Auswandern in den reichsten, heissesten Inselstaat

"Also wo sich jeder Neuankömmling kurz vorstellen kann und seine Beweggründe kundtut weswegen er da ist und was er/sie sich verspricht"

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erhard909
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Auswandern in den reichsten, heissesten Inselstaat

Beitrag: # 16540Beitrag erhard909 »

Während meinem letzten 6 monatigen Praxissemester in Kuala Lumpur hab ich ab und zu ein Abstecher nach Singapur gemacht und war auf Anhieb begeistert. Der Wohlstand, Steuersystem(dazu musste ich etwas im recherchieren :wink: ), die Sauberkeit, freundlichkeit der Menschen, die strategisch günstige Lage zu traumhaften Inseln und das schöne Wetter(Ich hasse den Winter!) haben zu meinem Entschluss geführt nach dem Studium für einen Job in Singapur zu bewerben.

Die Beiträge von Stroinerle sind sehr informativ, aber seine Umstände sind anders als meine. Vielleicht finde ich ja einen Hochschulabgänger der den Sprung nach Singapur geschafft hat.

MfG Erhard
Zuletzt geändert von erhard909 am Mi Sep 19, 2007 9:34 am, insgesamt 1-mal geändert.
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Siggi!
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Beitrag: # 16541Beitrag Siggi! »

Hallo Erhard,

herzlich Willkommen im Forum.

Klar ist Singapur bei einem Abstecher beeindruckend. Aber ich gebe zu bedenken: Irgendein Land mal zu besuchen und dort zu leben sind zwei Dinge. Daher sollte das wohl überlegt sein. Letztlich sind (zumindest wenn man einen normalen Job hat, der ja den Großteil des Lebens ausfüllt) m.E. andere Dinge viel wichtiger und bestimmen das Leben viel mehr als eine Stunde mehr oder weniger Flugzeit zu einer netten Insel.

@Stoinerle: In Malaysia hatten die Mitarbeiter immer 2 Wochen Urlaub im Jahr (bzw. mehr nahmen sie nicht). Wie ist das eigentlich in Singapur bei einem Durchschnittsjob? Wird dort auch von einem Europärer erwartet, dass er min. 10-12 Stunden täglich in der Firma zu verbringt? Schließt man sich nicht aus, wenn man sich abends zurückzieht und nicht mit den Kollegen beisammen ist?

Gruß
Siggi
Stroinerle
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Re: Auswandern in den reichsten, heissesten Inselstaat

Beitrag: # 16553Beitrag Stroinerle »

