Seit 4 Jahren Türkei

[Tulumbe]

Hallo, ich bin neu hier, ich bin im Vorruhestand und vor 4 Jahren in die Türkei ausgewandert. Ich werde allerdings nicht mehr allzulange hier bleiben, da mich doch einiges mittlerweile stört, z.B. der eklatante Bildungsnotstand der Bevölkerung, Preise steigen immens (obwohl mich das nicht so berührt, da ich Euros erhalte), Ausländer bescheisst man am besten, wenn sie einen angucken, sehen sie gleich Euros. Als Frau alleine hier ist auch nicht das Wahre - keine Lebensqualität. Ohne Türkischkenntnisse ist man verloren. Ich werde wohl wieder nach Europa zurueckgehen. Evtl. Spanien. Aber nach Deutschland will ich nicht zurueck.

[Siggi!]

Hallo Tulumbe,

herzlich Willkommen im Forum!

Es wäre nett, wenn Du im Forum Deine Eindrücke im Türkei-Bereich aufschreiben würdest, wenn es Deine Zeit erlaubt. Von solchen Insider-Berichten lebt ein Forum und sie helfen anderen vor der Auswanderung.

da mich doch einiges mittlerweile stört, z.B. der eklatante Bildungsnotstand der Bevölkerung

Darf ich mal fragen, warum Dich der "Bildungsnotstand" stört? Wie beeinflusst dies Dein Leben in der Türkei?

Preise steigen immens (obwohl mich das nicht so berührt, da ich Euros erhalte),

Ich hatte im Frühjahr mit Rentnern in Kemer gesprochen. Diese sagten mir, dass die Preise in den letzten 6 Jahren stark gestiegen seien. Da der Wechselkurs aber nur unwesentlich im Vergleich zu den Preisen gestiegen sei, empfinden sie alles als doppelt so teuer wie vor 6 Jahren.

In den letzten Jahren berichten immer mehr Auswanderer (aus ganz unterschiedlichen Ländern) von starken Preissteigerungen. Auch hier auf der Krim explodieren die Preise. Immobilien kann ich mittlererweile günstiger in DE als hier kaufen. Daran hat die Krise auch nichts geändert. Aber die Löhne der Bevölkerung sind nicht entsprechend gestiegen...

Gruß
Siggi

[arnego2]

Hallo Siggi
es scheint ein weltweites Phaenomen zu sein das die Preise steigen. Im Zuge der Entwicklung scheint es normal, alle wollen mehr verdienen, der Staat, der Beamte, der Angestellte, die Produzenten etc. Da muessen die Preise steigen.

Dazu kommt noch das der grad der Unwissenheit, was man auch als Ignoranz auslegen koennte, dazu fuehrt das man sich an den oberen Preislagen orientiert. So war es vor 10 Jahren so wer im dicht am Bauern wohnte konnte das Gemuese guenstiger erwerben. Jetzt mit Internet koennen auch die letzten Bauern sehen was das Gemuese im Discounter kostet und wollen das gleiche.

Ausländer bescheisst man am besten, wenn sie einen angucken, sehen sie gleich Euros

Ist ein wenig krass ausgedrueckt aber zum Bescheissen gehoeren immer 2. Einer der es tut und der andere der es mit sich machen laesst. Wer baut sollte vorher schriftlich festlegen was eingebaut wird, welche Kabelstaerken, Rohrdicken etc verwendet werden u.s.w sonst kann man schnell mehr bezahlen um die Qualitaet zu erhalten.

So ist es mit allem, wenn man zuviel Geld von dir verlangt..., dann zahl es nicht. Allerdings sollte man sich schon darueber klarsein das nur billig auch keine Qualitaet beinhaltet.

Die Unwissenheit wird sich auch in D breitmachen, Kinder kann jeder bekommen nur erziehen kann sie keiner. Fernsehen ersetzt keine Eltern und so trudeln wir weltweit in die selbe Dekadenz wie es den Roemern erging am Ende ihres Weltreiches. Denken muss man lernen. Und das ist schwer ohne "richtige" Eltern.

M-f-G
Arnego2

[Siggi!]

Hallo Arne,

da hast Du sicher recht, es ist ein weltweites Phänomen. Aber wenn ich mir einmal vorstelle, ich wäre Rentner mit kleiner Rente und wäre 2004 auf die Krim ausgewandert. Da könnte ich schon einen Schock bekommen, wenn jetzt alles ca. doppelt so teuer ist. Glücklicherweise ist das ja nicht meine persönliche Situation, aber so aus der Luft ist das nicht gegriffen. Die meisten Auswanderer ihr sind genau solche Rentner.

