Mein Weg weg aus Deutschland.

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Gothmog
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Mein Weg weg aus Deutschland.

Beitrag: # 12064Beitrag Gothmog »

Mein Auswanderung begann eigentlich alles andere als ungewöhnlich. Es wird viele geben, die so wie ich dachten und fühlten. Das ungewöhnliche daran mag jedoch sein, das viele - die sich in meiner Situation befinden, oder befanden - die Idee nicht in die Tat umsetzen.

In meinem Fall, folgten Taten. Überstürzt, und fehlerhaft - bis gar nicht Vorbereitet -, war das ganze Unternehmen für mich der Auftakt in eine wahre Odysee von Abenteuern.

Wirkliche Abenteuer, die nicht willentlich suchte, jedoch denen ich nie ausweichte. Und wahrlich, es erscheint mir selbst so, als hätte ich ein wahres Talent dafür in Probleme zu geraten.

Ich hatte sehr früh mit dem Gedanken gespielt Deutschland zu verlassen. Was jedoch zunächst an meiner Jugend scheiterte. Grund war ehrlichgesagt vor allem die Langeweile, die Politik, die Gesellschaft. Und der irrige Glaube anderswo sei vieles besser. Vor allem - so meinte ich damals - gebe es in Ländern Lateinamerikas noch viel festere Familienbande, das in Deutschland das Familienleben kaputt sei. Weit gefehlt, das weiss ich heute.

Zunächst ging ich nach der Schuhle direkt ins Militär, riss meine Jahre als Zeitsodalt in Baden Würtemberg ab. Und nutzte meine Urlaubszeit dazu nach Kuba zu reisen. Ich war damals begeistert. Verwundert darüber was die Leute über Lateinamerika sagen. Z.B. das die Latinos unpünktlich seien, Kubaner waren überaus pünktlich.

Ich hatte damals etwas wie eine Sehnsucht, die sich zu einer fixen Idee - würden andere realistisch Denkende Personen sagen - steigerte. Mich stürzte es in eine grosse Unruhe, die mich einfach nicht rational denken liess, und mich bis in meine Träume , beinahe allnächtlich - quälten. Wer das liesst, wie ich es schreibe, mag denken ich sei verrückt, es kann nicht so gewesen sein. Aber ich schwöre das hier alles so wiedergebe, wie es sich tatsächlich zugetragen hat. Ich hatte Träume von einem Leben in fremden Ländern, und einer Frau mit der ich verheiratet war. Ich sah das ganze Leben dieser Frau in meinen Träumen, ohne ihren Namen zu kennen, oder wo sie war. Aber irgendwie war ich mir sicher das sie in Lateinamerika lebte. Freilich ist das ein immens grosses Gebiet, ober es war in mir ein Drang geboren dies Frau zu suchen. Ich redete mir ein das dies eine unrealistische Idee sei, ein wahnsinniger Plan, der nie Erfolg haben könnte. Und so schwieg ich zu anderen darüber, in der Hoffnung selbst irgendwann zu vergessen. Suchte andere Freundinen, von der ich zwar wusste das diese nicht die Frau aus meinem Traum war, aber diese waren einfach real - es war einfach realistisch mit der Idee zu spielen, mit jemandem ein gemeinsames Leben aufzubauen, weil diese wirklich existierten. Aber alle diese Beziehungen funktionierten nicht, verloren sich in der Banalität und in Desinteresse meinerseits. In Wahrheit war mein wirkliches Motiv, Deutschalnd zu verlassen, diese Träume die mich geradezu folterten und mich zwangen wegzugehen. Ich schwieg darüber, sprach zu Freunden und Verwandten kein Wort über meinen wahren Grund. Weil ich wusste sie würden mich für verrückt halten.

Damals - 1992 - lernte ich Uwe kennen, ein Deutscher der auf Kuba lebt. Er wurde immer wütend, wenn irgendjemand die Absicht hatte auf Kuba zu leben. War offenbar der Ansicht, es handle sich bei dem Karibikstaat um sein persönliches Königreich. Erzählte allen er hätte eine Import & Export Firma. Aber irgendwie war er seltsam. Rannte immer mit grossen Havannazigarren heraum, die er angeblich im offiziellen Verkauf für 200 US-Pinunzen kaufte. Angeblich nur weil das wirkliche Havanna Zigarren, der besten Qualität waren. In Wahrheit kaufte er sie für 20 $ auf dem Schwarzmarkt. Auch wegen seiner angeblichen Firma war ihm nicht zu trauen, da - wie man mir sagte, Import & Export Fimen alle in staatlicher Hand seien. Mag sich inzwischen geändert haben, ökonomisch hat sich viel auf der Insel geändert. Aber damals war das noch alles strenger und reglementierter.

Ich hatte damals eine Kubanische Freundin, die in Deutschland studierte, Sandra hiess sie. Und wir verstanden uns wunderbar. Nur war es uns einfach unmöglich unsere Verbindung aufrechtzuhalten. Post kamm sogut wie nie an. Sie durfte nicht mehr nach Deutschland kommen, ich hingegen hatte 6 Jahre bei der Bundeswehr zu bleiben. Wir verloren den Kontakt zueinander, obwohl ich später nach Havanna zurückkehrte und Sandra suchte. Ich fand sie nicht, traf aber Uwe in Santiago de Cuba wieder. Er hatte sich kein bischen verändert, war immer noch auf seiner Havanna Tour und im Import Export, wie er versicherte. Der Tabak Kubas ist nicht wirklich besser als der Brasilien, oder Honduras. Wenn es nicht die Revolution gegeben hätte, Fidel und Che, den Mythos und den Hauch des Verbotenen, niemand würde so sehr von den Zigarren aus Kuba so sehr schwärmen.

Ich musste aber schliesslich einsehen, das ich damals keine Chance hatte nach Kuba zu gehen, und gab den Plan auf.

Als ich das Militär verliess, hatte ich ein beträchtlches Sümmchen erhalten, welches es mir gestattete zunächst 3 Monate Spanien zu besuchen. Die Reise war nicht zufriedenstellend. Unruhig und im Bewusstsein, das Spanien nicht ist was ich suchte, kehrte ich nach Deutschland zurück.

