Warum ich ausgewandert bin?
Ich hatte immer Fernweh nach dem Norden. Das hängt hauptsächlich wohl damit zusammen, dass ich sehr naturverbunden bin und mich in weiten, einsamen Gebirgs- Wald- und Moorlandschaften wohler fuehle als im ueberbevölkerten Deutschland. Ich wollte in den Norden ziehen, am liebsten in eine weit abgelegene Berghuette. Wohin? Nun, nach Schweden - oder Alaska

Das wusste ich noch nicht so genau.
Ich war fast jede Sommerferien einen Monat in Schweden oder Norwegen zum Wandern, Kajakfahren usw.. Im Rahmen meines Studiums wollte ich dann mal ausprobieren, wie es denn ist, ein ganzes Jahr im Norden zu verbringen - denn das Alltagsleben unterscheidet sich ja bekanntlich deutlich vom Urlaub.
In Nordschweden fand ich nix passendes. Der Studienplan von UNIS auf Spitzbergen passte nicht so gut mit meinem zusammen ... doch dann fand ich was uebers "Arctic Studies Program" im Internet. Rovaniemi, Finnisch Lappland. Das Programm klang äusserst spannend. Finnland ist fuer mich immer ein weisser Fleck auf der Landkarte gewesen, doch war auch deutlich im Norden gelegen - und nicht sooo weit von Schweden entfernt, dachte ich mir.
Also ging es fuer ein Jahr nach Rovaniemi. Mir gefiel es dort sehr gut und ich lernte einiges ueber Land und Leute sowie den Norden allgemein.
Im Anschluss hatte ich irrsinnig viel Zeit (durch die unterschiedlich anfangenden Semester 4 Monate Ferien), ging in Lappland wandern und arbeitete im Anschluss 2 Monate als Touristenfuehrerin auf Spitzbergen. Da lernte ich dann die Liebe meines Lebens kennen - einen Finnen
Einen Monat verbrachte ich nach Spitzbergen bei ihm in Finnland - dann ging's zurueck nach Deutschland, Studium beenden. Danach wollten wir weitersehen. Er kam auch nach Deutschland, wollte sich dort fuer die Zeit einen Job suchen.
Nun, dieser Plan schlug absolut fehl. Nach der Zeit im Norden konnte ich mich einfach nicht mehr eingewöhnen. Die Enge, die Mentalität, das Gewusel, die Buerokratie ... ein einziger Krampf. Mein Freund hielt es auch nicht aus (war fuer ihn wohl noch ein stärkerer Schock

) - fuer ihn kamen ja noch die Sprachprobleme und alles dazu. Er ging nach ein paar Monaten also erst mal wieder zurueck nach Finnland. Ich wollte die letzten Kurse sowie meine Abschlusspruefung fertig machen und dann fuer die Diplomarbeit nach Finnland gehen. Es war auch nicht weiter schwer, eine Betreuerin dort zu finden. Was schwer war, war gegen die Buerokratie anzukommen. Es ist relativ normal, eine Doktorarbeit im Ausland zu machen - eine Diplomarbeit jedoch nicht, wollte man mir weiss machen. Einige stellten sich da in die Quere, es gab einen riesigen Papierkrieg, die Systeme der beiden Unis in Deutschland und Finnland waren anders, dazu noch die Kurse und der "Kulturschock" ...
Nein, nach einiger Zeit war ich davon ueberzeugt, dass die einzige gute Möglichkeit fuer einen Abschluss wäre, ihn nur an einer Uni zu machen. Und ich entschloss mich fuer die Finnische ...
Das Reststudium dauerte ein wenig länger als es in Deutschland getan hätte - ich musste noch ein neues Nebenfach studieren und dazu erst einmal richtig Finnisch lernen. War aber möglich. Jobs fand ich hier und da, wurde später zur Unternehmerin. In der Zeit fand ich Freunde hier - und mein Lebenspartner arbeitet inzwischen in Festeinstellung. Wir hatten anfangs keine Pläne, richtig nach Finnland zu ziehen. Es war eher eine zeitweilige Lösung, da wir beide uns im Norden wohl fuehlten. Doch scheint so, als ob wir jetzt hier bleiben - zumindest fuer einige Zeit. Wer kann schön fuers ganze Leben planen?!
Insofern ist meine Auswanderung eigentlich etwas nebenbei passiert.
LG, Antje