erhard909 hat geschrieben:Die Beiträge von Stroinerle sind sehr informativ, aber seine Umstände sind anders als meine.
Danke für die Blumen. Ich hoffe doch sehr, dass meine Umstände anders sind. Es gibt m.E. nichts Schlimmeres als feststellen zu müssen, dass da jemand das gleiche Leben lebt, wie man selbst. :shock: Wäre ja echt öde. Außerdem wäre es schon allein für eine objektivere Darstellung eines Landes besser, wenn sich dort mehrere Menschen aufhalten und auch daraus berichten. Einseitige Darstellungen, selbst solche von meiner bestechenden Güte, Qualität und Objektivität (Auweia) sind auf Dauer eben nicht umfassend. Ein Mosaik sollte ja auch aus gutem Material und vor allem aus mehr als einem Stein bestehen. :wink:
erhard909 hat geschrieben:Vielleicht finde ich ja einen Hochschulabgänger der den Sprung nach Singapur geschafft hat.
Ich bin leicht irritiert. Als jemand der über zwei Hochschulabschlüsse verfügt, bin ich für solche formulierten Feinheiten sensibel. Meinst Du damit evtl. einen Hochschulabgang ohne Abschluß? Für Hochschulabgänger mit Abschluß und Personen im erzieherischen/pädagogischen Bereich gibt es hier eigentlich fast immer etwas - vielleicht nicht sofort und auch nicht mit Expatvertrag. Aber Localverträge mit denen man überleben kann, sind in S'pore, wenn man die Details gut verhandelt, immer drin.
Siggi! hat geschrieben:Klar ist Singapur bei einem Abstecher beeindruckend. Aber ich gebe zu bedenken: Irgendein Land mal zu besuchen und dort zu leben sind zwei Dinge. Daher sollte das wohl überlegt sein. Letztlich sind (zumindest wenn man einen normalen Job hat, der ja den Großteil des Lebens ausfüllt) m.E. andere Dinge viel wichtiger und bestimmen das Leben viel mehr als eine Stunde mehr oder weniger Flugzeit zu einer netten Insel.
Absolute Zustimmung meinerseits. Allerdings erscheint mir "Erhard909" nicht "asienunerfahren", wenn ich das richtig beurteile.
Siggi! hat geschrieben:@Stoinerle: In Malaysia hatten die Mitarbeiter immer 2 Wochen Urlaub im Jahr (bzw. mehr nahmen sie nicht). Wie ist das eigentlich in Singapur bei einem Durchschnittsjob?
Da antworte ich mal ganz juristisch. :shock: Es kommt darauf an. Ich habe ja keinen Durchschnittsjob hier. In der Regel haben die Leute hier qua Gesetz einen Anspruch auf 14 Tage plus Feiertage. Mit zunehmendem Alter kann der Urlaubsanspruch dann je nach Job auf bis zu 30 Tage steigen (nach etwa 25-30 Jahren). That's it.
Siggi! hat geschrieben:Wird dort auch von einem Europärer erwartet, dass er min. 10-12 Stunden täglich in der Firma zu verbringt? Schließt man sich nicht aus, wenn man sich abends zurückzieht und nicht mit den Kollegen beisammen ist?
Da antworte ich doch mal ganz vereinfacht auf beide Fragen mit einem klaren "JA". Kleine Anmerkung am Rande; in den meisten Bereichen gilt die 6-Tage-Woche. Damit ist man also recht zügig bei ca 60 Std/Woche. Ausnahmen gibt es in der öffentlichen Verwaltung, bei den Banken, der Post und Dienstleistern wie Energieversorgern und Telefon, etc. Hier gibt es schon teilweise die 5-Tage-Woche.

Vielleicht noch ein paar Worte zum "Ausschließen". Ich weiß nicht, wie es in Malaysia ist (Peter_KL's Baustelle), hier leben die Asiaten in Familienverbänden. In diesen findet auch die Freizeit und die soziale Interaktion statt. Als Ausländer, besonders wir Kaukasier, ist man idR immer außerhalb dieses engsten Kreises. Sie sind höflich zu dir und wirklich freundlich aber zeigen dir hier gleichzeitig, dass du kein Intimfreund sondern ein latenter Konkurrent oder einfach nur anders bist. Dein Geld ist willkommen, dein Wissen ebenfalls, deine Kultur wird jedoch in großen Teilen als dekadent abgelehnt. Es dauert schon eine gewisse Zeit, bis man im engsten Kreis akzeptiert wird. Ich will nicht, dass der Eindruck entsteht, dass man abgelehnt wird. Das ist nicht zutreffend. Im Gegenteil ist/hat man das, was viele hier karrieremäßig anstreben. Man lebt in einer Hierarchie eines Ameisenstaates - und zwar im oberen Bereich. Die Grenzen dieser informellen Hierarchie werden nicht angetastet, sie sind quasi tabu, sorgen aber für die latente Distanz.

Ich weiss, dass ich das hier wirklich sehr einfach :!: und sehr pauschal :!: beschrieben habe und Ausnahmen immer wieder auftauchen - aber es sind (noch) Ausnahmen.
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals aber wie die Seefahrer auf dem Meer, richten wir unseren Kurs nach ihnen.
erhard909
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Beitrag: # 16561Beitrag erhard909 »

Mit Hochschulabgänger meinte ich jemanden der sein Studium erfolgreich beendet hat.

Aber Localverträge mit denen man überleben kann, sind in S'pore, wenn man die Details gut verhandelt, immer drin.
Ich will aus Deutschland ja nicht nur weg um weg zu sein, ich will ja mein Lebensstandard erhöhen. Ich weiss nicht ob ich mit nem singapurischen Localvertrag besser dran bin als mit nem Job in Deutschland. 2500€ Brutto in Deutschland, das wären ca 5000S$, ist das für einen der frisch von der FH kommt als Einstiegsgehalt in Singapur drin ? Ich hab mal ne Stelle in meinem Bereich in Singapur gesehen die war mit 3500S$/Monat ausgeschrieben, das war aber ne Ausnahme.

