Mit den Nerven runter
Verfasst: Do Mär 14, 2013 3:35 pm
Hallo Forenten und Freunde der Türkei.
Ich gebe zu, dass mein Titel etwas irritierend wahrgenommen werden könnte, aber es trifft die gegenwärtige Situation doch zu genau.
Seit einem Jahr denke ich persönlich über das Auswandern in die Türkei nach, habe aber stark mit Negativbotschaften aus meinem nahen Familienkreis zu kämpfen und würde gerne einige Empfehlungen von euch erfahren.
Zu mir. Ich bin Kind von Migranten (Vater Türke, Mutter Grieche). Wurde hier geboren und bin hier quasi im deutschen Umfeld aufgwachsen. Bundeswehr als Zeitsoldat, Ausbildung, Umschulung, Studium und zusätzlicher Abschluss als IT-Projektleiter. Wenn man mich ansieht, könnte man glatt vom Biodeutschen mit türkischen Namen sprechen. Mehrstaater (Deutsch und Türke).
Die letzten Jahre habe ich für ein IT Großkonzern gearbeitet und war im europäischen als auch deutschen Raum tätig. Leider hat man mir den Stuhl unter dem Hintern abgesägt, als ich den Abschluss auf Managementebene im mühevoller Arbeit (nebenberuflich) absolviert habe. Politisches internes Machtgehabe, um mich künstlich klein und vor allem - billig zu halten.
Nun sitze ich da, seit 2.5 Jahren habe ich keine Anstellung mehr in der BRD gefunden. Das Problem des Fachkräftemangels ist einfach nur ein Joke. Hunderte Bewerbungen gingen raus - auch überregional. Wenn ich meine Jahre zurückblicke, so fange ich langsam an zu begreifen, dass es nicht an der Ausbildung oder den Fähigkeiten liegt. Irgendwie war ich immer der Letzte in der Reihe, wenn es um irgendetwas hier in der BRD geht. Sei es Schule, Ausbildung, Ausbildungsplatz, Arbeit, Beförderungen im Job, Aufstieg usw.
Mittlerweile mache ich vieles einfach an diesem Land hier fest. Türken und Jobs ist eine schwierige Sache... dann auch noch im operativen und strategischen Umfeld bzw. normales IT-Consulting. Da wird dann immer abgewunken. Am liebsten hätte man den kleinen Hiwi, der für paar Euro fünfzig arbeitet und noch grün hinter den Ohren ist.
Die Türkei kenne ich nur aus dem Urlaub. Und wenn, dann auch nur vom Besteigen des Flugzeugs, das Heraussteigen des Flugzeugs und dann mit irgendeinem Bus einmal um das Marmara Meer fahren. Zuhause im Wohnblock angekommen, herrscht mehr Stress als Erholung (Kulturschock, Umweltverschmutzung, Rumgeschreie der Anwohner usw.).
Vieleies ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass bei mir auch die türkische Sprache kaum vorhanden ist und ich der türkischen Kultur nicht sonderlich nahe gebracht wurde. Sicherlich, ein gewisses Glosar ist vorhanden, nur hatten meine Eltern nie die Zeit investiert, mir Türkisch beizubringen. Die Kommunikation ist ein permanentes Gestikulieren und Kombinieren von Wortfragmenten, in der Hoffnung, dass eines der Familienmembers da etwas herausinterpretieren will.
.... Aber ....
So wie es momentan hier in der BRD läuft, ist es auch keine Lösung. Gerade jetzt 2013, wo doch wieder alles zusammenbricht (Europa, viele Firmen schmeissen Leute raus usw), sieht es noch viel schlimmer aus. ALG1 und nun ALG2 (und wieder bei den Eltern) .... so habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt .... (meine Eltern auch nicht) ....
Seit ca. 1 Jahr schaue ich mir Dokumentationen über Istanbul an, da ich erkannt habe, dass die Provinzstädte nicht das Richtige für mich sind. Großstädte wie Istanbul, Bursa, Izmir sind da schon die richtigeren Adressen.
Aber zurück zu Istanbul. Ich schaue mir immer regelmäßiger besagte Dokumentationen an, beschäftige mich mit der türkischen Geschichte, der Pro's und Con's usw. Informiere mich beim Rückkehrerstammtisch Istanbul, dem Konsulat usw., habe einige Leute gefunden (im Netz mal angeschrieben) die dort bereits leben und arbeiten usw.
.... Nur ....
Nur ich sitze hier und mir fällt keine richtige Lösung ein. Am liebsten würde ich mein Notebook, paar Klamotten zusammenpacken und einfach mal eine Auszeit nehmen. Viel schöner wäre es einfach auzuwandern und einen Neustart zu wagen (einfach Aussteigen) Nur wie ? Drei Probleme die mich begleiten sind:
a) mangelnde türkische Sprachkenntnisse
b) keine Kohle bzw. Unterkunft in Istanbul
c) ich will nicht in die Provinzstadt, da kommt auch kein Absprung
Wenn ich so sehe, was momentan abgeht, alleine letztes Jahr sind knapp 50000 Menschen in die Türkei zurückgekehrt und alle berichten über ähnliche Probleme. Hochkarätig ausgebildet und auf die Mülldeponie verfrachtet, weil sie keine Arbeit hier in der BRD finden. Sie sind einfach nach Izmir oder Istanbul ausgewandert. Hatten das Glück dort auch Verwandte zu haben und etwas türkisch zu sprechen und nach einiger Zeit fanden sie dann auch Arbeit.
Wie habt ihr das den so gemacht ? Oder wie weit sind eure Plände denn in diese Richtung gegangen ? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass etliche aus ähnlichen Gründen einfach mal Adios hier gesagt haben.