Ich hatte vorher bereits Vianney kennengelernt, eine Guatemaltekin. Es war ganz nett mit ihr, und ich redete mir ein mit ihr zusammen eine Zukunft zu haben. Sie wollte in Guatemala leben, ich hatte nichts dagegen, dachte in meinem Irrglauben, die Unterschiede zu Kuba seien nicht so gewaltig. Mein Gott, welch Irrtum! Was musste ich alles an Lehrgeld zahlen! Im Septemper 2002 kam ich nach Guatemala, in den Moloch der Hauptstadt, ein unüberschaubares Chaos umfing mich. Vianney änderte sich in einer für mich unvorstellbaren weise. Sie hatte keinerlei Verständnis dafür, das ich erst lernen musste mich in meiner neuen Umgebung einzuleben. Sie hatte zwei gescheiterte Ehen, mit Guatemalteken, hinter sich. Auf einmal gab sie mir ständig die Schuld für Dinge, die ihre Exmänner getan hatten. Wir lebten in realtiv kurzer Zeit aneinander vorbei. Für mich brach eine Welt zusammen. Nach nicht einmal drei Monaten, verliess ich unser Apartment und ging fort.

Man was war ich wütend! Ohne nachzudenken, hatte ich nur noch einen Gedanken, dieses Guatemala zu verlassen. Am selben Tag setzte ich mich ohne jeden Plan in den Bus, und reiste nach Honduras. Das war kurz vor Dezember 2002 gewesen.

Ich reiste nach Tegucigalpa, was zwar Silberberg heisst, aber eine ebenso schreckliche Hauptstadt wie Guatemala ist. Die Umstände ergaben es das ich Perla kennenlernte. Eine junge Honduranerin von 22 Jahren, die mich unbedingt heiraten wollte. Ich hatte kein grosses Interesse, dennoch erstaunte es mich, als ich hörte sie sei verheiratet mit einem fast 50jährigen Amerikaner. Ich hatte bis dahin angenommen die Bekanntschaft mit der einzigen Verrückten in Lateinamerika bereits hintermich zu haben, und wurde prompt eines besseren belehrt. Weder Vianney, noch Perla waren Einzelfälle wie ich feststellen musste mit der Zeit. Perla folgte mir später noch. Bis ihr Mann, der für eine Ölfirma in Saudi Arabien arbeitete, dorthin ging - mit ihr. Perla warf mir damals vor ihr Leben ruiniert zu haben, da sie nun in einer Wüste leben, wo Frauen alles verboten war. Und ich hingegen in Honduras. All das trug sich in relativ kurzer Zeit ab. Und ich stand noch wie im Schock da, und überlegte, ob ich versehentlich in eine Seifenoper geraten sei. Weil: Das kann doch alles nicht wirklich sein.

Der Zufall ergab es, das ich einen deutschen Pfarrer kennenlernte, der in Honduras ein Projekt für Strassenkinder aufbaute. Ich nahm die Einladung an, und besuchte ihn in der Wildnis der Berge von Cortez, im Norden von Honduras. Warum auch nicht, so konnte ich mir erstmal Gedanken machen, was ich weiter vorhabe.

Wir waren im Urwald, Kilometerweit bis zur nächsten Stadt. Fliessend Wasser hatten wir, wenn es regnete. Es war ein kleines Dorf das sich fast autark unterhaltenkonnte. Mit gut 30 Kindern, die man von den Strassen in San Pedro Sula geholt hatte. Es war etwas besonderes dort zu sein. Die nahen Dörfer waren fast nur von Indigenas bevölkert. Es gab keine Strassen, nur fade in der Bergwelt des Urwaldes. Busse wurden immer wiedermal überfallen, ebenso wie unser Projekt. Sogar Tote gab es. Und ich kam zu der Erkenntnis, etwas blöderes als Honduraner hast du bisher noch nicht kennengelernt. Da kam z.B. eines Tages diese Frau, die ihre 3 Kinder (zwischen 5-9 Jahre) abgeben wollte, weil sie sich belästigt fühlte. Grund war, das der Grossvater die Kinder sexuell missbraucht, die Angstschrei der Kinder von der Frau als lästig empfunden wurden. Meine damaligen Gedanken in solchen Situationen, waren - um wirklich ehrlich zu sein - einen Knüppel zu nehmen, und damit solange auf den Schädel der Frau einzuschlagen, bis alls Scheisse rausgeflossen war. Das war nur ein Beispiel von vielen, die letztlich dazu führten, das ich meine Koffer packte und ging. Ich denke das es eine tolle Idee ist so ein Projekt zu machen, aber es gibt Leute die können damit umgehen, andere nicht. Ich mit meinem aufbrausenden Temperament konnte es nicht, und entschied, das, wenn man nur noch Mordgedanken hatten, es Zeit war etwas anderes zu machen.

Ich war 6 Monate in diesem Projekt gewesen. Und ging nun zunächst nach San Pedro Sula, dann La Ceiba um als Reiseleiter zu arbeiten. Mein Verhältnis zu den Honduranern änderte sich nicht, beinahe täglich gelangte ich in Rage, weil irgendwas passierte. Mehrmals wurde ich überfall, weil einfach die Mentalität bestand, mit Ausländern kann man das machen. Sie irrten sich, denn in jener Zeit war ich immer bewaffnet.

Die skurillen Szenen, nicht nur wegen Honduranern, sondern auch deutschen Immigranten, die mir ungemein auf den Sack gingen, erweckten in mir den Eindruck, jeden Moment müsse Harald Schmidt (der damals "Verstehen Sie Spass" machte auftauchen) um mich auf die versteckte Kamera aufmerksam zu machen.

Harald Schmidt kam jedoch nie zu mir, und so ging ich. Ich verliess Honduras nach Beinahe 2 Jahren, nach Nicaragua, Costa Rica und Panama. All das war nur sehr Kurz, so das man darüber nicht berichten muss. Aber ich fühlte mich dort bereits sehr viel wohler als in Honduras, ein Land von dem ich nur dringendst abrate dorthin auszuwandern.

Fortsetzung folgt ...
Gothmog
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Kapitel 2

Beitrag: # 12065Beitrag Gothmog »

Es war gerade Dezember 2004, als ich in Panama die skurilltenste Person kennenlernte, die ich bisheute getroffen habe. Gleichzeitig lehrte ich auch wie teuer es sein kann, planlos zu reisen. Ich war bisher immer der Überzeugung gewesen, die Interamericana existiere zwischen Kolumbien und Panama nicht. Bis mir ein Spanier in San Jose erzählte, dies sei nicht wahr, und er sei dort bereits durchgereist. Nun stellte ich fest, das man Spaniern nicht bedingungslos trauen kann.