Wie ist es eigentlich mit der Selbstständigkeit in Singapur ? Hast du nicht mal geschrieben du seist Selbstständig ? Legt einem die Singapurische Bürokratie weniger oder mehr Steine in den Weg als die Deutsche? Singapurer sind doch Patrioten, die vergeben doch Aufträge sicher gerne an Landsleute oder nicht ?


Wenn man 6 Monate ein Praktikum in Malaysia macht und sich danach 7 Wochen lang die Nachbarländer anschaut kann man wohl behaupten etwas Südostasien Erfahrung zu haben. Die ersten zwei Wochen fand ich in alles toll in Malaysia, dann fand ich es eine Woche lang eher bescheiden und als ich mich an alles angepasst hatte und die Vorzüge kennengelernt hatte wollte ich garnicht mehr weg :D
Ich hatte in Singapur keine rosa Brille auf, wenn du das meinst. Das ich Singapur noch nicht richtig einschätzen kann weil ich insgesamt nur 3 Wochen dort war stimmt allerding.


MfG Erhard
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Jupp
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Beitrag: # 16565Beitrag Jupp »

Ich will ja nicht meckern, wir ertragen ja auch deine Links auf dein globulineum, aber kannst Du Dein Avatar mal ein wenig verkleinern. Nicht jeder hat einen 20 Zoll Monitor ;-)
Auswandern? Eher nicht, aber ein Altersruhesitz irgendwo im Nirgendwo?
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Stroinerle
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Beitrag: # 16566Beitrag Stroinerle »

erhard909 hat geschrieben:Mit Hochschulabgänger meinte ich jemanden der sein Studium erfolgreich beendet hat.
Das macht vieles deutlich einfacher. Ohne gute Qualifikation ist die Chance für Newcomer hier nämlich fast gleich Null. Solche Jobs werden von Singapurern, Malaien, Indonesiern und Philippinas zuhauf erledigt.
erhard909 hat geschrieben:Ich will aus Deutschland ja nicht nur weg um weg zu sein, ich will ja mein Lebensstandard erhöhen.
Als Berufsanfänger (auch FH/Uni) ist zumeist schon der Besitz einer Stelle im Vergleich zu den in Deutschland praktizierten Dauerpraktika, eine Lebensstandarderhöhung. :shock: Spaß beiseite. Die Zeit als man hier als Berufsanfänger mit irgendwelche Supersonderkonditionen rechnen konnte sind vorbei. Natürlich gibt es wohl den einen oder anderen Job aber die Traumgehälter bekommt man hier nicht als Einsteiger. Hier machen idR Berufserfahrung und Expertenwissen den Unterschied aus. Als Berufsanfänger ist das natürlich nicht vorhanden. Ein Nachteil der sich aber mit der Zeit legen sollte.
erhard909 hat geschrieben:Ich weiss nicht ob ich mit nem singapurischen Localvertrag besser dran bin als mit nem Job in Deutschland. 2500€ Brutto in Deutschland, das wären ca 5000S$, ist das für einen der frisch von der FH kommt als Einstiegsgehalt in Singapur drin ? Ich hab mal ne Stelle in meinem Bereich in Singapur gesehen die war mit 3500S$/Monat ausgeschrieben, das war aber ne Ausnahme.
Ich weiß ja nicht was Du studiert hast - aber 2.500 EUR sind für einen FH-Anfänger auch in D nicht die Regel. Hier in S'pore liegen die lokalen Einstiegsgehälter für studierte Berufsanfänger wohl in etwa so wie Du beschrieben hast - eher noch drunter, wie mir örtliche Kollegen immer wieder bestätigen (ab 2K). Aber auch das ist wohl stark von der Berufsrichtung abhängig. Also von einer Erhöhung des Lebensstandards wie man ihn in D hat doch sehr weit entfernt. Zwar sind hier die Kosten für Lebensmittel niedrig aber der Rest geht gut ins Geld. Die Mieten ziehen hier übelst an und steigen nahezu stündlich (pro Quartal etwa 10%). Eine Zweizimmerwohnung liegt hier mit etwa 1.5K-2.0K im untersten Bereich, Einzimmerwohnungen sind etwas günstiger und HDB's für Expats die keine PR sind idR nicht zugänglich. Dazu Strom, Wasser, Telefon, TV mit nochmals etwa $S250, die KV mit etwa $S400, und, und, und ... Ruckzuck kommen da 2.0K-2.5K an festen Kosten zusammen. Da bleibt nicht mehr viel zum Leben. Von der Rücklage für die Altersversorgung rede ich schon gar nicht mehr. Ich will jetzt nicht schocken aber als Randwissen ist das nicht ganz unwichtig denke ich. Man kann also mit dem Einstiegsgehalt auskommen aber so "richtig auf dicke Hose" kann man damit nicht machen. Andrerseits ist ein Aufstieg aber deutlich schneller als in D möglich, man bleibt nicht lange auf dieser Stufe, wenn man "gifted" ist. Wenn man aber nur kostet und nicht von Nutzen ist, ist auch sauschnell wieder Feierabend.
erhard909 hat geschrieben:Wie ist es eigentlich mit der Selbstständigkeit in Singapur ? Hast du nicht mal geschrieben du seist Selbstständig ? Legt einem die Singapurische Bürokratie weniger oder mehr Steine in den Weg als die Deutsche? Singapurer sind doch Patrioten, die vergeben doch Aufträge sicher gerne an Landsleute oder nicht ?
Jepp, bin ich. In meinem Bereich sind einige den Bach runtergegangen, da sie anscheinend unterschätzen, dass man hier einen langen Atem braucht. Wer keinen eigenen Kundenstamm mitbringt, um sich sich seinen Grundunterhalt für das erste Jahr zu sichern, sollte am Besten gleich wieder mit der Planung aufhören oder genügend Kapital mitbringen. Wer nach dem ersten Jahr immer noch nicht auf eigenen (bescheidenen) Füßen stehen kann, sollte sich evtl. auch umorientieren. In Asien laufen mittlerweile genug "Huscher" durch die Gegend, die von dem leben, was sie täglich finden/bekommen. Solche Träumer und Spinner werden hier nicht gebraucht. Sorry - das ist meine Meinung.