Die Preise für Heizung/Gas haben sich vervierfacht (ok davor war es auch wirklich schweinebillig). Restaurants sind überpropertional gestiegen. Neulich bin ich mit einem Bekannten essen gewesen: Wir haben 25 Euro zusammen gezahlt. Das sind Preise wie in DE! Das Restaurant zahlt aber Löhne, die bei 10-20% des Niveaus von DE liegen. Bei diesen Preisen (und vernünftiger Auslastung) ist also Reichtum für den Restaurantbesitzer vorprogrammiert.

2004 wären es im Restaurant noch unter 10 Euro gewesen. (Tut mir leid, ich kann es nicht genau sagen, ich mache privat keine Buchführung). Sicher sind viele Dinge immer noch günstiger als in DE, aber dafür hat man auf der anderen Seite auch mit einer schlechteren Infrastruktur zu zu kämpfen.

Schlimm finde ich es, wenn sie hier für schöne 1 Zimmer Wohnungen (gut renoviert) $110T wollen. Das steht in keiner Relation zu den Einkommensmöglichkeiten im Land! Total überteuert! Bei den Preisen investiere ich lieber in München.

Gruß
Siggi

[Jordania]

Wie stellt man Bildungsnotstand fest, wenn man kein Türkisch kann?

[henry]

Hallo, ich bin neu hier, ich bin im Vorruhestand und vor 4 Jahren in die Türkei ausgewandert........
Als Frau alleine hier ist auch nicht das Wahre

mit dieser auffassung rennst du bei mir offene tueren ein!

du bist in antalya - erstens - in asien und - zweitens - in einem muslimisch gepraegten land.

(zitat: "...annähernd 99 Prozent muslimischer Bevölkerung..."
http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkei)

hinzufuegen moechte ich allerdings, aus meiner sicht als mann:

als mann alleine duerfte dieses land "auch nicht das wahre" sein.

bitte, nichts weiter als meine persoenliche, durch meine in westdeutschland genossene erziehung gepraegte meinung

[Tulumbe]

Ich bin selbst Muslemin, mein verstorbener Mann war Iraner.
Ich spreche Türkisch
Mich ärgert es, sobald sie Europäer sehen, sagen sie Preis in Euro, statt in Lira 1:1. Ständig muss man dagegen anreden.
Auch gibt es Speisekarten für Touristen und welche für Einheimische. Argument: Wir sind ja viel reicher.
Bildungsnotstand: Kaum Türken sprechen englisch. Geht man zur Bank, Krankenhaus etc., ist man bei schwierigen Verhandlungen aufgeschmissen.
Prozentrechnung - Was ist das???
Es müsste viel mehr getan werden. Langsam wird es aber besser mit der jungen Generation.

[Siggi!]

Du musst dich aber auch mal fragen warum die beim Anblick bei Europäern direkt Euro Preise verlangen?

Das empfinde ich nicht als schlimm. Aber das man als Europäer andere Preise zahlen muss, nervt sicher schon. Ich habe dort mit Residenten gesprochen, die seit 6 Jahren dort leben. Selbst um einen Eimer Farbe zu einem vernünftigen Preis erhalten zu können, müssen sie ihre Nachbarn bitten, für sie den Preis zu ermitteln. Mir würde das auf Dauer gewaltig auf die Nerven gehen, wenn ich immer nur wahrnehmen würde: Jeder will mich hier übervorteilen. Das ist etwas, was für Deutsche gegen das Auswanderungsziel Türkei spricht.

Noch etwas, was unheimlich nervt: Man kann nicht in Ruhe durch die Straßen gehen, überall wird man angesprochen und soll animiert werden, zu essen, zu kaufen, etc.

Auch gibt es türkische Männer, die europäische Frauen als Freiwild betrachten und mit zweideutigen Angeboten überziehen. Einige fahren vermutlich deshalb in die Türkei, aber viele mögen dies überhaupt nicht.

Zu guten letzt gibt es auch noch bezness (sicher nicht nur in der TR):
http://www.1001geschichte.de/

Gruß
Siggi

[Siggi!]