Das Darien Gab, ist puren Urwald und Flusslabyrinth, als Grenzregion zwischen Panama und Kolumbien, bevölkert von Schlepperbanden, Mafia, Militär und Todesschwadrone. Es gibt keine einzige Strasse dort!

So wollte ich meinen Weg per Flugzeug fortsetzen, doch es gab keine Reiseagentur die einen freien Flug hatte. Der erste freie Platz war am 28. Dezember nach Kolumbien zu haben.

Doch man berichtete mir von der Möglichkeit von Colon aus per Schiff weiterzureisen. Ich also sofort im Bus nach Colon! Doch das einzige Schiff nach Kolumbien, wusste einfach nicht wann es abfahren würde. Ausserdem sollte die Überfahrt nach Cartagena 400 $ kosten. Durch diesen Preis wuchs nur meine ohnehin vorhandene Abneigung gegen Schiffe. Doch erzählte man mir es gäbe noch eine andere Person die nach Kolumbien wolle. Doch das interessierte mich nicht, und kehrte zurück nach Panama Stadt. Wo man mir prompt anbot als Reiseleiter zu arbeiten. Jedoch lehnte ich ab. Ich wollte nicht in Panama bleiben, wobei es ohnezweifel ein reizvolles Land ist.

Der Hotelbesitzer, wo ich einquartiert war, gab mir den Rat, direkt am Flughafen nachzufragen. Das tat ich, und führte mich in einmalige Zufälle, die mich Jürgen von Kannen kennenlernen liessen. Diese Anekdote ist zwar nicht wichtig für die Thematik Auswandern, soll aber ein Beispiel sein, für alles was mir an absurden passierte.

Man hatte mir gesagt ich müsse etwa 30 $ mit dem Taxi zum Flughafen bezahlen. Darum fragte ich - die Latinos kennend - den Taxifahrer, wieviel die Fahrt koste.

"10$", war die Antwort, die meine Verwunderung weckte.
"Aber der Flughafen ist doch weit weg, muss das nicht teurer sein?" So meine Frage. "Nichtdoch!" Entgegnete der Taxist "Der Flughafen ist nicht soweit weg, aber wenn Sie wollen, können Sie freilich mehr bezahlen!" er lachte. Und ich lehnte dankend ab, nicht jedoch um einmal mehr daraufhinzuweisen: "Ich muss aber dorthin, wo die Flugzeuge nach Kolumbien abfliegen." "Von dort aus können Sie Abfliegen, wohin Sie wollen." entgegnete er.

Der Flughafen sah aus, wie man sich einen Flughafen vorstellt. Es hatte ein grosses Gebäude, einen Tower und viele Flugzeuge. Sagte aber dennoch dem Taxisfahrer, das der Flughafen mir recht klein erscheine, und ich nur kleine Flugzeuge sehe, nicht die grossen Jets. Worauf er darauf hinwies, das Panama auch ein kleines Land sei.

Im Gebäude suchte ich vergeblich die Reise der Fluggesellschaften, die Flüge nach Kolumbien anboten. Alles nur Ziele die mir absolut nichts sagten. Ich wand mich daraufhin an die Flughafenpolizei. In diesem Moment betrat ein junger schmächtiger Mann, das Gebäude und kam direkt auf uns zu. Das Kettchen und das aufgeknöpfte Hemd, das eine Haarlose Brust entblösste liess mich sofort einen Taxifahrer in ihm vermuten. Er stellte sich zu uns, und schien unserer Unterhaltung zu folgen.

Auf meine Frage wo ich die Flüge nach Kolumbien finden könne, sah mich der Polizist erstaunt an, und erklärte das ich mich hier im nationalen Flughafen befinde. Der internationale sei viel weiter weg. Verärgert wollte ich gehen. Da wendete sich plötzlich der Fremde an mich. Er war tatsächlich Taxifahrer und bat mich um Hilfe. Er habe einen Gast im Taxi, der dringend Hilfe benötige, aber nur Englisch spricht. Ob ich nicht übersetzen könne. Ich hatte absolut keine Lust einem verstörten Ami zuhelfen, der in ein Land geht und vom Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Doch der Taxist bat mich inständig. Ohnehin brauchte ich ein Taxi, um zum Flughafen zu gelangen. Also folgte ich ihm.

Im Taxi sass ein Herr mit Vollbart, der absolut nicht amerikanisch aussah. Mit dem Gedankenspielend, es könne sich dem Gesicht nach um einen Deutschen Handeln, vielleicht Holländer, fragte ich unsicher:
"You speak english?"
Worauf dieser auf deutsch zögerlich erwiedert:
"Nein. Sprechen Sie vielleicht Deutsch?"
"Das kann ja wohl nicht wahr sein!" rief ich lachend. Und sagte dem Taxist es handle sich bei seinem Fahrgast nicht um einen Ami, sondern um einen Deutschen. Der Taxist lächelte verunsichert, und mir war klar das er keine Ahnung hatte was ich damit sagen wolle.

Jürgen von Kannen stellte er sich mir vor. Irgend etwas war seltsam in seinem Gesicht, doch zu diesem Zeitpunkt konnte ich einfach nicht erraten, warum ich diesen Eindruck hatte.

Es entstand ein Gespräch, das ständig aufs Neue erstaunen liess.

Jürgen sprach ausser Deutsch, keine andere Sprache. Vor zwei Wochen war er in Mexiko angekommen, faselte aber ständig etwas von Brasilien. Ich konnte einfach keinen Zusammenhang finden. Doch er quasselte auch sehr schnell, so dass ich nicht nachfragen konnte.

Ich will hier nur kurz wiedergeben, was sich über längere Zeit abgespielt hatte. Und auch nicht alles berichten, was sich zugetragen hatte, aus Zeitgründen. Der Taxifahrer brachte uns nun zum internationalen Flughafen, denn auch Jürgen wollte nach Kolumbien:

Jürgen erweckte in mir den Eindruck einer überaus sympathischen, sanften und armen Seele, die mein Mitleid regte, trotz seiner Unsinnigen aktionen. Ich sah nur einen kleinen, nicht vollge'packten Rucksack, fragte daher - nur um ein Gespräch zu beginnen - ob er sein anderes Gepäck im Kofferraum habe. Er verneinte, sein Rucksack, in dem sich sehr wenige Habseligkeiten befanden, und eine Bibe, war das einzige Gepäck. Auch habe er nicht mehr als 15 $ bei sich. Ich nahm an er sei beraubt worden. Doch er bestritt dies. Und so erzählte er das er nun in Colon gewesen sei, um mit dem Schiff überzusetzen. Da wusste ich auch wer der andere Passagier war, von dem man mir erzählt hatte.

