Geschichte über den Haufen werfen. Und landen in der Barbarei..
Sogar 100 Jahre.
Lüge in Kriegszeiten
Am Beispiel des Ersten Weltkriegs formulierte Arthur Ponsonby 1928 die Strukturgesetze der Kriegspropaganda – sie gelten, wie die aktuelle Berichterstattung über die Ukraine zeigt, noch immer
http://www.heise.de/tp/artikel/42/42386/1.html
Gruß
Siggi