Ich bin jetzt 41 Jahre alt, Single und Informatiker.
Als ich so 12-20 war, war Auswandern irgendwo ein utopischer Wunschtraum - Mit 12 (extrem) : je weiter weg, desto besser muss es doch sein e.t.c.; Mit 20 (etwas abgedämpfter) : Da draußen könnte es doch einen Ort geben, der interessanter ist....
Als ich dann 1997/1998 7 1/2 Monate areitslos war (eigentlich nur 1/2 Monat arbeitslos, restliche 7 Monate mit HalbtagsHilfsJob überbrückt), holte ich den alten Wunschtraum aus der Schublade und schrieb ein paar Bewerbungen nach UK. Ein Vorstellungsgespräch, ansonsten leider nichts.
2006 verlor ich dann wieder meinen Job und war 5 Monate arbeitslos (bis März 2007). Diesmal wurde die Mehrzahl der Bewerbungen (über 200) nach UK/Irland geschickt. Ergebnis: 1 Vorstellungsgespräch in London, eins in Dublin.
Zu diesem Zeitpunkt stand für mich fest, daß ich demnächst (so 2009/2010) eine größere Bewerbungsaktion in Dublin oder London starten würde ohne arbeitslos zu sein.
Im April 2007 kam dann der Wendepunkt:
Greencard-Lotterie gewonnen.
Am 1.10.2007 folgte das Interview in Frankfurt.
Im Januar 2008 kamen dann die Einwanderungspapiere.
Vom 17. März bis zum 29. März war ich dann in New York. Hatte am 19. März ein Vorstellungsgespräch in Boston und am 21. März eins in New York. Am 28. März bin ich dann zu einam Vorstellungsgespräch nach Milwaukee geflogen (eingeflogen am morgen, ausgeflogen dann am späten Abend).
Vorletzte Woche kam dann die email aus Milwaukee, daß ich die Position kriege. Der Arbeitsvertrag traf kurz danach mit FedExpress ein.
Jetzt löse ich meine Wohnung auf, und irgendwann in der ersten Maihälfte geht es rüber....(brauche jetzt SSN, DL, Apartment, Konto, Gebrauchtwagen - der Hilferuf hierzu befindet sich hier ).
Meine Motivation/Hoffnungen/Erwartungen?
Zum Teil ist meine Motivation destruktiv:
Einerseits gefallen mir einige Dinge hier in D überhaupt nicht. Z.B. wäre ich in Januar/Februar 1999 eigentlich arbeitslos gewesen, habe mir aber einen unterbezahlten HalbtagsHilfsJob genommen, bei dem ich weniger verdient habe, als ich an Arbeitslosengeld bekommen hätte.
Der Dank dafür:
Jemand, der in der gleichen Situation Arbeitslosenhilfe kassiert, bekommt sofort mehr Geld und später auch mehr Rente

Des weiteren: Am Ende meines Lebens werde ich eher die Dinge bereuen, die ich nicht getan/versucht habe. Und weniger solche Dinge, die ich getan habe (selbst wenn es schiefgehen sollte).
Hoffnungen?
Neue Eindrücke. Weniger Bürokratie. Insgesamt mehr Flexibilität (in Boston war ich ursprünglich nur auf einer Jobbörse, eine Personaldame dort hatte mir dann kurzfristig ein Vorstellungsgespräch bei ihrer Firma organisiert - nach dem Motto "Nehmen sie sich ein Taxi und...".
Andere Kultur. Sollte ich erfolgreich in den USA eine Existenz aufbauen und mich dort einleben, wäre das wahrscheinlich eine enorme Bereicherung für mich.
Und daß ich einige Dinge an mir selber ändere. Habe manchmal Probleme, auf Leute zuzugehen e.t.c. Mein erster Aufenthalt in den USA war so eine Art erzwungene Schocktherapie. Jetzt *musste* ich mal in einem fremden Land auf einer Jobbörse unbekannte Menschen ansprechen, wobei man sofort meinen Akzent hörte.
Und insgesamt mehr Sicherheit. Ich weis, daß klingt irgendwie widersprüchlich - Stelle und Wohnung in D aufgeben, in die USA ziehen und dann auf "Sicherheit" hoffen. Ich meine dies langfristig. Sollte ich komplett scheitern und nach wenigen Monaten zurückkehren: Ich weis, daß ich hier in D innerhalb eines halben Jahres wieder einen vollwertigen Arbeitsplatz haben werde. Sollte ich nach 2 Jahren Unzufriedenheit zurückkehren: 2 Jahre Auslandserfahrung sind im Lebenslauf etwas ziemlich wertvolles. Sollte ich dort drüben Wurzeln schlagen, steht mir bei Arbeitslosigkeit ein wesentlich größerer Arbeitsmarkt zur Verfügung der auch wesentlich flexibler ist. Und zur Not kann ich immer noch zurückkehren....
Erwartungen?
Ich erwarte eine Menge Schwierigkeiten. Muß wieder Fahren lernen. Muß mir ein möbliertes Apartment/Studio suchen. SSN besorgen. Konto eröffnen. Es gibt bestimmt eine Menge von Kleinigkeiten, die ich komplett übersehen habe oder deren Schwierigkeit ich unterschätze.
Eine harte Einarbeitungszeit. Schwierigkeiten mit vielen einfachen Dingen des Alltags.
Später dann erwarte ich eine Befriedigung - so nach einem halben Jahr oder so - wenn ich es schaffen sollte, mich einzuleben.
Gruß
Roland