So Leute, hier ist spät, ich muss Feierabend machen, bei Gelegenheit erzähle ich euch wie es weiterging...
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kurtchen
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Beitrag: # 12072Beitrag kurtchen »

wow, ein super Bericht. Du solltest echt ein Buch schreiben.

Man bekommt irgendwie Reiselust.

Wir wollen mehr, wann kommt die Fortsetzung ???
Gothmog
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Kapitel 3 Von Panama nach Ecuador

Beitrag: # 12084Beitrag Gothmog »

Vielen Dank! Hier geht es weiter...

Irgendwie konnte ich die Situation von Jürgen verstehen. Er hatte als Hausmeister in einer Bremer Schule gearbeitet, war dort auch sehr beliebt gewesen. Seine beiden Kinder waren ausser Haus, und plötzlich wurde seine Stelle wegrationalisiert. Mit 50 Jahren verlor er damit seinen Job, und wusste sehr gut, das er keine grosse Hoffnungen hatte eine neue Arbeit zu finden. Bei seiner Entlassung gab die Schule eine Abschiedsparty. Er musste weinen als er davon berichtete. Dann stellte er plötzlich fest, das ihn seine Frau seit Jahren hintergangen hatte. Es gab einen grossen Krach, Scherben. Und Jürgen lebte in einem winzigen Apartment allein.

Vor Jahren war er mal in einem Hilfsprojekt in Brasilien, nahe Sao Paulo, gewesen. Dies hatte ihm sehr gut gefallen, darum war er einfach aus Deutschland weg, und wollte in Brasilien neu anfangen. Er sprach wohl etwas Portugisisch, dachte er käme damit in Lateinamerika über die Runden. Ein Irrtum seinerseits.

"Schön und gut!" sagte ich, "so weit verstehe ich deine Situation! Aber was ich nicht verstehe ist, warum bist du nach Mexiko geflogen, wenn du nach Brasilien willst?"

"Weil das Ticket billiger war!" Lautete seine Antwort. Ich war sprachlos. Nahm an er wolle mich auf den Arm nehmen, was mich entrüstete, schliesslich half ich ihm, Zahlte sogar das Taxi für ihm. Doch Otto schwor das er das ernst meinte.

"Zu erst wollte ich nach Kanada, weil es das billigste Ticket war, das mich über den Atlantik brachte!" Fuhr er zu meiner überraschung fort, und steigerte mein Erstaunen. "Aber die im Reisebüro sagten, ich werde grosse Probleme bei der Einreise in die USA bekommen. Nun, und da kamen wir halt auf Mexiko. Das war noch im Bereich des möglichen für mich." Er erzählte, das er kaum über mehr Bargeld verfügte, als für das Ticket. Hin- und Rückflug hatte er genommen. Mit 80 $ war er aus Mexikostadt raus. Doch schon kurz hinter der Stadtgrenze hatte er Glück, traf einen Mexikanischen Trucker, der fast bis zur Grenze nach Guatemala fuhr.

"Nun gut, ist ja billiger nach Mexiko zu fliegen, als nach Brasilien!" entgegnete ich, "Aber die Distanzen! Das ist weiterweg als von Mexiko nach Europa!"

"Weisst du, davon hatte ich absolut keine Vorstellungen!" erwiederte Jürgen, "Ich dachte, ich müsse nur Guatemala durchqueren, und wäre schon in Brasilien. Mit einem Mal stelle ich fest, das hinter Guatemala ein ganz anderes Land kam. Und das hier niemand portugisisch spricht. Dann dachte ich, nun müsse aber Brasilien kommen, doch wieder kam ein anderes Land, und wieder eins und wieder eins..."

Woraufhin ich ihn fragte: "Hast du denn kein einziges Mal, bevor du abgereist bist, in einen Atlas geschaut!"
"Weisst du Michael, soviel Zeit hatte ich gar nicht!"
Wieder erlag ich der Versuchung anzunehmen, das er mich auf den Arm nahm. Doch wiederum versicherte er das dies nicht der Fall sei.

"Soll das heissen, du hast von einem Moment zu nächsten einen Rucksack genommen, mit kaum mehr als einer Bibel drin, ohne Geld, ohne jegliche Kenntnis, und bist einfach in ein Flugzeug rein, ohne wirklich zu wissen wohin du gehst?" fragte ich.
"So in etwa triffst du die Situation!"
Ich traute meinen Ohren nicht!

Nun wollte Jürgen zum Flughafen, um sein Rückflugticket gegen einen Flug nach Kolumbien zu tauschen. Ich rat ihm ab, versicherte es sei ratsam, das er nach Deutschland zurück gehe, alles genauer plane, und dann noch mal einen Versuch starte. Davon wollte er absolut nichts wissen. Ich glaubte nicht das er sein Ticket tauschen könne. Sagte ihm das auch. Doch er wollte zu Fuss weiter, wenn es sein müsse. Ich beschrieb ihm die Gefahren des Darien Gap. Und das, wenn er da rauskäme, er ein grosses Land zu durchqueren hätte, in dessen Südosten sich eine grosse Kriegsregion erstrecke. Und das dies noch nicht alles sei. Wenn er dann, allem Erwarten zum trotz, soweit komme, stand er im Amazonasgebiet. Einer riesiegen Wildnis, in dem es nichts gab als ein paar Indianer, von denen man in letzter Zeit gehört hatte, sie seien auf dem Kriegspfad gegen den weissen Mann. Doch bis dahin hatte ich es noch nie etwas mit einem wirklich verzweifelten Mann zutun gehabt. Alle Bedenken schreckten Jürgen nicht ab. Er hatte nichts mehr zu verlieren, sagte er mir. Und wenn er in einem Kochtopf enden sollte, wäre er nicht der erste Missionar, dem es so gehe. Doch er sei Missionar, und vertraue voll auf Gott. Bei diesen Worten hollte er seine Bibel hervor, und hielt sie empor. Das erweckte das Interesse des Taxifahrer, der fröhlich in Jürgens Eifer einstimmte. Beide versicherten evengelische Missionare zu sein. Freuten sich wie Rohrspatzen. Und schon reckte auch der Panameo seine Bibel empor, und sah uns freudestrahlend an. Wohlgemerkt, sassen Jürgen und ich auf dem Rücksitz des Taxis. Ich wies den Fahrer erschrocken an, gefälligst die Strasse im Auge zu behalten. Doch nun lehrnte ich evangelischen Eifer kennen. Die beiden sprachen ständig von Gott und der Bibel, und ich sollte alles übersetzen. Erneut musste ich an Harald Schmidt denken, erneut liess dieser mich im Stich. Und so betete ich schweigend zu Gott, er möge diese Fahrt ein Ende nehmen lassen. Und das funktionierte...

