Eine persönliche Perspektive der Krim Krise

[Siggi!]

Zucker (Preis vom Mai) in Sumy (Ukraine): 10 UAH
Auf der Krim: 10,50 UAH
Zigaretten: Keine Ahnung!
Benzin (Super) in der Ukraine: unter 1 Euro
Auf der Krim: unter 80 Cent

Meine Anmerkungen:
- Für ca. 2/3 der Bevölkerung ist der Benzinpreis nur sehr bedingt relevant, da sich kein Auto leisten können.
- Benzin und Zigaretten sind kein guter Indikator für das Preisniveau, da der Endverbraucherpreis im wesentlichen von Steuern bestimmt wird.
- Im Moment kommen die meisten Produkte aus der Ukraine. Eigentlich gibt es daher keinen Grund, warum die Preise auf der Krim höher sein sollten, als in den Vorjahren.
- Wir haben gehört, dass LKWs beim Grenzübertritt auf ukrainischer Seite beschossen werden. Die Reifen werden zerstört, um eine Weiterfahrt zu verhindern. Die Fahrer haben zunehmend Angst, daher erhöhen sich die Transportkosten. Ich hoffe, dies ist ein temporärer Effekt.
- Vermutlich um den Jahreswechsel wird es eine Zollgrenze zwischen dem Festland und der Krim geben. Das wird die Preise steigen lassen, wenn die Ukraine im Zuge der EU Assoziation das Freihandelsabkommen mit RU verlässt.
- Auf längere Sicht (vermutlich bei Fertigstellung der Brücke zur Anbindung an das russische Festland) werden zunehmend auch russische Produkte präsent sein. Das Preisniveau in RU ist höher, als in UA. Gleiches gilt aber auch für die Einkommen.

Ob sich die Krimbewohner besser stehen, als die Bewohner des UA Festlands wird man vermutlich erst nach einigen Jahren beurteilen können.

Gruß
Siggi

[Siggi!]

Zu unserer ausländerrechtlichen Situation:
Am 20. war - wie berichtet - die Kommission der Gemeinde bei der Schwiegermutter. Am Montag bei meiner Frau. Gestern hatte sie alle Dokumente und Unterschriften gesammelt, um nun vor Gericht gehen zu können. Wir sind voller Hoffnung, dass das Gericht den Wohnsitz auf der Krim bestätigt.

Heute bekam ich Nachricht von den Grenzbehörden: Meine ukrainische Aufenthaltsgenehmigung ist bis auf weiteres gültig! (So viele widersprüchliche Auskünfte, aber wir kennen das ja schon von der Ukraine.)

Eins ist sollte aber klar gesagt werden: Die UA Dokumente sind nicht unbeschränkt gültig, sondern nur bis es entsprechende Regelungen in RU gibt, die eine Ausstellung von RU Dokumenten ermöglichen. Vielleicht muss ich daher nächstes Jahr wieder mit Visum einreisen. Aber zumindest ist mein Aufenthalt bis zum Winter gesichert. In der aktuellen Situation lernt man zwangsläufig, bescheiden zu werden.

Gruß
Siggi

P.S: Ich habe noch ein Fläschchen 10 Jahre alten Cognac (solchen der in der EU aufgrund des Embargos illegal ist), der wird heute Abend daran glauben müssen.

[Sascha Blodau]

..na wohl bekommt's Siggi! Ich bleib dann mal bescheiden, bei meinem Rotwein..

[artep]

ich hoffe, du konntest den Cognac genießen und die Anspannung sacken lassen. Erstmal herzlichen Glückwunsch für diesen Etappensieg.
Sonnige Grüße Petra

[Siggi!]

Gestern Abend hatten wir noch ein Gespräch mit einem Anwalt. Meine Frau benötigt nicht nur Zeugenaussagen, sondern auch viele Dokumente, um ihren Wohnsitz vor Gericht nachzuweisen:
1. Quittungen der Nebenkosten, am besten über viele Jahre (Ich hätte so etwas nicht mehr, aber meine Frau sammelt solche Dinge.)
2. Rechnungen von Einkaufen vor Ort (ein paar Rechnungen von Großgeräten sind aus Garantiegründen noch vorhanden).
3. Einen Nachweis, dass sie in ihrer Heimatstadt nicht arbeitet (das Arbeitsbuch ist in ihrer Heimatstadt).
4. Einen Nachweis, wovon sie ihren Lebensunterhalt bestreitet (glücklicherweise konnte ich meine Kreditkartenabrechnung vom letzten Jahr mit vielen Barverfügungen vor Ort noch abrufen - aktuell funktionieren Kreditkarten auf der Krim nicht).
5. Dokumente, über Konten vor Ort (meine Frau bewahrt solche historischen Dinge auf, aber die Nachweise liegen ebenfalls in Sumy - es gibt keine ukrainischen Banken auf der Krim mehr, alle Konten existieren nicht mehr).
6. Nachweise über Arztbesuche vor Ort (gibt es nicht, war für den Anwalt unverständlich, hoffentlich macht dies nicht noch Probleme).
7. Alle weiteren Dokumente, die die Anwesenheit auf der Krim bestätigen können (wie z.B. Briefumschläge mit Poststempel, Zahlung von Beiträgen zu Versicherungen, Tankquittungen, etc.)