Hallo Egeli,

das Du diese Probleme in TR nicht hast, glaube ich gern. Aber das ist nicht die Siutation, die ein normaler Auswanderer hat, denn dem sieht man auch nach Jahren noch an, dass er kein Einheimischer ist.

Gruß
Siggi

[Caribe-Klaus]

Also bin ich Ausländer dort auch nur als Goldesel willkommen ?

War das also doch einmal die richtige Entscheidung von mir - einem "Arschl..." Ausländer - einen Gutschein über einen einwöchigen Hotelaufenthalt (der mir ungewollt geschenkt wurde) doch einfach verfallen zu lassen. Ich hatte Null-Bock auf die Türkei. Sorry, auch heute immer noch nicht.

Gruss Klaus

[Siggi!]

ich kann halt den Touristen nur empfehlen

Als Tourist kann man alles mögliche akzeptieren. Die paar Stunden, in denen man nicht im Hotel ist, gehen schon um. Wir sind hier aber nicht in einem Reiseforum. Uns interessiert es, wie es ist, wenn man dort wohnt.

Wenn man dann Tag für Tag mit zu hohen Preisforderungen und Kauf-Animationen konfrontiert wird, dann glaube ich schon, dass der eine oder andere dann von solch einem Land als Wohnsitz Abstand nimmt.

Gruß
Siggi

[vallartina]

Wie das ist, kann ich Dir aus meiner Sicht gerne sagen, weil es nicht nur auf die Türkei, sondern auf alle Länder mit "Basar-Kultur" (ich meine das nicht abwertend) zutrifft:
Wenn ich bei meinen regulären Einkäufen auf 50 mtr. Strecke 50 mal am Arm gepackt, gezogen werde, "come in my shop, look, my...." hört man irgendwann auf "no, thanks" zu sagen. Nach sehr kurzer Zeit habe ich mir abgewöhnt, höflich abzulehnen, wiederum kurze Zeit später ging ich nur noch mitten auf der Strasse (sofern möglich) und nicht mehr nah an den Läden entlang, und wiederum wenige Zeit danach schrie ich alle 5 Meter: "la'a!!!" und fuchtelte wie eine Irre mit den Armen. Dies hilft wirklich nur für 5 Meter, sprich von einem Lädcheneingang zum nächsten, nach dem Einkauf hat man einen rauhen Hals. Es nervt!
Wenn die Verkäufer nur reden oder ihre Produkte schreiend anpreisen würden, könnte ich damit leben, aber dieses Anfassen habe ich dicke!

[Tulumbe]

Um es hier klarzustellen. Man wird in Antalya nicht in Läden hineingezogen und nicht zum Kauf animiert. Es ist mittlerweile in der Türkei verboten. Es geht darum, dass man auf dem Bazar zu den Händlern geht - ein Gegenstand betrachtet, sie gucken einen an, und sagen gleich soundsoviel Euro. Vor mir war aber eine Türkin und fragt, was es kostet, dann sagte der Händler es in Lira (Hälfte). Auf die Dauer ist es schlimm, sich immer rechtzufertigen, dass man YERLI = Resident ist. Ich finde diese Zwei-Preis-Absprachen nicht okay. Habe ich bisher auch nur in der Türkei erlebt. Ich habe auch gehört, dass es auch noch andere Preise für Deutschtürken gibt.

[henry]

Ich finde diese Zwei-Preis-Absprachen nicht okay. Habe ich bisher auch nur in der Türkei erlebt.

na, tulumbe, dann musst du nur etwa mal hier in lateinamerika nach kuba kommen, da gibt es sogar 2 waehrungen, eine fuer die einheimischen und eine fuer die touristen.

du glaubst nicht, wie wohltuend das fuer mich ist, inzwischen da nicht mehr, sondern in kolumbien zu sein. da gibt es eine waehrung und einen preis.

und wenn hier das mittagessen 5000 pesos kostet, damit es sich der kol. arbeitnehmer leisten kann, dann kostet es eben auch fuer den touristen 5.000, auch wenn das umgerechnet nur 2,10 euro sind.

[Jordania]

Siggi, das ist halt eher Tourismusortspezifisch. In anderen Teilen der Türkei habe ich so etwas nie erlebt. Und an der Küste reichten i.d.R. ein paar passende Worte in türkisch, dann ging es auch so. Trotzdem würde ich nie an der Küste westlich von Alanya bis hinauf nach Izmir leben wollen.