Auf dem Flugplatz fragte ich bei der Fluggesellschaft nach freien Kapazitäten. "Wohin in Kolombien möchten Sie denn?" fragte mich die Angestellte. "Ist mir eigentlich egal! Bogota, Cali, Medellin oder irgend eines von den anderen Drogenkartellen." Die Señorita lächelte, doch es gab keine Kapazität. Und darum fragte ich, ob eventuell ein Flug nach Ecuador machbar sei. Und ja, ich hatte Glück!

Weniger Glück hatte Jürgen. Er konnte sein Ticket weder umbuchen, noch gegen Geld tauschen. Er war sehr enttäuscht. Wir fuhren zurück in die Stadt, und ich lud ihm noch zum Abendessen ein. Er erzählte mir noch viel merkwürdiges. Doch letztlich sah er ein, das es besser sei, zurückzukehren. Sehr spät trennten wir uns, und ich gab ihm etwas Geld um nach Mexiko zurückzukehren. Ich wusste in dem Moment nicht, ob er das Geld nicht nutzen werden, für eine andere Verrücktheit. Einige Wochen später jedoch, als ich schon in Peru war, erhielt ich dann eine Email von Jürgen, er bedankte sich bei mir und teilte mit das er nun in Deutschland sei.

Doch am folgenden Morgen in Panama sah ich ihn nicht mehr. Ich verliess die Stadt gegen 8 Uhr. Kurz vor 11 sollte mein Flieger nach Ecuador gehen.

Es war ein kurzer Flug. Unter mir die beeindruckende Küste Kolumbiens. Bei der Einreise in Ecuador, fragte mich eine nette Beamtin, was mein Grund der Einreise sei: "Tourist?"
"Nicht wirklich!" entgegnete ich ehrlich. "Ich wollte nach Kolumbien, aber es gab keine freien Kapazitäten. Darum wich ich nach Quito aus, um mit dem Bus weiter zu reisen." Die Dame sah mich entrüstet an, und sagte zu meiner Überraschung: "Warum wollen Sie uns nicht als Tourist besuchen? Wir haben Galapagos!"

In Ecuador hielt ich mich nicht lange auf, sondern reiste nach Peru weiter. Was hatte ich auch in Kolumbien verloren?! Peru war hingegen ein Land das mich ungemein interessierte.
Zuletzt geändert von Gothmog am Mi Mai 02, 2007 8:29 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Gothmog
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Kapitel 4 Südamerika und Nordamerika und zurück!

Beitrag: # 12088Beitrag Gothmog »

Ich reiste in Peru über Tumbes ein. Es hässliche Grenzstadt. Von wo aus eine lange Fahrt entlang der Pazifikküste nach Lima begann. Die Hauptstadt Perus eigenet sich hervorragend dazu das ganze Land sternchenförmig zu erkunden. Peru ist ein grosses Land mit mehr als 1,2 Mio Km2, und 30 Mio. Einwohnern. Die Hälfte davon lebt im Ballungsraum Lima. Das heisst also das Peru sehr grosse Gebiete mit äusserst geringer Bevölkerung hat.

Ich mietete mir ein hübsches grosses Haus in Callao, die Hafenstadt von Lima. Es ist noch heute zu sehen das Lima einst eine sehr reiche Stadt war. Heute sind grosse Teile verwaist, schmutzig. Aber es gibt auch sehr romantische, und moderne Stadtteile. Wie etwa Miraflores. Beeindruckend die Reiche Kultur. Peru ist im Buch der Rekorde, als das Land mit der vielfältigsten Küche verzeichnet. Jedes Jahre findet in Lima ein internationales Kochfestival stadt, auf öffentlicher Strasse. Und auch die Umgeben ist bereits reich an historischer Vergangenheit. Peru gilt seit neuerster Forschung, nun mit Ägypten, Mesopotamien, Indien und China, als ein Zentrum der Menschwerdung.

Doch weiter entfernt von Lima finden sich atemberaubende Orte, von denen Machupicchu wohl der bekannteste ist, aber für mich nicht mal der beeindruckendste war. Um in die Bergwelt zu gelangen, reist man erstmal nach Cusco. Man kann mit der Inka Tour auch in die Berge fahren. In der Bergwelt Perus kann man aussergewöhnliche Fahrten mit der Bahn auf tausende von Metern höhe unternehmen. Cusco ist eine sehr schöne, aber teure Stadt. Fälschlich heisst es oft, man gehe von hier nach Machupicchu hinauf. Tatsächlich ist die Inkafestung tiefer gelegen als Cusco.

Ein weiterer Tip ist Pachacamac, das sehr nahe der Hauptstadt liegt, und einer der schönsten Orte nahe Lima ist. Arequipa ist zu empfehlen, im Süden von Lima. Auf dem Weg dorthin lassen sich Ausflüge nach Nazca einbinden, oder Chile.

Der beeindruckendste Ort ist meiner Meinung aber im Norden zu finden: CARAL - die älteste Stadt des Doppelkontinetes. Die Stadt hat das Alter Äguptens, seine Pyramiden sind aber sehr viel grösser.

Ich blieb einige Monate im Land, unternahm Absteher nach Chile und Bolivien. Das Land gefiehl mir. Auch die Leute sind sehr nett, die Allgemeinbildung nicht schlecht. Einmal unterhielt ich mich mit einer Peruanerin. Und wechselten aus irgendeinem Grund vom Spanischen ins Englische. Worauf die Peruanerin sagte: "Lass uns Spanisch sprechen, ich bevorzuge es mich in Spanisch zu unterhalten!"
"Wenn du es kannst, kein Problem!" antwortete ich, und sie sagte: "Was soll das denn heissen: Wenn du es kannst! Spanisch ist ja meine Sprache!" Um Sie zu ärgern sagte ich: "Nein! Das ist die Sprache der Spanier. Deine Sprache ist Ketchua!" Worauf Sie zu meiner Überraschung in perfektem Deutsch sagte: "Haben wir heute einen Clown gefrühstückt!" Ich war sprachlos, wusste nicht das sie etwas deutsch sprach. In meiner Zeit dort lernte ich erstaunlich viele Peruaner kennen die Deutsch sprachen.