Ja die asiatischen Kameraden sind hier sehr "patriotisch" um es mal vornehm auszudrücken. Aber Gott sei Dank auch sehr wirtschaftlich denkend. Da wird schon das eine oder Vaterlandsdenken dem persönlichen fiskalischen Gewinn untergeordnet. Im Vergleich zu den Käguruhs hat man als Deutscher oder Schweizer einen guten Ruf hinsichtlich Qualität und Zuverlässigkeit. Einen ganz herzlichen Dank an die bisher hier Tätigen. Die Behörden sind in etwa mit den deutschen vergleichbar. Es ist hin und wieder etwas langwierig (dennoch deutlich schneller als in D) Anträge durchzuschicken. Im Vergleich zu anderen asiatischen Staaten ist es äußerst wohltuend auf eine funktionierende und rechtssichere Verwaltung vertrauen zu können. Wer hier einen Geldschein mit dem Antrag durchschiebt bekommt ihn zurück oder erweitert seinen Bekanntenkreis schlagartig um eine juristische Komponente. Ich bin hier in Asien ein absoluter Befürworter von (funktionierenden und effizienten) Verwaltungen geworden.

Ja es ist im Vergleich zu den entsandten Firmenexpats relativ schwer als einzelkämpfender Selbständiger Fuß zu fassen. Aber gute Leute und gute Vorbereitungen machen viel aus. Ich vergleiche das immer mit einer Firewall. Es ist schwer in das System einzudringen, wenn man aber erst mal drin ist, kann man sich innerhalb der Spielregeln relativ frei bewegen und frei gestalten. Hinsichtlich Tax und Staat hat man dann weitestgehend seine Ruhe. Es ist alles sehr einfach (fast nur Online) und übersichtlich (der gläserne Bürger ist hier realisiert/nix Datenschutz bei Behörden). Ich habe hier quasi einen kontinuierlichen Gegencheck, da meine Frau hier mit einem "klassischen Expatvertrag" arbeitet.

So, das soll nun reichen - Hier ist ja nicht das S'pore-Forum, sondern der Willkommensbereich :!:
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