Gruß
Ich gebe zu, dass mein Titel etwas irritierend wahrgenommen werden könnte, aber es trifft die gegenwärtige Situation doch zu genau.
Seit einem Jahr denke ich persönlich über das Auswandern in die Türkei nach, habe aber stark mit Negativbotschaften aus meinem nahen Familienkreis zu kämpfen und würde gerne einige Empfehlungen von euch erfahren.
Zu mir. Ich bin Kind von Migranten (Vater Türke, Mutter Grieche). Wurde hier geboren und bin hier quasi im deutschen Umfeld aufgwachsen. Bundeswehr als Zeitsoldat, Ausbildung, Umschulung, Studium und zusätzlicher Abschluss als IT-Projektleiter. Wenn man mich ansieht, könnte man glatt vom Biodeutschen mit türkischen Namen sprechen. Mehrstaater (Deutsch und Türke).
Die letzten Jahre habe ich für ein IT Großkonzern gearbeitet und war im europäischen als auch deutschen Raum tätig. Leider hat man mir den Stuhl unter dem Hintern abgesägt, als ich den Abschluss auf Managementebene im mühevoller Arbeit (nebenberuflich) absolviert habe. Politisches internes Machtgehabe, um mich künstlich klein und vor allem - billig zu halten.
Nun sitze ich da, seit 2.5 Jahren habe ich keine Anstellung mehr in der BRD gefunden. Das Problem des Fachkräftemangels ist einfach nur ein Joke. Hunderte Bewerbungen gingen raus - auch überregional. Wenn ich meine Jahre zurückblicke, so fange ich langsam an zu begreifen, dass es nicht an der Ausbildung oder den Fähigkeiten liegt. Irgendwie war ich immer der Letzte in der Reihe, wenn es um irgendetwas hier in der BRD geht. Sei es Schule, Ausbildung, Ausbildungsplatz, Arbeit, Beförderungen im Job, Aufstieg usw.
Mittlerweile mache ich vieles einfach an diesem Land hier fest. Türken und Jobs ist eine schwierige Sache... dann auch noch im operativen und strategischen Umfeld bzw. normales IT-Consulting. Da wird dann immer abgewunken. Am liebsten hätte man den kleinen Hiwi, der für paar Euro fünfzig arbeitet und noch grün hinter den Ohren ist.
Die Türkei kenne ich nur aus dem Urlaub. Und wenn, dann auch nur vom Besteigen des Flugzeugs, das Heraussteigen des Flugzeugs und dann mit irgendeinem Bus einmal um das Marmara Meer fahren. Zuhause im Wohnblock angekommen, herrscht mehr Stress als Erholung (Kulturschock, Umweltverschmutzung, Rumgeschreie der Anwohner usw.).
Vieleies ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass bei mir auch die türkische Sprache kaum vorhanden ist und ich der türkischen Kultur nicht sonderlich nahe gebracht wurde. Sicherlich, ein gewisses Glosar ist vorhanden, nur hatten meine Eltern nie die Zeit investiert, mir Türkisch beizubringen. Die Kommunikation ist ein permanentes Gestikulieren und Kombinieren von Wortfragmenten, in der Hoffnung, dass eines der Familienmembers da etwas herausinterpretieren will.
.... Aber ....
So wie es momentan hier in der BRD läuft, ist es auch keine Lösung. Gerade jetzt 2013, wo doch wieder alles zusammenbricht (Europa, viele Firmen schmeissen Leute raus usw), sieht es noch viel schlimmer aus. ALG1 und nun ALG2 (und wieder bei den Eltern) .... so habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt .... (meine Eltern auch nicht) ....
Seit ca. 1 Jahr schaue ich mir Dokumentationen über Istanbul an, da ich erkannt habe, dass die Provinzstädte nicht das Richtige für mich sind. Großstädte wie Istanbul, Bursa, Izmir sind da schon die richtigeren Adressen.
Aber zurück zu Istanbul. Ich schaue mir immer regelmäßiger besagte Dokumentationen an, beschäftige mich mit der türkischen Geschichte, der Pro's und Con's usw. Informiere mich beim Rückkehrerstammtisch Istanbul, dem Konsulat usw., habe einige Leute gefunden (im Netz mal angeschrieben) die dort bereits leben und arbeiten usw.
.... Nur ....
Nur ich sitze hier und mir fällt keine richtige Lösung ein. Am liebsten würde ich mein Notebook, paar Klamotten zusammenpacken und einfach mal eine Auszeit nehmen. Viel schöner wäre es einfach auzuwandern und einen Neustart zu wagen (einfach Aussteigen) Nur wie ? Drei Probleme die mich begleiten sind:
a) mangelnde türkische Sprachkenntnisse
b) keine Kohle bzw. Unterkunft in Istanbul
c) ich will nicht in die Provinzstadt, da kommt auch kein Absprung
Wenn ich so sehe, was momentan abgeht, alleine letztes Jahr sind knapp 50000 Menschen in die Türkei zurückgekehrt und alle berichten über ähnliche Probleme. Hochkarätig ausgebildet und auf die Mülldeponie verfrachtet, weil sie keine Arbeit hier in der BRD finden. Sie sind einfach nach Izmir oder Istanbul ausgewandert. Hatten das Glück dort auch Verwandte zu haben und etwas türkisch zu sprechen und nach einiger Zeit fanden sie dann auch Arbeit.
Wie habt ihr das den so gemacht ? Oder wie weit sind eure Plände denn in diese Richtung gegangen ? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass etliche aus ähnlichen Gründen einfach mal Adios hier gesagt haben.
Gruß