Die Zeit aber verging, und verliess das Land gen Norden, nach Ecuador. Wobei ich mir sicher bin, das ich eines Tages nach Peru zurückkehren werde. Und sei es nur zum Urlaub.

In jener Zeit hatte ich gehört das sich auf Kuba allerlei neue Gesetze ergaben, die die Ökonomische Strucktur lockerten. Ich suchte daher Kontakt via Internet, um genaueres zu erfahren. Auf einem Forum entdeckte ich einen alten Bekannten: Uwe. Er wusste aber nicht wer ich wae, schrieb nur unter einem Nick, liess meine wahre Identität ungeklärt. Mein Artikel umfasste nichts spezielles. Nur das ich wissen wollte wie die Situation aussehe, denn, wenn gut genug, denke ich daran etwa turistischen auf Kuba zu machen. Der erste der mir Antwortete war Uwe. Der sich brav vorstellte, und sich mir als Geschäftsführer anbot. "Du Arschloch!" dachte ich, aber antwortete ihm nicht. Ich verwarf die Idee aber schnell. Aber mein alter Freund Uwe, viele von seiner Sorte habe ich kennengelernt. Sie warten auf einen Neuen, der unerfahren ist, protzen mit ihren Kenntnissen: In Wahrheit haben sie es nie nie zu etwas gebracht, sind nur gestrandet, und warten auf ein Opfer dem sie das Geld abnehmen.

Ich dachte bei ihm umgehend an Honduras. An einen anderen Deutschen, der die Früchte meiner Arbeit ernten wollte. Wir beide waren in der selben Reiseagentur, er aber seit Jahren, ich hingegen neu. Dennoch schleppte ich neue Geschäftekontakte heran, ein Bombengeschäft für mich. Der Besitzer wollte mir deshalb ein Managerposten geben. Doch der andere Deutsche umwickelte ihn so sehr, das er plötzlich der Manager war. Ich fand das eine riesen Sauerei, vor allem vom Besitzer das er nie mit mir geredet hat. Ich weiss bis heute nicht was er im Einzelnen gesagt hatte. Jedenfalls nahm er meine Kundenkartei aus dem Büro und schrieb meine Klienten an. Nun aber geschah etwas unvorhersehbares für ihn: Die Kunden brachen jeden Kontakt zur Reiseagentur ab. Die geplanten Eröffnungen eines Büros in Kanada und Roatan, konnten nicht mehr vollzogen werden. Ich selber ging, arbeitete dann für einen Schweizer. Mein vorheriger Chef wollte das ich zurückkomme, aber ich sagte ihm die scheisse die sein neuer Manager verbockte, könne er selber auslöffeln.

Auch in La Ceiba lernte ich so einen Bastard kennen. Ebenfalls Deutscher. Der dich über alles ausfragt, einfach alles wissen will, aber alles vergisst. Jedesmal wenn er mich traf, fragte er das gleiche. Jedesmal aufs neue musste ich ihm sagen, das ich im Tourismus arbeite. Jedesmal vergass er es. Wollte immer das ich zum Stammtisch komme, was ich nicht wollte. Und das ich mein Geld nehme um den Honduranern zu helfen. Ich erwiederte das ich immerhin Monatelang für ein Kinderprojekt arbeitete. Letztlich kann ich nicht das fehlende Sozialsystem ersetzen. Mein Geld ist für mich. Darauf erboste er, er fände mein Verhalten eine riesige Sauerei. Dieser Idiot mit seinen 80 Jahren, lebte seit 30 Jahren in Honduras. Und hatte es in der ganzen Zeit zu nichts gebracht. Verheiratet mit einer Frau, die nicht lesen und schreiben kann, und einem Stiefsohn, der ihn schlug, wenn der Alte nicht seine Rente rausrückt. Einen Puff hatte er früher gehabt, mit 15 Nutten wie er allen stolz erzählt. Das war seine Entwicklungsarbeit gewesen.

Einmal unterhielt ich mich mit einem anderen Deutschen, und der alte Spinner stand dabei. Hörte wie wir über die Department sprachen, wobei ich sagte Honduras habe 18. Da begann der Alte zu krakälen, was für einen Stuss ich erzähle, das ich nichts wisse über Honduras, und das das mit meinem Geschäften nichts werden könne. Das ging solange bis ihn der andere Deutsche unterbrach, "Er hat aber Recht! Es sind 18 Departments!" Da begann er zu schlucken "Achso ihr redet von allen Departments! Ich dachte ihr redet nur von den grossen!"
"Wie lange lebst du in diesem Land?" fragte ich ihn, "30 Jahre? Das merkt man!"

Am selben Tag fragte er mich ob er nicht bei mir mit einsteigen könne ins Geschäft. "Und wie viel willst du investieren!?" fragte wissend, das er kein Geld hat, und das ich ihn auch nicht brauche. "Geld kann ich nicht investieren!" antwortete er verlegen. "Aha! Und was dachtest du, könntest du in meiner Firma machen?" Worauf dieser Spinner tatsächlich die Frechheit besass mir anzubieten: "Ich könnte ja als Berater arbeiten. Schliesslich bin ich schon 30 Jahre im Land."
"Hör mal!" entgegnete ich: "Vor einer halben Stunde hast du mir gesagt Honduras bestünde aus 5 Departments. Kannst du mir mal verraten was ich mit so einem Berater anfangen soll?"
Unter keinen Umständen hätte ich mich darauf eingelassen. Ich habe mich nie mit Nutten und Zuhältern abgegeben. Ich habe da meine Grenzen, diese Leute nutzen mir für nichts.