Nach Angabe des Anwalts versuchen viele Ukrainer, die eine Wohnung auf der Krim haben und diese nur zu Ferienzwecken genutzt hatten, nun eine Aufenthaltsgenehmigung bzw. einen russischen Pass zu erhalten. Es geht also darum, unzweifelhaft nachzuweisen, dass diese Wohnung auf der Krim der Hauptwohnsitz war.

Das wird vor Gericht noch schwierig werden, insbesondere für die Schwiegermutter, die viel weniger Nachweise erbringen kann. Da viele Nachweise in Sumy liegen, darf sie reisen. Zu allem Überfluss gibt es angeblich mal wieder keine Fahrkarten (in der Saison passiert das häufiger).

Gruß
Siggi, der nach diesem Gespräch doch auf Cognac verzichtete

[Siggi!]

Die Brücke zur Krim wird wohl die teuerste Brücke der Welt werden. Verantwortlich dafür sind Schlammvulkane, Meeresströmungen, Eis, instabiler Untergrund, Korruption (?), etc. Die Brücke muss eine entsprechende Höhe aufweisen, um die Durchfahrt von Hochseeschiffen zu ermöglichen.
Eine Vorstellung des Projekts (automatische Übersetzung in Englisch):
http://www.microsofttranslator.com/BV.a ... _6535.html

Gruß
Siggi

[Jupp]

jedoch der Ansturm von Eis und im Februar 1945 brach zusammen

Aha.

[Siggi!]

Auf der Krim gibt es seltener einen richtig strengen Winter, aber alle paar Jahre kommt er. Die Leute, die sich dann aus Sparsamkeit vom Fernwärmenetz abgekoppelt haben, erwischt es dann voll.

Hier ein paar Bilder vom letzten richtigen Winter:
http://crimea-media.ru/FotoBlog_ShelkinoWinter.html
(Man beachte das zugefrorene Meer auf Bild Nr. 4 + 14.)

Gruß
Siggi

[Jupp]

Schöne Bilder, leider nur gibt es überall diese höheren Häuser.

Ich persönlich mag den Winter ja sehr, je mehr Schnee desto besser. Aber nur, solange genügend Holz da ist, oder Gas oder Öl

[Siggi!]

Schöne Bilder, leider nur gibt es überall diese höheren Häuser.

Da hast Du recht. Schelkino reizt sicher nicht mit seinen schönen Bauten.

Schelkino ist eine Arbeitersiedlung, wurde erstellt für die Beschäftigten des nahen Kernkraftwerks, was aber glücklicherweise die Wirren des Zerfalls der Sowjetunion nicht überlebte und nie an das Netz ging. Es folgt eine schwere Zeit für die Stadt, die ihrer wirtschaftlichen Grundlage beraubt war. In ca. 40km Umkreis gibt es keine Industrie und somit keine Einkommensquellen. Erst mit dem Tourismus kam wieder etwas Leben zurück.

Die Touristen mögen die Gebäude auch nicht, aber Luft und Wasser sind klar. Kilometerlange Sandstrände locken, die auch in der Saison nur leicht bevölkert sind. Mit einem SUV bekommt man auch in der Hochsaison noch ein einsames Plätzchen am Strand. Hier ein Überblick aus der Luft:
https://www.youtube.com/watch?v=5qYHUuRQeMI#t=100

Wir haben auch Wohnungen in diesen von außen hässlichen Häusern (die sind für die Ferienvermietung, aber innen sind die Wohnungen schon ok). 5km außerhalb haben wir ein kleines Häuschen mit ein wenig Garten (was Du ja auf meinem Avatar siehst). Da sieht es ein wenig anders in der Umgebung aus:
http://www.auswandern-webforum.de/forum ... 4005#54005

Gruß
Siggi

[Sascha Blodau]

... 5km außerhalb haben wir ein kleines Häuschen mit ein wenig Garten (was Du ja auf meinem Avatar siehst)...

..Häuschen? Das ist aber sehr dezent ausgedrückt..

[Siggi!]

Es ist wirklich ein kleines, einfaches Sommerhaus. Eine Datscha, sagt man hier, sogar ohne Heizung. Nur die äußere Formgebung ist etwas ungewöhnlich, da der Vorbesitzer ein Architekt war und man in UA bauen kann, wie es einem gefällt. Es ist weit davon entfernt, ein Schloss zu sein.

Gruß
Siggi

[Sascha Blodau]

..ah so....Dann ist es eben sehr geschickt fotografiert...

[Siggi!]

Was können wir froh sein, dass es hier ruhig ist. Woanders sieht es so aus:
http://news.mail.ru/politics/18758398/gallery/124242/

Gruß
Siggi

[Sascha Blodau]

..das ist ja richtig schön romantisch bei euch, wie ein kleines Dornröschen-Schloss..