Immer wird der Neue auf Leute treffen die ihm einreden, er brauche sie um nicht zu scheitern. Finger weg! Vorsicht! Das ist meine Erfahrung. Sei sparsam mit deiner Freundschaft! Sie wollten auch das ich mich anpasse. Das heisst das ich so bin wie sie. Das heisst zum Beispiel, das sie dir eine Freundin suchen, absolutes Gesindel, aber wie ihre eigenen Frauen halt. Ich habe mich auf sowas nie eingelassen, was diese Leute nicht zu deinen Freunden werden lässt, denn du hälst dich für was besseres. Und? Sie haben Recht damit! Ich passe mich nicht an Minderwertigem an. Solche Leute profitieren sich nur an dir, und helfen nichts, sie nutzen nichts, also: Finger weg!

Das sind Beispiel wie sie jeder Neue finden wird! Es sei als Warnung hier geschrieben.

Ich verliess Peru über Ecuador nach Kolumbien, mit dem Plan, von Venezuela aus nach den USA zu reisen, denn ich war von Peruanischen Freunden, die in New York lebten, eingeladen worden.

Mein erster Eindruck von Kolumbien bereits war positiv. Man muss keine Angst vor Reisen nach Kolumbien haben. An der Küste ist es nicht unsicherer als in anderen Länder Lateinamerikas. Der Krieg ist nur im Südosten.

Mein erster Stop war Cali. Eine Stadt die vielen Leuten gefällt. Mir weniger. Danach ging es weiter nach Bogota und Medellin. Bezaubernde Städte sage ich. Zu Empfehlen ist die Semana Santa in Medellin, gleiches gilt freilich für Antigua Guatemala. Ich habe mich dort auch recht sicher gefühlt, freilich sollte man darauf achten wohin man geht. In jener Zeit war gerade Mr. & Mrs. Smith im Kino. Der Film beginnt in Kolumbien, die Polizei stürmt ein Hotel in Bogota und nimmt gewaltsam eine Durchsuchung vor. Eine solche Szene ist mir nie begenet. Die Polizei war sehr höfflich, die Durchsuchungen waren stets zivilisiert. Die Hotels wurden nie betreten, Sicherheitskontrollen fanden am Eingang statt.

Eine andere Sache ist aber was in den Kriegszonen geschieht. Ich will mich kurz fassen, habe wegen Berichten darüber später übels Problem in den USA bekommen. Ich kam in das zweifelhafte Vergnügen etwas von dem schmutzigen Krieg dort mit zubekommen, als ich Anayansi kennenlernte. Eine wunderschöne Kolumbianerin, wie Kolumbianer im Durchschnitt ohnehin als sehr ästhetische Menschen bezeichnet werden können. Wir waren sehr verliebt, und sie war Schuld das ich länger in Kolumbien blieb, als vorgesehen. Doch Anayansi, ein Inka-Name der soviel bedeutet wie "Schlüssel zur Fröhlichkeit". War mitendrin in den Umtrieben des Krieges, verwoben mit der Guerilla. Ich sah allerlei schmutziges in dieser Zeit. Was die USA dort trieb, ebenso wie die Regierungstruppen, oder die Guerilla, die keinen deut besser ist als die anderen. Ich wollte nicht so leben. Wollte mit Anayasi fortgehen, zumindest in einen anderen Teil Kolumbiens. Sie wollte auch, sagte es zumindest, aber nicht jetzt. Es hiess immer später. Es tat mir weh, als ich ihr sagt das ich gehe - jetz, doch das ich hoffe sie würde mit mir gehen. Sie tat es nicht, doch sie sucht immer wieder kontakt zu mir, und bat mich zurückzukehren. Ich kehrte nie zurück.

Traurig ging ich nun nach Venezuela, nur sehr Kurz, meines Fluges nach Miami wegen. Ich wollte dort einen Freund aus Guatemala besuchen, ehe ich weiter reiste nach New York.

Miami ist nicht USA, bis zu Ft. Lauderdale befindet man sich in den Vereinigten Staaten von Lateinamerika, und ehrlich gesagt war es der einziges Flecken in diesem Land der Doofen und Bescheuerten das mir gefallen hat.

Später kamm ich in die Horrorwel des skurillen New Yorks. Schrecklich, hässlich und bösartig. Es gibt einen amerikanischen Autor, dessen Namen mir enfallen ist, der in seinem Bücher, New York als das Zentrom des Bös-Magischen sieht. Ich konnte das nachvollziehen. Ebenso wie ich damals an eine Szene in Honduras denken musste, damals fragte ich einen Honduraner: "Er kläre mir doch mal, warum die Honduraner so Scheisse im Kopf sind."
Er versicherte mir: "Das war früher nicht so. Als ich klein war, waren die Leute sehr herzlich. Das hat sich später geändert durch den bösen ausländischen Einfluss!"
Ich dachte in diesem Moment: Ja ihr Honduraner habt freilich nie Schuld, nur die Ausländer.
Nun stand ich in New York, dachte an diese Situation, und mir schoss es durch den Kopf: "Die sind ja genauso! Er hat Recht gehabt!"

Einen Monat war ich in dieser Stadt, die ganze Zeit fühlte ich mich krank, mit dröhnenden Kopfschmerzen. Und alles war in Englisch. Ich musste da raus. Ich hatte aber relativ viele Sachen in New York. Bevor ich zurückkehrte, wollte ich nach Kanada. Dort etwas Ruhe finden, und Pläne schmieden. Ich liess daher die Sachen in NY bei meinen Freunden aus Peru. Und dann überschritt ich an den Niagarafalls die Grenze. Ich hatte angenommen die Kanadier wären wohl mehr oder weniger gleich den Amis. Irrtum! Grosser positiver Unterschied. Ich war begeistert vom Land und den Leuten. Wollte eine Woche dort bleiben, und wieder zurück reisen. In Buffalo wurde mir aber die Einreise verweigert, und die US-Behörden verfrachteten mich zurück nach Kanada. Ich hatte kaum noch Geld bei mir. Weit und breit keine Stadt auf Kanadischer Seite. Ein Kanadier aber nahm mich mit nach Niagara. Doch dann? Was tun? Ich hatte kein Geld für das Hotel. Musste draussen übernachten. Es war kalt, und regnete viel. Das Internetcafe ungemein teuer. Doch kam ich auf die Idee, einen Ausweis in einer Bücherei zu nehmen, das Internet ist dann gratis. So kontaktierte ich meine Angehörigen in Deutschland, und die deutsche Botschaft. Letztere taten nichts, teilten mir nur mit die Amerikaner hätten meine Einreise verweigert, weil ich schlecht über sie berichtet habe. Es konnte sich dabei nur um Berichte über Kolumbien handeln, die ich in den USA verfasst habe. Aber ich hatte keine genaueren Informationen, und die Botschaft erklärte sich für nicht zuständig.

Meine Mutter sendete mir Geld um nach Deutschland zu fliegen. Sie war nie damit einverstanden gewesen, das ich weg ging.

Ich stand nun auf dem Flughafen in Toronto, und wollte ein Ticket kaufen. Doch die am Eingang erwähnten Träume und Sehnsüchte waren immer noch existent. Stark dominierten mich nun wieder, was in der Zeit mit Anayasi etwas abgenommen hatte. Eine Stimme bohrte sich in meine Gedanken, und sie war fest, und sagte mir: "Gehe nach Guatemala!"
"Warum?" Dachte ich "Wozu? Was soll ich dort!"
Doch die Stimme sagt nur: "Frage nicht, mache es einfach, und alles wird gut!"

An mir selbst zweifelt, nahm ich ein Ticket nach Guatemala am gleichen Tag. Ich hatte noch 80 $ in der Tasche, und dachte an Jürgen von Kannen.

In Toronto befindet sich auch die Einreise für die USA. Ich hatte einen Gabelflug über Dallas, und so musste ich die US-Einreise passieren. Auch so ein Ding zur Kontrolle, das es nur im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt.

"Aus welchem Grund wollen sie in die USA einreisen?" fragte mich der Beamte. "In dieses Scheissland will ich nicht einreisen, ich bin Transit." antwortete ich, und der Blick des Beamten verfinsterte sich. Aber es geschah nichts weiter, nur später in Guatemala sah ich, das meine Tasche genau gefilzt wurde.

Ich kamm in der Nacht in Guatemala an: "Du bewegst dich im Kreise. Hier begann alles!" dachte ich. Da kam ein Man und fragte mich ob ich nicht nach Antigua wolle, 10$ kostet die Fahrt. 10$ war für mich in diesem Moment sehr viel Geld. Und ich dachte "Was soll ich in Antigua?" Da war wieder diese Stimme da, und antwortete: "Was willst du in Guatemala!"
"10$ ist viel Geld im Moment."
"Aber du musst dort investieren, wo es sinnvoll ist." Vernahm ich mein Unterbewusstsein.
"Wie weiss ich das es sinnvoll ist?"
"Mache es einfach, damit geschieht, was geschehen muss!"

Ich tat es. Ich kam aber nicht darum herum, nochmals meine Angehörigen um Geld zu bitten. "Hast du schon gemerkt, das du dich im Kreise bewegst?" maulte mich mein Bruder an. Ja, das hate ich. Die Situation klärte sich gottseidank. Ich bekam meine Sachen aus New York, von meinen Freunden zugesedet.

Ich war einige Tage in der Stadt, als mir dann wiederfuhr, was ich nie für möglich gehalten hatte. Ich traf Claudia. Aber ich hatte das Gefühl das ich sie bereits seit Ewigkeiten kannte. Denn sie war jene Frau die ich immer in meinen Träumen gesehen hatte. Und auch sie erkannte mich sofort, denn sie hatte wie ich diese seltsamen Träume gehabt.

Inzwischen sind wir verheiratet, und am 24 April 2007 ist unser Sohn geboren worden, wie wir es in unseren Träumen gesehen hatte.

Einmal waren wir in einem Turistemarkt, für guatemaltekische Handwerkskunst. Dieser befindet sich in der Avenida mit dem Arco. Jeder Tourist, der nach Antigua kommt, passiert diesen Ort. Im Inner befindet sich der Schrein eines Mayapriesters, der für Geld Turisten die Zukunft weissagt. Er lächelte uns an und grüsste meine Frau. Da erzählte sie mir, das dieser Mann vor einiger Zeit bei ihr auf Arbeit auftauchte und sie fragte ob sie noch alleinstehend sei. Das bejahte sie. Und er sagte ihr, das sie keinen Guatemalteken nehmen dürfe, denn der der für sie bestimmt sei, würde bald in ihr Leben treten. Aber erkommt aus einem sehr entfernten Land, viel weiter weg als die USA. "Ansowas glaube ich nicht!" hatte meine Frau gesagt. "Das macht nichts! Aber er ist schon auf dem Weg zu dir!"
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Siggi!
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Beitrag: # 12094Beitrag Siggi! »

Hallo Gothmog,

danke für den sehr ausführlichen Reisebericht. Ist ja fast wie Sindbads Abenteuer. :wink:

Gruß
Siggi
Gothmog
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Beitrag: # 12104Beitrag Gothmog »

Ich bin nicht sehr gut in sowas, aber zwei Verlage in Deutschland haben interesse an meiner Geschichte angemeldet. Im Moment versuche ich halt mal ein Buch daraus zu machen.
Grüsse!
Caribe-Klaus
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Beitrag: # 12303Beitrag Caribe-Klaus »

Gothmog hat geschrieben:Im Moment versuche ich halt mal ein Buch daraus zu machen.
Schreibe es. Ich konnte gerade die Reaktion einer Freundin beim Lesen Deiner Schilderung erleben: ruhiges vertiefen in die Zeilen, manchmal ein auflachen - manchmal Stille und eine Träne.

Mehr brauche ich wohl nicht zu kommentieren.

Gruss Klaus, ich kaufe das 1. Buch mit Widmung. :wink:
Die positive Grundeinstellung ist nicht alles, doch ohne sie - ist alles nicht's !
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kurtchen
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Beitrag: # 12306Beitrag kurtchen »

Also ich moechte auch ein Buch mit Widmung !
Gothmog
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Beitrag: # 12309Beitrag Gothmog »

Schön, dann scheint ja mein weiterer Aufenthalt im Ausland gesichert :D
minemaya
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eine

Beitrag: # 12660Beitrag minemaya »

eine wunderschöne geschichte :)
ich hätte auch gerne eine erstausgabe mit widmung wenn es irgendwann zu bestellen ist?
Gothmog
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Beitrag: # 12682Beitrag Gothmog »

Ich habe ungefähr 4 Kapitel Rohfassung. Immer noch in Honduras, die ersten 8 Monate. Kannst gerne die Probelesung machen, und mir sagen wo ich nacharbeiten müsste.
avarus
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Beitrag: # 12731Beitrag avarus »

Also deine Story macht wirklich Lust auf mehr. Noch mehr Details und ich kaufe das Buch. Das verspreche ich hiermit sogar :). Schreib es und ichc bestelle :).
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